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Die französischsprachige Provinz Québec steht ganz besonders unter dem Druck der anglophonen Eliten Kanadas und deren frankokanadischen Handlangern.

Kommunisten der Frankophonie rufen zur Verteidigung der Nationalsprachen auf

Eine gemeinsame Bekämpfung der imperialistischen Sprach- und Kulturpolitik und die Verteidigung der Nationalsprachen haben sich die KP Québec (PCQ) und der Pol der kommunistischen Erneuerung in Frankreich (PRCF) auf die Fahne geschrieben. Kultur und Sprache dienen Washington als Mittel, seine globale Hegemonie Washingtons um jeden Preis aufrechtzuerhalten. In einer gemeinsamen Erklärung wird darauf hingewiesen, dass mit der Unterstützung der globalen Finanzoligarchien, eines Grossteils der Arbeitgeber und zahlreicher von ihnen bezahlter Medien die Einführung einer einzigen Weltsprache für Arbeit und Handel angestrebt wird. Die Autoren der Erklärung rufen zu einer Sprachoffensive antiimperialistischer, antikapitalistischer und antihegemonistischer Natur auf. Wenn die Kulturpolitik der Rechten überlassen werde, werde sie für den Rassismus instrumentalisiert, wird gewarnt.

Nach mehreren bilateralen Treffen haben die Kommunistische Partei der kanadischen Provinz Québec (PCQ) und des Pôle de Renaissance Communiste en France (PRCF) eine gemeinsame Erklärung zur Verteidigung der Nationalsprachen verfasst. Gemeinsam wurde eine imperialistische, kapitalistische und hegemonistische Sprach- und Kulturpolitik abgelehnt, die eine Bedrohung für die weltweite sprachliche Vielfalt im allgemeinen und für die französische Sprache und die Frankophonie im Besonderen darstellt. Veröffentlicht wurde sie von den beiden Parteien an zwei symbolträchtigen Tagen: In Québec am 24. Juni, dem Nationalfeiertag Québecs und 189. Jahrestag des sogenannten historischen Banketts von Montreal. Dieses hatte den Auftakt zum Kampf der Patrioten von 1837 bis 1838 gebildet, bei dem der Patriotenführer Ludger Duvernay den ersten Toast auf die Gäste ausbrachte mit den Worten: «Auf das Volk, die Urquelle aller legitimen Autorität». In Frankreich erfolgte die Veröffentlichung am 14. Juli, dem Jahrestag des Sturms auf die Bastille und dem 88. Jahrestag der Gründungsversammlung der antifaschistischen Volksfront.

Gemeinsam eine imperialistische, kapitalistische und hegemonistische Sprach- und Kulturpolitik bekämpfen, die eine Bedrohung für die weltweite sprachliche Vielfalt im Allgemeinen und für die französische Sprache und die Frankophonie im Besonderen darstellt.

Gemeinsame Erklärung der Kommunistischen Partei von Québec und des Pôle de Renaissance Communiste en France vom 24. Juni / 14. Juli 2023


In Québec und Frankreich sowie auf allen fünf Kontinenten, wo Französisch die Muttersprache der Bürger ist (d. h. in vielen afrikanischen Ländern, im französischsprachigen Teil Belgiens, in der schweizerischen Romandie, im Aostatal usw.) oder zumindest eine ihrer Arbeits- oder Referenzsprachen bleibt, wird aggressiv eine imperialistische Sprachpolitik betrieben, die methodisch das Angloamerikanische auf Kosten des Französischen und des internationalen frankophonen Faktums fördert. Diese hegemonistische Sprach- und Kulturpolitik wird seit Jahrzehnten von den imperialistischen angelsächsischen Staaten, allen voran den USA und Grossbritannien, arrogant vorangetrieben.

Auf dem alten Kontinent wird diese politisch-kulturelle Strategie, die darauf abzielt, das Französische und andere Nationalsprachen zu verdrängen, um sie methodisch durch das «All-Englisch» der neoliberalen Euro-Globalisierung zu ersetzen, zynisch von der Europäischen Union übernommen, die immer offener der Nato und ihrer Linie unterworfen ist, die globale Hegemonie Washingtons um jeden Preis aufrechtzuerhalten. Diese schädliche sprachliche Ausrichtung zielt übrigens auch auf den Gebrauch des Deutschen im deutschsprachigen Raum, des Italienischen in Italien und in der italienischsprachigen Schweiz, des Polnischen in Polen usw. ab. Ihr Ziel ist es, mit der mehr oder weniger erklärten und komplizenhaften Unterstützung der globalen Finanzoligarchien, eines Grossteils der Arbeitgeber und zahlreicher von ihnen bezahlter Medien eine einzige Weltsprache für Arbeit und Handel einzuführen.

Ihre Verallgemeinerung und Offizialisierung, möglicherweise in Verbindung mit der laufenden Umstellung der Produktivkräfte auf «alles Digitale» und der masslosen Ausweitung der künstlichen Intelligenz, wäre verheerend, nicht nur für die Kultur, die Souveränität und die nationale Existenz vieler Völker und Länder, nicht nur für die sprachliche Vielfalt und den Pluralismus, die für die kulturelle Dynamik der Menschheit unerlässlich sind, sondern auch für alle sozialen und lohnbezogenen Errungenschaften der Arbeitnehmer und Selbstständigen (Handwerker, Fischer, Kleinhändler, kleine und mittlere Bauern und Viehzüchter) aller Länder. Letztere wären nämlich gezwungen (und sind es zum Teil bereits), ausschliesslich in der Sprache des amerikanischen Imperialismus zu arbeiten, und diejenigen, die diese Sprache kaum oder nur mit Schwierigkeiten sprechen oder sie mit einem allzu deutlichen Akzent aussprechen, würden de facto ausgegrenzt oder deklassiert: mit einem Wort, diskriminiert.

Hinzu kommt in Québec sowie in den Regionen Kanadas, in denen es noch frankophone Minderheiten gibt, eine langjährige diskriminierende Politik gegenüber den geschundenen, geschwächten, wenn nicht sogar grösstenteils anglisierten frankophonen Minderheiten, die die Folge jahrzehntelanger ungerechter und demütigender Gesetze ist, die den Französischunterricht illegal machten: dies war beispielsweise 1916 in Manitoba der Fall … und erst 1976 wurde der Status des Französischunterrichts in dieser Provinz wiederhergestellt, wiewohl ein Grossteil der Franco-Manitobaner in der Zwischenzeit zum Englischen gewechselt hatte. Dasselbe Szenario, mit einigen Varianten, spielte sich auch anderswo ab, insbesondere für das Volk der Akadier in den Atlantikprovinzen, die Franko-Ontarier, die Fransaskois [französischsprachige Bewohner der kanadischen Provinz Saskatchewan] usw. Die meisten dieser Menschen sind heute noch in der Lage, die Sprache wieder zu verwenden.

Von all dem sind bis heute irreversible Folgen geblieben, wenn es nicht sogar der Verlust der Sprache ist. Und das gilt auch für die Vereinigten Staaten, insbesondere für den Bundesstaat Louisiana, in dem ab 1755 Tausende von Akadiern deportiert wurden, weil sie sich – nachdem Frankreich ihre dortige Kolonie England abtreten musste – den Anglisierungsmassnahmen der britischen Krone widersetzt hatten. Die gleichen Folgen gelten für die Staaten im Mittleren Westen der USA und für Neuengland, wo sich ab dem 19. Jahrhundert Millionen von frankokanadischen Wirtschaftsimmigranten (wie man damals sagte) niederliessen. Die meisten dieser Frankoamerikaner verloren ihre Sprache und in vielen Fällen auch ihre Familiennamen, die anglisiert wurden (die Boisverts wurden zu Greenwoods, die Lebruns zu Browns und so weiter).

Der alte Wille der anglophonen Eliten Kanadas, unterstützt von ihren frankokanadischen Handlangern, die sich dem «Bon-Ententismus» verschrieben haben oder einfach nur Kollaborateure sind, und mit stillschweigender Zustimmung und starker Unterstützung Washingtons und Londons, das Französische zu entmachten und die eigene Sprache (die Sprache der Herren) durchzusetzen, hat dazu beigetragen, das Französische am Rande zu halten, Québec zu schwächen sowie alle Versuche Québecs, das Französische wirksam zu verteidigen, zu neutralisieren und Formen der nationalen und sprachlichen Unterdrückung aufrechtzuerhalten oder schleichend zu erschweren. Dies ähnelt in gewisser Weise dem grossrussischen Chauvinismus, den Lenin seinerzeit beschrieb. Das Ziel ist, wie man unschwer erkennen kann, die Assimilation der ehemals Französischsprachigen, indem Québec kulturell und wirtschaftlich vereinnahmt wird. Dies gilt umso mehr, als Québec auf internationaler Ebene tatsächlich ein hartnäckiges Hindernis für die Liquidierung des Französischen und der internationalen Frankophonie darstellt und seine blosse Existenz mitten in Nordamerika die Errichtung eines sprachlich «entsegmentierten» transatlantischen Grossmarkts verhindert, der sich noch besser als heute für den «freien und unverfälschten Wettbewerb» der transatlantischen Freihandelsverträge eignet …

In Frankreich selbst haben die euro-formatierten Präsidenten, die seit dem Abgang von Jacques Chirac aufeinander folgten, alle zur strukturellen Schwächung der französischen Sprache beigetragen. Sie haben alle heimtückisch den Umstieg des Landes auf All-Globish gefördert, indem sie Artikel IIa der französischen Verfassung ignorierten, der besagt, dass «die Sprache der Republik Französisch ist», und die Augen vor dem Gesetz verschlossen, das besagt, dass «Französisch die Sprache der Arbeit, des Austauschs und des Unterrichts» ist. Diese Angriffe auf die Offizialität des Französischen gipfeln in Emmanuel Macron, der in perfekter Absprache mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau alle Bemühungen blockiert, die Internationale Organisation der Frankophonie (OIF) zu einem Raum des weltweiten Widerstands gegen die sprachliche Uniformierung zu machen.

Hinzu kommt, dass es schwierig ist, eine Form von antiimperialistischer Emanzipation in der fast gleichzeitigen Entscheidung mehrerer Regierungen im Maghreb und in Subsahara-Afrika zu sehen, die französische Sprache, die zweifellos ein Erbe des (glücklicherweise schwindenden und in der Krise befindlichen) Kolonialismus ist, zugunsten eines Angloamerikanischen, das von einem kriegslüsternen und nach Expansion in alle Richtungen strebenden Weltreich getragen wird, schulisch zu deklassieren. Letztendlich läuft diese Politik darauf hinaus, Peter auszuziehen, um Paul anzuziehen, indem man – nicht ohne Grund – den schwindenden Imperialismus ins Visier nimmt, um den global hegemonialen Imperialismus besser zu beweihräuchern.

Ideologische Hindernisse, die wir gemeinsam überwinden müssen

Noch besorgniserregender ist, dass eine gewisse kulturelle Linke pseudointernationalistischer Natur den Widerstand der Volksmassen und der Arbeiterbewegung gegen die kontinentale und weltweite sprachliche Angleichung der Völker – je nach Land unterschiedlich – einschränkt oder lähmt, da bestimmte Kräfte die falsche Vorstellung verinnerlicht haben, dass jede Verteidigung der nationalen Merkmale eines Volkes mit einer Form von fremdenfeindlichem Chauvinismus gleichzusetzen wäre. Sicherlich konnte der französische Kolonialismus in der Vergangenheit das Französische dazu benutzen, die Identität der kolonisierten Völker zu leugnen oder die einheimischen Sprachen zu unterdrücken – was übrigens die UdSSR keineswegs tat, die in ihren 15 konstituierenden Republiken die leninistische Sprachlinie umsetzte und vielen der auf dem Gebiet der Union gesprochenen Sprachen ein Alphabet und eine Literatur gab. In Kanada konnte das Französische ebenso wie das Englische dazu dienen, bereits existierende indianische Sprachen zu verdrängen, und das Gleiche geschah im «französischen» Afrika.

Es versteht sich von selbst, dass die KPQ und die PRCF als Internationalisten dafür eintreten, dass alle diese Sprachen mit erheblichen staatlichen Mitteln ausgestattet werden, um ihre Würde und Dynamik wiederzuerlangen. Aber die Anprangerung des Kolonialismus, der aus der Vergangenheit geerbt wurde und in der Gegenwart in Form der neokolonialen «Françafrique» weiterlebt (deren Rückzug in Mali oder Burkina Faso eine ausgezeichnete Sache ist), darf nicht als Vorwand dienen, um das neokoloniale Kulturunternehmen von globalem Ausmass zu rechtfertigen oder stillschweigend zu begleiten, das darauf abzielt, von nun an alle Nationen zu unterwerfen, alle existierenden Sprachen und Kulturen einer einzigen unterzuordnen, nämlich der des imperialistisch-hegemonialen angelsächsischen Raums, dessen fortschreitende Herrschaft sich durch eine wilde und ungezügelte De-Segmentierung des Sprachraums noch weiter auszudehnen und zu intensivieren versucht.

Eine solche De-Segmentierung, die frei von jeglicher Kontrolle durch das Volk und von jeglichem demokratischen Mandat der Völker ist, hätte kein anderes Ziel, als die kulturelle, kommerzielle, politische und sogar militärische Dominanz des Kapitalismus, des Imperialismus und des Hegemonismus zu verstärken: Mit einem Wort, der Widerstand gegen den Kolonialismus von gestern kann nicht dazu dienen, die stillschweigende Kollaboration durch Unterlassung bestimmter angeblich fortschrittlicher Kräfte mit dem globalen Hegemonismus von heute und morgen zu rechtfertigen.

Allgemeiner gesagt, darf man den volksnahen und demokratischen Patriotismus ebenso wenig mit fremdenfeindlichem Nationalismus verwechseln, wie man den kapitalistischen Kosmopolitismus der Profitjäger mit der internationalen Solidarität der kämpfenden Völker und Arbeiter identifizieren sollte! Deshalb rufen wir, französische und Québecsche Kommunisten, gemeinsam zu einer Sprachoffensive auf, die antiimperialistischer, antikapitalistischer und antihegemonistischer Natur ist. Dies ist umso notwendiger, als rechte oder sogar rechtsextreme Kräfte, wie in Frankreich die Lepénistische Gruppierung, die berechtigten Bestrebungen der Völker, ihre Souveränität zu verteidigen und stolz ihre eigene Muttersprache zu sprechen, ausnutzen und missbrauchen, um in Wirklichkeit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu fördern, die Arbeiterklasse nach «ethnischen» Kriterien zu spalten und gleichzeitig Frankreich im Korsett der tödlichen Institutionen der kapitalistischen und euro-atlantischen Globalisierung zu halten!

Darüber hinaus unterschätzen bestimmte politische und gewerkschaftliche Kreise, die sich als links bezeichnen, die kulturellen Herausforderungen des Klassenkampfes und beharren trotz Lenins bekannter Widerlegung des menschewistischen und sozialdemokratischen «Ökonomismus» darauf, den gesellschaftspolitischen Kampf allein auf das wirtschaftliche und soziale Terrain zu beschränken, mit einem Wort, auf das Terrain der Gewerkschaften. Sie ignorieren Lenins Aufruf, alle gesellschaftlichen Felder zu besetzen, indem sie die Arbeiterklasse und ihre kommunistische Partei an die Spitze der demokratischen und kulturellen Kämpfe stellen, zu denen auch die Verteidigung der Nationalsprache und im weiteren Sinne die Verteidigung der nationalen Souveränität gehört. Wie Antonio Gramsci, der grosse italienische kommunistische und antifaschistische Führer und ausgebildete Linguist, schrieb:
«Jedes Mal, wenn die Frage der Sprache auf die eine oder andere Weise auftaucht, bedeutet dies, dass eine Reihe anderer Probleme sich durchsetzt: die Bildung und Erweiterung der herrschenden Klasse, die Notwendigkeit, innigere Beziehungen zwischen den herrschenden Gruppen und der nationalen Volksmasse herzustellen, das heisst, die kulturelle Hegemonie neu zu organisieren.»

Es wäre also ein opportunistischer Fehler, dem «nationalen» Teil der Bourgeoisie eines bestimmten Landes die führende Rolle im kulturellen, politischen und sprachlichen Kampf zu überlassen, und diesen Fehler hat die Kommunistische Partei Frankreichs keineswegs begangen, als sie zum Beispiel während der deutschen Besatzung unter der Leitung von Elsa Triolet und Louis Aragon die Untergrundzeitschrift «Les Lettres françaises» herausgab.

Soziopolitische Achsen für eine mögliche gemeinsame kulturelle Gegenoffensive

Mehr denn je müssen daher die kulturellen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Klassenkonfrontation mit den sozioökonomischen Dimensionen des Kampfes verknüpft werden. Es ist die gleiche Bewegung, mit der das oligarchische Kapital in seinem besessenen Wettlauf um maximalen Profit die sozialen Errungenschaften der Arbeitnehmer, die öffentlichen Dienste, die nationalen Arbeitsplätze in Industrie, Fischerei und Landwirtschaft angreift und auch alle sprachlichen, historischen und kulturellen Bezugspunkte der Völker abbaut, denn ein Volk, das seiner Sprache und seiner Erinnerung beraubt ist, ist nur noch eine erniedrigte, schutzlose und würdelose Menge. Unsere Klasse, die der abhängig Beschäftigten, muss daher gemeinsam alle ihre Errungenschaften verteidigen, nicht um auf ihnen zu verharren, sondern um sie zu erweitern, während sie gleichzeitig auf globaler Ebene die grosszügige Idee souveräner, gleichberechtigter und brüderlicher Nationen verteidigt, die ihre kulturelle Vielfalt teilen, um eine neue Gesellschaft aufzubauen, die von kapitalistischer Ausbeutung und imperialistischer Unterdrückung befreit ist: eine sozialistische Gesellschaft auf dem Weg zum Kommunismus.

Wir müssen auch gemeinsam und möglichst auf internationaler Ebene, wie diese erste Erklärung frankophoner kommunistischer Organisationen einen bescheidenen Versuch unternimmt, über eine neue Konzeption der Frankophonie nachdenken, eine offen antikolonialistische, antiimperialistische Konzeption, die wie nie zuvor das Recht auf brüderliche und gleichberechtigte Teilhabe an diesem gemeinsamen Gut der Völker der Frankophonie, der französischen Sprache, einräumt, unabhängig davon, ob diese Völker in Afrika, Amerika, Europa oder Ozeanien leben. Wie können wir beispielsweise gemeinsam französischsprachige Chansons, Poesie, Literatur, Philosophie, Theater, Filme, Wissenschaft, Technik usw. in fruchtbarer Verbindung mit den sozialen, kulturellen, feministischen, umwelt- und staatsbürgerlichen Kämpfen unserer jeweiligen Völker fördern?

In diesem Sinne ist es wichtig, in den Arbeiter-, Lehrer-, Studenten- und Landarbeitergewerkschaften darauf hinzuarbeiten, dass ein offensives soziolinguistisches und soziokulturelles Bewusstsein wächst, das es den Arbeitern und ihren Klassenorganisationen ermöglicht, die Führung zu übernehmen, ohne sich von anderen nicht-oligarchischen Sektoren, die die nationale Kultur und die französische Sprache verteidigen, zu isolieren, den kulturellen Kampf gegen die Umstellung auf die Einheitssprache, die vom US-Imperialismus, der nach panamerikanischer, paneuropäischer, panafrikanischer und wenn möglich weltweiter Hegemonie strebt, aufgezwungen wird, zu führen.

Das bedeutet auch, im Geist des gemeinsamen Kampfes und brüderlichen Widerstands den unterdrückten indigenen Völkern, wo es sie gibt, die Hand zu reichen, um ihren ursprünglichen Sprachen und ihrer Kultur ihren Platz zurückzugeben, aber auch den Arbeitern mit Migrationshintergrund: Das kapitalistische Gastland, das sie (über-)ausbeuten will, muss gezwungen werden, in seinen Schulen nicht nur Englisch oder andere europäische Sprachen zu lehren, wie es bereits der Fall ist, sondern auch die wichtigsten Sprachen der Einwanderer.

Abschliessend sollten wir uns daran erinnern, dass für uns Marxisten-Leninisten die freie Verschmelzung der Nationen in einer zukünftigen kommunistischen Menschheit, die reich an Vielfalt ist, keineswegs die Zerschlagung kleiner und mittlerer Nationen und damit auch ihrer Sprachen und Kulturen bedeuten wird. Noch weniger wird es den Triumph einer Supernation bedeuten, die umso unterdrückerischer ist, je mehr sie alle anderen mit Waffengewalt und/oder – scheinheiliger – durch das, was ihre Bewunderer als «Soft Power» bezeichnen, in die Ohnmacht und den endgültigen Status von Untergebenen getrieben hat. Nicht ohne kompensatorisch den Weg für schreckliche fremdenfeindliche, rassistische und faschistische Gegenangriffe zu ebnen, denn es ist nie bedeutungslos, den Völkern ihre Sprache, d. h. ihren freien Zugang zum kollektiven Wort, zu nehmen … Kurz gesagt, frei nach dem italienischen Schriftsteller Umberto Eco, kann die Sprachverständigung der kommenden Welt nicht das All-Globish des kapitalistischen Grossmarkts sein, das durch Krieg, schulische Konditionierung und/oder unaufhörliche Medienschikanen aufgezwungen wird, sondern die Übersetzung. Dies wird insbesondere durch die Fähigkeit jedes Menschen geschehen, mehrere Sprachen zu sprechen, ohne seine eigene zu opfern, weit entfernt von jeder aufgezwungenen Einheitssprache, auch vom All-Französischen!

24. Juni 2023/14. Juli 2023
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Originaltext der Erklärung