kommunisten.ch

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Dokument zur Rotsport-Geschichte

Aufruf zur Landesspartakiade von 1933

Im Jahre 1933 hatte die Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit Schweiz (KRS) zur Teilnahme an der 1. Schwei­zerischen Landesspartakiade nach Zürich aufgerufen. Die Einladung richtete sich nicht nur an die kom­munis­tischen Arbeiter-Sportler, sondern auch an jene des zu jener Zeit stramm reformistisch ausgerichteten Satus wie auch an die bürgerlichen Vereine. Der Aufruf ist ein interessantes Dokument, das Zeugnis ablegt von den Bestrebungen der Rotsportler, die Basis der reformistischen und bürgerlichen Sportverbände für eine gemeinsame antfaschistische Front zu gewinnen.

Die Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit Schweiz (KRS) war gegründet worden, nachdem der Schweizerische Arbeiter-Sport- und -Turnverband Satus 1929 seine bisherige Neutralität zu den beiden Linksparteien aufgegeben hatte und sich von der reformistischen SP-Führung instru­­men­­tali­­sieren liess. Die Kommunisten wurden ausgeschlossen. Sektionen, in denen sie die Mehr­­heit hatten, gründeten die KRS, die sich ihrerseits der Roten Sport-Inter­­na­­tio­­nale (RSI) anschloss. Das Plakat1 für die 1. Schwei­­zerische Landes­­spar­­ta­­kiade in der Sport­­anlage Sihl­­hölzli in Zürich, dessen Schöpfer nicht bekannt ist, zeigt eine Turner­­kolonne mit Frauen und Männern, auf deren Leibchen unter­­schiedliche Signete zu sehen sind, die 4 F des bürgerlichen ETV, das FFST des Satus und die fliegende rote Fahne des Rotsports. Die KRS zielte bewusst darauf ab, neben den eigenen Sektionen auch bürger­­liche und Satus-Sektionen an die Spar­­takiade zu bringen. Die Spar­­ta­­kiade­­demons­­tration sollte daher «ein gewaltiges Bekenntnis der Zürcher Arbeiter­­schaft gegen Hunger, Krieg und Faschismus, für Arbeit, Brot und Freiheit» werden.

Im Sommer 1933 waren die Eindrücke der Macht­­über­­tragung an die Nazis in Deutsch­­land noch äusserst frisch. Das Gleiche gilt auch für die Wahr­­nehmung des verhängnis­­vollen Ver­­sagens der reformistischen SP- und Gewerk­schafts­führer, welche die anti­faschis­tische Einheits­­­front mit den Kom­­­munisten beharr­­­lich ablehnten und so die Etab­­lierung der Nazis an der Macht erst möglich machten. Glei­­ches galt es in der Schweiz zu verhindern; die Anzeichen waren alar­mierend. Bürger­liche und Fronten machten auf den Bundesrat Druck, prole­tarische Organi­sationen zu verbieten und die Meinungs­freiheit der revo­lu­tio­nären Presse einzu­schränken. Sozial­demo­kratische Exekutivmitglieder in Zürich glaubten sich ihren bürgerlichen Partnern beweisen zu müssen, indem sie mit Gewalt, zum Teil sogar blutig Arbeitskämpfe unterdrückten. Und Gewerkschaftsführungen waren schon seit längerem mit Arbeitgeberverbänden im Gespräch, um mit einer Friedenspflicht den Werktätigen das einzige Kampfmittel aus der Hand zu schlagen. Dem Satus nützte es gleichwohl nichts, dass er sich von seinen kommunistischen Mitgliedern «gesäubert» und sich stramm den reformistischen SP- und Gewerkschaftsleitungen angedient hatte: Der Bundesrat strich ihm auf Forderung der Offiziersgesellschaft trotzdem die Bundessubventionen.

Dokument zum Herunterladen (4 MB)
Cover Aufruf Spartakiade
Aufruf für die Landesspartakiade 1933
Das ist der gesellschaftliche Hintergrund, vor dem die KRS zur Landes­spar­ta­kiade aufrief. Die Einladung (PDF-Dokument nebenan zum Herunterladen), die den Turn- und Sportsektionen aller Verbände zugestellt wurde, ist deshalb bei weitem nicht nur ein sportgeschichtliches, sondern ein aufschlussreiches 4-seitiges politisches Dokument über die Sammlung der antifaschistischen Kräfte in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts.

1 Plakat aus der Sammlung des Museums für Gestaltung Zürich