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Wie kam es zur Schweiz?

Aus ökonomischen Gründen sind die Proletarier gezwungen, ihre Arbeitskraft den Ausbeutern von sich aus anzubieten. Unter der Feudalherrschaft wird die Ausbeutung durch ausserökonomischen Zwang durchgesetzt: Schwertgewalt und Androhung ewiger Höllenqualen für unfügsame Bauern. Was nun im Gebirge besonders in Rechnung schlägt, ist das Missverhältnis zwischen den hohen Kosten des zur Eintreibung der Beute erforderlichen ausserökonomischen Zwangs einerseits, und anderseits der mageren Beute, die als Mehrprodukt aus den Bergländern herauszuholen ist.


Übersicht:

Zum militärischen Aspekt

Friedrich Engels hielt sich mehrmals in der Schweiz auf und kannte die Geschichte der Eidgenossenschaft gut genug, um dank seiner Methode des historischen Materialismus die wesentlichen Entwicklungen der Landesgeschichte in der Tiefe zu erkennen und in Kürze zusammenzufassen. Ein solcher grober Wurf der Schweizer Geschichte findet sich im Aufsatz «Kriegsführung im Gebirge einst und jetzt» von 1857, der als Leitartikel in der «New-York Daily Tribüne» erschien. Zur Einleitung in sein eigentliches Thema, die Untersuchung der damaligen Verteidigungsmöglichkeiten der Schweiz, gibt Engels folgenden historischen Abriss:[1]

«Die vor kurzem entstandene und noch nicht völlig beseitigte Möglichkeit eines Einfalls in die Schweiz hat verständlicherweise das öffentliche Interesse nicht nur für die Verteidigungskräfte der Gebirgsrepublik, sondern auch für die Kriegführung im Gebirge überhaupt wieder aufleben lassen. Man neigt im allgemeinen dazu, die Schweiz für uneinnehmbar zu halten und eine Invasionsarmee mit jenen römischen Gladiatoren zu vergleichen, deren «Ave, Caesar, morituri te salutant»[2] so berühmt geworden ist. Wir erinnern uns an Sempach und Morgarten,[3] an Murten und Grandson,[4] und es heisst, dass es für eine fremde Armee recht leicht sein soll, in die Schweiz einzudringen, dass es aber, wie der Narr des Albrecht von Österreich[5] sagte, schwer sein werde, wieder herauszukommen. Selbst Militärfachleute werden ein Dutzend Namen von Gebirgspässen und Defileen nennen können, wo eine Handvoll Leute leicht und erfolgreich einigen Tausend der besten Soldaten Widerstand leisten kann.
Diese traditionelle Uneinnehmbarkeit der sogenannten Bergfestung Schweiz datiert aus der Zeit der Kriege mit Österreich und Burgund im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Damals war die Hauptkraft der Eindringlinge die gepanzerte Kavallerie der Ritter; ihre Stärke lag in dem unwiderstehlichen Ansturm auf Heere, die keine Feuerwaffen besassen. Aber dieser Ansturm war in einem Lande wie der Schweiz unmöglich, wo Kavallerie selbst jetzt nutzlos ist, ausser der ganz leichten, wenn sie in kleiner Zahl eingesetzt wird. Um wieviel nutzloser waren es die Ritter des vierzehnten Jahrhunderts, behindert durch fast einen Zentner Eisen. Sie mussten absitzen und zu Fuss kämpfen; dadurch ging ihr letzter Rest an Beweglichkeit verloren; die Angreifer wurden in die Defensive gezwungen und konnten sich, wenn sie in einem Gebirgspass abgefasst wurden, nicht einmal gegen Keulen und Stöcke verteidigen. Während der Burgunderkriege[6] hatte die Infanterie, mit Piken bewaffnet, innerhalb der Armee an Bedeutung gewonnen, auch waren bereits Feuerwaffen eingesetzt worden, aber noch war die Infanterie durch die schwere Schutzausrüstung behindert, die Kanonen waren schwer und Handfeuerwaffen plump und relativ nutzlos. Die ganze Ausrüstung war den Truppen immer noch so hinderlich, dass diese für einen Gebirgskrieg völlig untauglich wurden, besonders zu einer Zeit, wo man kaum davon reden kann, dass Strassen existiert haben. Die Folge war, dass diese wenig beweglichen Armeen steckenblieben, sobald sie in schwierigem Gelände in Kämpfe verwickelt wurden, während die leichtbewaffneten Schweizer Bauern in der Lage waren, offensiv zu kämpfen, den Gegner zu überlisten, zu umzingeln und schliesslich zu schlagen.
Nach den Burgunderkriegen wurde die Schweiz drei Jahrhunderte lang niemals ernsthaft angegriffen. Die Überlieferung von der Unbesiegbarkeit der Schweizer wurde eine ehrwürdige Tradition, bis die Französische Revolution, ein Ereignis, das so viele ehrwürdige Traditionen zerschlug, auch diese zerstörte – wenigstens bei denjenigen, welche die Kriegsgeschichte kennen.»
(Engels 1857)

Zu den Umständen, denen die Schweiz ihre Entstehung verdankt, gehört also ihre gebirgige Lage, allein schon aus militärischen Gründen. Die These der Unneinnehmbarkeit der Bergfestung Schweiz wurde in der napoleonischen Zeit durch die Operationen Suworows über den Gotthardpass (2’108 m ü. M.) widerlegt. Engels verweist auf die Ansicht Napoleons, wonach ein Weg, bei dem eine Ziege durchkommt, auch von einer Armee begangen werden kann. Dabei war Suworow nicht der erste, der seine Soldaten ins hohe Gebirge brachte. Schon im Jahre 1211 führte der mächtige Herzog Berthold V. von Zähringen einen erfolglosen Zug über die Grimsel (2’165 m ü. M.). Zweihundert Jahre später, im Spätherbst 1419, überschritt ein Heereszug von 13’000 Bernern die Grimsel. Aber angesichts des frühen Wintereinbruchs und der damit verbundenen Gefahr, durch den Schnee von der Basis abgeschnitten zu werden, zogen es die Kommandanten vor, den Rückweg anzutreten, bevor es zu grösseren Gefechten kam. Wie schon Hannibal im Zweiten Punischen Krieg im Jahre 218 v.u.Z. demonstriert hatte, kann sogar ein grosses Heer die Alpen überqueren, allerdings zu einem hohen Preis. Bei seiner Alpenüberquerung über den Kleinen Sankt Bernhard (2’188 m ü.M.) verlor der karthagische Feldherr die Hälfte bis zwei Drittel seiner Soldaten und Dutzende von Kriegselefanten, wenn man den antiken Quellen glauben will, die von den siegreichen Römern hinterlassen wurden. Die Verluste durch die Alpenüberquerung betrugen demnach ein Mehrfaches der Verluste, mit denen in einer grösseren Schlacht zu rechnen war.

Die Schwierigkeit, die Feudalrechte zu realisieren

Das Beispiel Hannibals führt zum Kern der Frage: die Kriegsführung im Gebirge ist sehr kostspielig. Diese Erfahrung galt ebenso für den ständigen kleinen Krieg, den die Feudalherrschaften führen mussten, um ihre Beute von den Bauern einzutreiben. Denn die Ernte fällt ja zunächst in der Hand des Bauern an, der auch unmittelbarer Besitzer der Produktionsmittel ist.[7] Im Frühmittelalter überwog das System der Gutshöfe auf der Basis der Fronarbeit. Die Bauern behielten nur eine kleine Parzelle zur Produktion des Notwendigen für die Wiederherstellung der Arbeitskraft. Etwa gleichlang wie für den Unterhalt ihrer Familie mussten sie für die gutsherrliche Wirtschaft arbeiten. In der Schweiz etablierte sich das freiheitlichere System der Hofbauern. Sie verfügten über mehr Land als für den Eigengebrauch nötig. Die Feudalrente wurde nicht mehr in Arbeitsform (Fronarbeit), sondern als fixe Gebühr (Grundzinsen) oder Produktanteil (Zehnten usw.) in Naturalform des Produkts erhoben. Mit Ausbreitung des Warenverkehr wurde die Naturalform durch die Geldform verdrängt. Die Bauern verwandelten sich in Warenproduzenten, die ihre Produkte in den Städten zu Markte trugen und sogar exportierten, und alle möglichen Kniffe anwendeten, um ihren Erlös vor der Obrigkeit zu verstecken. Dem saisonalen Charakter der Landwirtschaft entsprechend, konzentrierten sich die Beutekämpfe auf den Herbst, wenn die Ernte eingefahren und das auf den Alpweiden gesömmerte Vieh in die Dörfer herunter gebracht worden ist und die Ställe, Scheunen und Käsespeicher der Bauern gefüllt sind.

Um die Lage der Klassen in der Feudalordnung richtig zu verstehen ist es wichtig, den Unterschied zum Kapitalismus zu beachten, was die Mittel zur Durchsetzung der Ausbeutung angeht. Der Kapitalismus expropriiert die Produzenten, das heisst: nimmt ihnen die Produktionsmittel weg und damit die Möglichkeit, ihre Existenzmittel zu produzieren. Aus ökonomischen Gründen sind die Proletarier gezwungen, ihre Arbeitskraft den Ausbeutern anzubieten. Unter der Feudalherrschaft, wie schon in der antiken Sklavenhalterordnung, die in der Neuzeit in Amerika ein grausames “remake” erfuhr, wird die Ausbeutung durch ausserökonomischen Zwang durchgesetzt. Im Mittelalter waren dies die Anwendung oder Androhung von Schwertgewalt, verbunden mit der Androhung ewiger Höllenqualen für Bauern, die sich der von Gottes Gnaden eingesetzten Obrigkeit nicht fügen wollten.

Was nun im Gebirge besonders in Rechnung schlägt, ist das Missverhältnis zwischen den hohen Kosten des zur Eintreibung der Beute erforderlichen ausserökonomischen Zwangs einerseits, und anderseits der mageren Beute, die in den Bergländern zu holen ist. Die Unebenheit des Geländes lässt einen wirtschaftlich rationellen Ackerbau nach mittelalterlichem Stand kaum zu. Die Gebirgsgegenden der Schweiz sind daher von Hirten bevölkert. Viehzüchter haben stramme Waden und wissen einen Stier bei den Hörnern zu packen. Durch ihre Arbeit mit Herden üben sie sich auch in taktischen Fragen. Es ist ein anderer Schlag Leute als die gebückten Korn- und Gemüsebauern des Flachlands. Wesentliche Unterschiede zwischen Ackerbau und Viehzucht bestehen auch in der ökonomischen Stellung und daraus abgeleiteten Interessen. Im Feudalismus ist der Klassenkampf vor allem ein Kampf des Bauern gegen die Feudallasten: In der Frühzeit der germanisch-christlichen Könige des 1. Jahrtausends hatten sich die Freien gegen die vordringende Feudalisierung gewehrt und versucht, ihre archaischen Freiheiten zu verteidigen. Später, als der Feudalisierungsprozess mehr oder weniger zum Abschluss gekommen war, verwandelte sich ihr Kampf in einen Alltagskampf gegen die Höhe der Feudalrenten und gegen immer neu erfundene Abgaben.

In der Schweiz ging der Feudalisierungsprozess harzig voran. Neben der Kirche als führender Feudalmacht und grösster Grundbesitzerin konnten sich zwar einige adelige Feudalherrschaften bilden. Die wichtigsten Dynastien starben entweder aus (wie die Rheinfelder und die Zähringer) oder zogen es wegen der Unergiebigkeit und Widrigkeit der schweizerischen Verhältnisse vor, ihr Glück anderswo zu versuchen (wie die Habsburger). Anstelle von fürstlichen Dynastien waren es in der Schweiz die Städte, welche die feudal zersplitterten Rechte territorial zusammenfassten und am Ausgang des Mittelalters zu Trägern des Absolutismus werden. Ihr typischer Vertreter ist Bern, das zur grössten Stadtrepublik nördlich der Alpen wurde und ein Untertanengebiet hatte, das neben dem heutigen Kanton Bern auch die Kantone Aargau und Waadt umfasste.

Das Milizsystem

In weiten Teilen des deutschen Reichs waren die Bauern schon lange entwaffnet worden und die zahlreiche Ritterschaft hatte sich das Waffenmonopol gesichert. Diese Klasse war in der Zeit der Ottonen künstlich aus der Bauernschaft herausgezüchtet worden, indem jeder zehnte Bauer von der Landarbeit frei gestellt werden und von den anderen Dorfgenossen unterhalten werden sollte. Dieser zum Ritter geschlagene Bauer musste Pferde, Rüstungen und eine Fluchtburg für die Sicherung von Bevölkerung, Vieh und Habgut halten. Die Bauern wurden zu Abgaben von ihren Ernteerträgen und zu Fronarbeit für die Burgen gezwungen. Vom militärisch-strategischen Gesichtpunkt aus hatte die Erhebung von Bauern in den Ritterstand einen doppelten Sinn. Erstens bezweckte Otto I. damit die Verstärkung des gepanzerten Ritterheeres, dessen Überlegenheit über die ungarische Reiterei sich in der Schlacht am Lechfeld (955) erwiesen hatte. Auch wenn die normannischen Invasionen abgeklungen waren, blieben die Zeiten im 9. Jahrhundert stürmisch. Zu den ständigen Einfällen und Plünderungszügen der ungarischen Reiter, die bis ins Elsass vorstiessen, kamen von Süden her die diejenigen der Sarazenen, die auch über die Alpen stiegen. Die Schaffung eines lokalen Ritterstandes steigerte die dezentrale Wehrhaftigkeit gegenüber solchen Einfällen. Der Ritter und seine Söhne waren professsionelle Krieger, verfügten über Pferde für den schnellen Nachrichtenverkehr und konnten die Ritterschaft der Umgebung rasch alarmieren. Zweitens: Diese neue Ritterschaft nahm eifrig am höfischen Treiben der Rittertourniere und Minnesängerwettbewerbe teil und freute sich an der Einbildung, vom hohen Adel «von Ritter zu Ritter» angesehen zu werden, denn selbst Könige bezeichneten sich als Ritter. (Man vergleiche den seit den 1990er Jahren grassierenden Begriff des Managers, der ebenfalls Identifikation stiften soll.) Dieses Phänomen führt uns zum liegt der “staatsrechtliche” Zweck der Ritterschaft. Die soziale Basis der Klassenherrschaft wird verbreitert, um diese in unruhigen Zeiten besser zu sichern. Für einen kriegstüchtigen Mann mochte der Ritterstand ein Sprungbrett sein, um zu höheren Würden zu gelangen, aber die Ritterschaft als solche hatte keinen Anteil an der politischen Macht, die in den Händen des Hochadels verblieb.

In den Waldstätten glichen die politischen Institutionen noch langezeit denen, welche Engels “als militärische Demokratie”[8] beschreibt. Hervorgegangen war dieser Überbau auf der ökonomischen Basis der Talmark-Genossenschaften, in denen die Bauern wirtschaftliche Angelegenheiten regelten, darunter Grenzstreitigkeiten, Alpweiderechte, usw. oder die der Realisierung oder dem Unterhalt von gemeinschaftlichen Werken dienten, wie zum Beispiel Flusskorrekturen, Lawinenverbauungen, Passwege, Brücken und dergleichen. Besonders in der Zeit des Interregnums des 13. Jahrhunderts rissen diese Genossenschaften wichtige staatliche Kompetenzen an sich: sie zogen stellvertretend für den nicht bestehenden König Steuern ein und sprachen in seinem Namen Recht. Fortan blieb in der Eidgenossenschaft die Miliz die Grundlage der Militärorganisation. Das Volk behielt die Waffen, wie zu urgermanischer Zeit.[9]

Der Demokratismus

Dieses Element trug ohne Zweifel zur Verstärkung des Demokratismus in der schweizerischen politischen Kultur bei. Sogar die Stadtrepublik Bern musste ihren bewaffneten Untertanen aussenpolitische Mitspracherechte zusichern, nachdem diese von den Waffen auch Gebrauch gemacht hatten.[10] Auch als Bern sich nach dem Schweizerischen Bauernkrieg von 1653[11] zur einer Hauptstütze des Absolutismus in der Schweiz entwickelte, musste es den Untertanengebieten das Recht lassen, die militärischen Vorgesetzten bis zum Hauptmann aus den eigenen Reihen vorzuschlagen. Was unausgesprochen auch das Recht voraussetzt, als Truppenkörper nicht auseinander gerissen zu werden, ferner in der Praxis eine örtliche Struktur voraussetzt, so etwa Kriegskassen, welche das Reisgeld für die Soldaten aufbringen mussten. Die mehr oder weniger demokratisch bestimmten Kompagnie- und Battallionskommandanten der Untertanengebiete haben in der Schweiz in der Zeit von der Gründung der Helvetischen Republik (1798ff.) über die kantonalen Verfassungskämpfe der 1830er/1840er Jahre, die Freischarenzüge, den Sonderbundskrieg (1847) bis zur Bundesverfassung von 1848 eine wichtige Rolle als militärische und politische Kader der bürgerlichen Revolution gespielt.

Die Urschweizer Kantone, die im Mittelalter den Klöstern die Stirne geboten hatten, waren in der Zwischenzeit zu Pfaffenknechten geworden. Sie, die im Mittelalter gegen Habsburg gekämpft hatten, lange bevor dieses Haus zum Inbegriff der europäischen Reaktion geworden war, verwandelten sich in Stützen der Reaktion und paktierten als Landesverräter mit dem Wiener Hof gegen die freisinnigen Eidgenossen. Sie dienten den Königen und Fürsten als Soldtruppen zur Niederschlagung von demokratischen Revolutionen und provozierten in den 1840er Jahren die Freischarenzüge und den Sonderbundskrieg, in welchem sie endlich zur Raison gebracht werden konnten. Sein Ergebnis war die Bundesverfassung, welche die Gründung von Klöstern verbot, die Jesuiten vertrieb und den Geistlichen das passive Wahlrecht wegnahm.

Der schweizerische Demokratismus, der auch in der Zeit des Absolutismus nie unterging, und der im 19. Jahrhundert ausgerechnet in der “Urschweiz” auf erbitterten Widerstand stiess, hat die Landesgeschichte und die politische Kultur bis heute geprägt. Er hat sich als das entscheidende Element für das friedliche Zusammenleben und den Zusammenhalt von drei Nationalitäten in einem Land erwiesen. Die jahrhundertealte Praxis der friedlichen Regelung von Streitigkeiten durch freundeidgenössische Schiedsgerichte, der Schutz und die Mitspracherechte von sprachlichen Minderheiten, die verbreiteten Kenntnisse der anderen Landessprachen, die Pflege der Beziehungen auf persönlicher Ebene (das im 19. und 20. Jahrhundert übliche Welschlandjahr der meisten Schulabhänger), usw. sind Manifestationen dieses tief im Volk verankerten Demokratismus.

Nicht umsonst sagt Lenin:

«Gewiss haben in der Schweiz nur die besonderen, originellen historischen Bedingungen und Lebensgewohnheiten für mehr Demokratismus gesorgt als in den meisten ihrer europäischen Nachbarländer. (…) Die Besonderheit der Schweiz liegt in ihrer Geschichte, in ihren geographischen und sonstigen Verhältnissen. (…) Die Erfahrungen der Schweiz aber zeigen, dass die Sicherung des (relativ) grössten nationalen Friedens bei (wiederum relativ) konsequentem Demokratismus des Gesamtstaates in der Praxis möglich und verwirklicht ist.»[12

An den Kommunisten in diesem Lande ist es, an die revolutionären und fortschrittlichen Traditionen der eigenen Landesgeschichte zu erinnern und deren Ergebnisse, darunter die Demokratie, gegen die diktatorischen Herrschaftsansprüche der Monopole zu verteidigen.

(mh/26.05.2014)

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Fussnoten:

1 Friedrich Engels, Kriegsführung im Gebirge einst und jetzt – New-York Daily Tribüne” Nr. 4921 vom 27. Januar 1857 (Leitartikel). In: MEW 12, 108-116.

2 Heil Cäsar, die Todgeweihten begrüssen Dich.

3 Sempach und Morgarten waren Schlachtorte der Schweizer Habsburgerkriege. Die Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden besiegten Habsburg in der Schlacht am Morgarten 1315. In der Schlacht von Sempach 1386 wurden die Habsburger von den Truppen der Stadt Luzern und der Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden erneut geschlagen. Keine Obwohl die Urner, Schwyzer und Unterwaldner anno 1340 der Stadt Bern im Krieg gegen den die königstreue westschweizer Adelskoalition (Laupenkrieg) Zuzug geleistet hatten und Bern der Eidgenossenschaft 1353 beigetreten war. Im Ergebnis war es Luzern gelungen, sich der habsburgischen Oberhoheit zu entziehen. Die Eidgenossenschaft stabilisierte sich und gewann erstmals eine Stadt in ihr Bündnis. Aber Habsburg blieb im Einzugsgebiet von Aare und Limmat die weitaus grösste Macht. Die Kehrseite dieses Ergebnisses: der für seine Zeit fortschrittliche Versuch der Habsburger, in einen Territorialstaat zu schaffen, für den im 14. Jahrhundert in Westeuropa schon einige Erfahrungen (Sizilien) und Vorbilder (England, Portugal) vorlagen, war in unserem Land gescheitert.

4 In den Schlachten von Murten und Grandson (1476) siegten die Berner gegen die Truppen des Herzogs Karls des Kühnen von Burgund. Zu den Burgunderkriegen siehe unten Fussnote 6.

5 Albrecht von Österreich (1255-1308). Als 5. seines Namens Graf von Habsburg, ab 1282 Herzog Albrecht I von Österreich und der Steiermark, wurde 1298 zum deutschen König gewählt. Seine Ermordung bei Windisch im heutigen Kanton Aargau durch einheimische Freiherren löste einen Rachefeldzug des Hauses Habsburg aus, mit welchem dieses seine Positionen im Aaregebiet auf Kosten der aufständischen Freiherrengeschlechter und ihrer Verbündeten ausbauen konnte, in dem es den Lehensträgern ihre Lehen, Klosterschirmherrschaften und andere feudale Rechte entriss und ihre Eigengüter raubte, die sie als frei besassen.

6 Burgunderkriege 1474 bis 1477. Vgl. Historisches Lexikon der Schweiz

7 Haus und Hof, Ackerland, Geräte, Herde, Saatgut.

8 Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats – IX. Barbarei und Zivilisation (MEW 21 S. 159f.).

9 Zur Geschichte der Volksrechte auf Mitbestimmung der Aussenpolitik

10 Nämlich im Könizer Handel 1315. Siehe dazu: Ein 500-jähriges Recht verteidigen!

11 Siehe auch: Der schweizerische Bauernkrieg von 1653

12 W.I. Lenin, Kritische Bemerkungen zur nationalen Frage (1913). In: Lenin, Werke, Band 20, Seiten 3–37 (Zitat S. 27).


Siehe auch:

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