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Reicht die Atlantik-Brücke bis nach Moskau?

Dass es in der deutschen Medienlandschaft von Marionetten der US-Geheimdienste und Fürsprechern der aggressivsten Fraktionen des imperialistischen Kapitals wimmelt, ist allgemein bekannt. Viele Chefredakteure von Zeitungen, Radio und Fernsehen sind über die “Atlanktik-Brücke” oder ähnliche Organisationen an die Interessen der US-Politik gebunden.

Deshalb ist das Vertrauen der Leser in die grossen Medienprodukte massiv geschwunden, und die Medien werden von nicht wenigen Deutschen als “Lügenpresse” betitelt. Das ist eine Pauschalisierung, aber im Kern stimmt der Vorwurf, und dies hat dazu geführt, dass kritische Leser (darunter Antiimperialisten) vermehrt die Information und die Kommentare der russischen Medien Sputniknews und Russia Today beiziehen, welche auch in deutscher Sprache veröffentlicht werden, sowie ebenso die Meldungen der TASS in anderen Sprachen.

Dieses Ausweichen ist nötig, aber nicht unproblematisch. Denn aus der Lügenhaftigkeit der westlichen Medien folgt noch keineswegs die Garantie, dass die östlichen zuverlässig sein müssten. Und in der Tat reichen die atlantischen Brücken bis nach Russland. Wie anders wäre es möglich, dass Sputnik solche Experten wie den Orientalisten Juri Mawaschew zu Wort kommen lässt, der die Hinwendung der Türkei zu Eurasien so darstellt, als ginge es dabei nur um eine Taktik Erdogans, der sich aus einer Sackgasse befreien wolle und sich widersprüchlich äussere, da er “für das inländische Auditorium eines, gegenüber Russland anderes und zu der EU etwas drittes sagen” müsse. Dabei bedeute die Zuwendung zu Russland keinen Bruch mit den USA und Europa.[1]

Das ist leider kein Einzelfall.

Eine ganze Reihe von russischen Experten der Aussen- und Verteidigungspolitik und Nahost-Experten sowie namhafte Journalisten und Medienverantwortliche arbeiten derzeit an einem Image der Türkei als Land, das so fest in die NATO eingefügt ist und dort bleiben will, dass russische Hoffnungen auf eine echte Freundschaft als illusionär erscheinen müssten.

Sogar während des Putschs und unmittelbar danach haben die regierungsnahen und für patriotisch gehaltenen russischen Medien eine unrühmliche Rolle gespielt. TASS verbreitete in der Putschnacht die Meldung, Erdogan versuche nach Deutschland zu fliehen.[2]

Die Meldung wurde – genau wie in den westlichen Medien – ohne den Hinweis gebracht, dass die Verbreitung derartiger Gerüchte bei Putschversuchen eine wohlbekannte Massnahme der psychologischen Kriegsführung darstellt. Solche Medienberichte sind ein deutliches Indiz für die direkte Unterstützung der Putschisten.

In Sachen Türkei muss ausdrücklich davor gewarnt werden, sich auf die Berichterstattung und Analysen von Russia Today oder Sputnik zu verlassen.

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1 de.sputniknews.com (11.08.2016)

2 russian.rt.com (16.07.2016, 01:03 Uhr)

(mh/11.08.2016)


Siehe auch:


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