Ein Projekt aus dem Tessin schlägt eine Bresche in die Blockade gegen Kuba
sinistra. Was für uns Europäer eine selbstverständliche Dienstleistung zu sein scheint, nämlich der Zugang zu Trinkwasser, ist es in vielen Ländern überhaupt nicht. Viele Regierungen dieser Staaten, Ausdruck der lokalen, streng mit dem Westen verbündeten Oligarchie, sehen darin nicht einmal eine Priorität. Nicht so in Kuba, wo seit dem Triumph der sozialistischen Revolution der heute von Miguel Diaz-Canel präsidierte Staat trotz der Armut grosse Anstrengungen unternimmt, um der gesamten Bevölkerung eine Wasserversorgung zu garantieren. Ein Projekt aus dem Tessin unterstützt diese Anstrengungen in entlegenen Gebieten.
Jede Revolution beginnt mit einem kleinen Schritt, solange er Teil einer Strategie ist
Trotz der von der Revolutionsregierung eingesetzten Mittel gibt es bis heute in Kuba leider immer noch keine 100%ige Abdeckung dieses Service public: Sicherlich sind die Hauptstädte und grossen Bevölkerungszentren aller Provinzen der Karibikinsel versorgt, aber auf dem Land bleibt die Arbeit zur Verbesserung der Wasserqualität eine Herausforderung. In den ländlichen Vororten gibt es immer noch keine vollständige Abdeckung des Grundbedarfs. Pedro González Martínez, Direktor von CITA, dem Centro Integrado de Tecnologías del Agua, in der kubanischen Provinz Camagüey, erklärt: «In den letzten Jahren wurde eine beträchtliche Menge an Land an Menschen verschenkt, die Lebensmittel produzieren wollen, was eine erhebliche Unterstützung für die Ernährung der Bevölkerung bedeutet. Die Lebensbedingungen dieser Familien – einige Hunderte von ihnen – sind jedoch nicht die besten, vor allem was die Qualität des Wassers betrifft, das sie verbrauchen. Im Allgemeinen ist es für ländliche Haushalte sehr schwierig, Wasser in der für den menschlichen Verzehr erforderlichen Qualität zu erhalten, und sie verwenden in der Regel Grund- und Oberflächenwasser, wobei sie dessen Qualität oft ignorieren. Diese Situation hat dazu geführt, dass die Rate der durch Wasser übertragenen Krankheiten in ländlichen Gebieten hoch bleibt und die Kosten für die medizinischen Mittel, die der kubanische Staat der Bevölkerung in diesen Orten kostenlos zur Verfügung stellt, in die Höhe treibt».
Vom Tessin nach Camagüey: ein internationalistisches Kooperationsprojekt
Federico Jauch von der Tessiner Sektion der Vereinigung Schweiz-Cuba
Hier kommt ein wichtiges Kooperationsprojekt ins Spiel, das seit 2011 und bis heute von CITA mit der Vereinigung Schweiz-Cuba (VSC) und insbesondere mit deren Tessiner Sektion unter dem Vorsitz von Federico Jauch gefördert wird und bei dem es gelungen ist, 330 000 Franken zu sammeln (davon 94,4% aus dem Tessin und 3,6% aus Basel und Neuenburg). Jauch selbst verkündete: «Dank der Mitgliederbeiträge, der grosszügigen Spenden einiger, der Beiträge vieler Gemeinden im Kanton Tessin, der ständigen Arbeit unserer Vereinigung – insbesondere der Tessiner Sektion, die zusammen mit CITA das Projekt konzipiert und durchgeführt hat – konnten wir diese wichtige Arbeit für die Gesundheit der Menschen finanzieren und damit die Wirtschaftsblockade und den Zynismus der Vereinigten Staaten herausfordern».
Vom Trinkwasser bis zur öffentlichen Hygiene
Das Projekt, das darauf abzielt, Wasser in ländlichen kubanischen Gemeinden durch die lokale Produktion von Keramikfiltern trinkbar zu machen, wurde auch von Aufklärungsprogrammen über Hygiene und Abwassermanagement begleitet. In der ersten Phase, die bis 2016 dauerte, war die Intervention auf die Verteilung von Filtern an ländliche Familien in der Provinz Camagüey ausgerichtet. Die Begünstigten waren 1265 Familien und 63 öffentliche Einrichtungen, also insgesamt mehr als 4000 Personen. Weitere Filter wurden dann in anderen Provinzen wie Havanna, Santiago de Cuba, Holguín und Guantánamo installiert, mit dem Ziel, die neue Wasserreinigungstechnologie zu verallgemeinern und den Keramikfilter im Familienmassstab einzusetzen. Dann begann die zweite Phase des Projekts mit dem Ziel, die Produktionskapazität von Filtern für ländliche Gemeinden in den östlichen Provinzen Kubas zu verbessern, diesmal mit aktiver Unterstützung des Nationalen Instituts für Wasserressourcen und des Ministeriums für Aussenhandel (MINCEX), das heute vom Wirtschaftswissenschafter Rodrigo Malmierca Díaz, Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas, geleitet wird.
Auch gesundheitliche und energetische Vorteile
Pedro González Martínez erklärt sich sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit seinen Schweizer Genossen: «Es gab sehr wichtige Ergebnisse, die sich direkt auf die Gesellschaft auswirken, da der Verbrauch von Trinkwasser dazu beigetragen hat, die Lebensqualität unserer Bevölkerung, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt, zu verbessern, indem akute Durchfallerkrankungen in der Bevölkerung, insbesondere bei Kindern, deutlich reduziert wurden». Und das – erklärt der Direktor von CITA – wird von Hausärzten bestätigt, die in den Gemeinden arbeiten, in denen die Filter verteilt wurden, sowie durch die Tatsache, dass die einheimischen Frauen das gereinigte Wasser nun für die Intimhygiene verwenden, was die Vaginalkrankheiten, die in den Orten, in denen das Wasser nicht die beste Qualität hat, sehr häufig sind, deutlich reduziert hat. Sehr wichtig ist auch die Anerkennung von Nephrologie-Patienten, die unter Nierensteinen leiden, und solchen, die Hämodialyse-Patienten sind, die dank des Einsatzes des Keramikfilters in ihrem Haus nun reines Wasser trinken können. Die Auswirkungen der schweizerisch-kubanischen Bottom-up-Kooperation sind auch aus energetischer Sicht beträchtlich: Mit dem Einsatz des Filters entfällt das Abkochen, was Strom oder Brennstoff spart.
Das historische Zentrum von Camagüey auf einem Foto von Paolo Ponga
Nächstenliebe ist kein Sozialismus!
Ein weiteres Ergebnis des Projekts ist die Überwindung der Wohltätigkeitskultur, die leider in einem Teil der europäischen Linken und in vielen humanitären NGO, insbesondere solchen mit christlichem Ansatz, vorherrscht. Nächstenliebe schafft Bindungen und verewigt Abhängigkeit, aber sie bekräftigt nicht den sozialistischen Grundwert der Unabhängigkeit, auf dem der von Fidel Castro gewollte revolutionäre Prozess beruht. Martínez ist davon überzeugt: Das Projekt – so schreibt er ausdrücklich in seinem Abschlussbericht – «besticht in der Stärkung der Werkstatt, in der die Filter hergestellt werden, mit der Verbesserung der Maschinen und der Vergrösserung der Anlage, um so bessere Produktionsbedingungen im Hinblick auf die künftige Nachhaltigkeit zu erhalten, so dass nach Abschluss des Projekts der Zusammenarbeit mit der Vereinigung Schweiz-Cuba die Filter weiterhin produziert werden können und auch einen wirtschaftlichen Beitrag für das Zentrum leisten». Federico Jauch bedankt sich seinerseits bei der Delegation der Provinz Camagüey des ICAP, dem kubanischen Institut für Völkerfreundschaft, aber auch bei «all jenen, die auf die eine oder andere Weise dazu beigetragen haben, dieses wunderbare Projekt zu verwirklichen, das neben den sozialen Auswirkungen und der Gesundheit der Landbevölkerung – mit besonderem Augenmerk auf Kinder und Kranke – einen konstruktiven Weg darstellt, die kriminelle Blockade zu durchbrechen, welche die Vereinigten Staaten seit über 60 Jahren illegal über die Insel verhängt haben.» Kurzum: Diese Erfahrung lehrt, dass der atlantische Imperialismus also nicht unschlagbar ist, aber es braucht eine auf Konkretheit ausgerichtete Strategie, eine kommunistische Disziplin und eine internationalistische Kultur.
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Veröffentlicht am 23. Februar 2021 in sinistra.ch. Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)