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Der WGB prangert die Telearbeit an: «Sie verstärkt die Ausbeutung!»

sinistra. «Die Telearbeit birgt mehr Risiken als Nutzen», hat der Schweizer Jungkommunist Lucca Frei an einer internationalen Konferenz des Weltgewerkschaftsbundes (WGB) bilanziert. Er hat als Vertreter der Studenten- und Lehrlingsgewerkschaft SISA am Online-Seminar des WGB über die Auswirkungen der Telearbeit teilgenommen. Zu den Risiken der Telearbeit gehören: stärkere Ausbeutung durch neue Arbeitsformen, weniger Reallohn wegen erhöhter Nebenkosten, Umgehung von Arbeitsschutzvorschriften, grössere Belastungen des Privatlebens und Einschränkung der Privatsphäre.

Am vergangenen 5. März organisierte das europäische Büro des Weltgewerkschaftsbundes (WGB) ein Online-Seminar mit einem ausgesprochen aktuellen Titel: «Telearbeit: die Rolle junger Menschen im Kampf gegen die heutigen Formen der flexiblen Arbeit». An der Videokonferenz nahmen Vertreter aller europäischen Gewerkschaften, die Mitglied des Weltgewerkschaftsbunds sind (unter ihnen erwähnen wir die portugiesische CGTP-IN, die griechische PAME und die italienische USB), teil. Es wurden zahlreiche kritische Fragen der so genannten «Heimarbeit» diskutiert, deren Verbreitung während der Pandemie explodiert ist, mit einschneidenden Folgen für die Rechte der Lohnempfänger und ihre Lebensbedingungen.

«Telearbeit verstärkt die Ausbeutung!»

In ihrer Einführung in die Arbeit der Konferenz erinnerte die stellvertretende Generalsekretärin der zypriotischen PEO, Sotiroulla Charalambous, daran, dass die Rolle der Technologie immer von den in einer bestimmten Gesellschaft bestehenden Klassenverhältnissen bestimmt wird: In Ländern mit fortgeschrittenem Kapitalismus ist die Telearbeit daher ein Werkzeug im Dienste des Kapitals. Dieses setzt sie als Mittel zur Deregulierung des Arbeitsmarktes ein, um die Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern zu verstärken. Tatsächlich haben europäische Arbeitgeber die Pandemie genutzt, um die Ausbreitung der Telearbeit zu beschleunigen, die früher rein freiwillig war, nun aber aufgrund von Gesundheitsvorschriften immer mehr Arbeitnehmern auferlegt wird.

Die Teilnehmer der Videokonferenz, die vom Europabüro des WGB organisiert wurde

Mit der latenten Einebnung des Unterschieds zwischen Arbeitszeit und Freizeit ermöglicht die Heimarbeit den Kapitalisten, den Arbeitstag auf Umwegen zu verlängern (und somit den Teil des Mehrwerts, der aus der Arbeitskraft geschöpft wird). Da Telearbeit oft auf der Basis von «Zielen» und «Aufträgen» organisiert ist, stellt sie auch eine Art Rückkehr zur Akkordarbeit dar. Damit wird eine Arbeitsform wieder hervorgeholt, welche durch die gewerkschaftlichen Kämpfe des letzten Jahrhunderts erfolgreich reduziert oder zumindest reguliert worden ist. In vielen Fällen müssen die Arbeitnehmer auch bestimmte Kosten, die normalerweise vom Arbeitgeber übernommen werden (Arbeitsraum, elektronische Geräte, Internetverbindung usw.), aus eigener Tasche bezahlen, was ihren Reallohn weiter schmälert und die Gewinne der Bosse erhöht.

Die Auswirkungen auf das Privatleben und gewerkschaftliche Aktivitäten

Der massive Einsatz von Telearbeit hat auch äusserst gravierende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Beschäftigten: In Portugal werden die «Schlafsäle», in denen sich 5 bis 6 Werktätige zusammenkauern, um die Mietkosten zu senken, nun auch zu Arbeitsplätzen, ohne dass es eine physische oder zeitliche Trennung zwischen Arbeit und Privatleben gibt. Die Verpflichtung zur Nutzung von Webcams schränkt die Privatsphäre der Arbeitnehmer weiter ein, während die gemeinsame Nutzung von Arbeitsplätzen mit Kindern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht unbedingt erleichtert (vor allem ab einem bestimmten Alter müssen die Kinder betreut werden, und das bedeutet, dass Zeit und Aufmerksamkeit von der Arbeit abgezogen werden, mit dem Risiko, dass die eigene «Produktivität» und damit auch das Gehalt sinkt).

Die physische Abwesenheit von den Arbeitsplätzen erschwert die Gewerkschaftsarbeit erheblich und verhindert Flugblätter, Versammlungen, Betriebsbesichtigungen usw.). Die Isolation der Lohnabhängigen, die auf Distanz arbeiten, verhindert Klassenbewusstsein und die Organisation von Protest- und Streikaktionen. Dies gilt noch mehr für jüngere Arbeitnehmer und insbesondere für diejenigen, die gerade in den Arbeitsmarkt eintreten: Da sie die frühere Realität nicht gekannt haben, ist es für sie schwierig zu verstehen, was sie verpassen. Und das verstärkt ihre Bereitschaft, sich gewerkschaftlich zu organisieren, nicht gerade.

Luca Frei ergreift das Wort im Namen der SISA und überbringt auch die Grüsse der KP (Schweiz)

Schweizer Delegation thematisiert die negativen Auswirkungen auf die Ausbildung und die von den Arbeitnehmern zu tragenden Kosten

Aus der Schweiz meldete sich die Unabhängige Studenten- und Lehrlingsvereinigung (SISA) zu Wort, die bei der Videokonferenz von Luca Frei vertreten wurde (mit dabei war auch der Koordinator Rudi Alves). In seiner Rede erinnerte Frei an «die Probleme, die Telearbeit für die physische und psychische Gesundheit der Arbeitnehmer mit sich bringt, aber auch an die verschiedenen zusätzlichen Kosten, die durch den Verbrauch von Strom, Internet usw. entstehen und die unbedingt auf den Schultern der Arbeitgeber und nicht der Arbeitnehmer lasten müssen. Diese Überlegungen gelten auch für die Studierenden: Das Fernstudium, das an den Universitäten in der Schweiz leider zur Norm geworden ist, ist sowohl aus sozialer als auch aus pädagogischer Sicht negativ, und deshalb ist es wichtig, für den Erhalt bzw. die Wiedereinführung des Präsenzunterrichts zu kämpfen, was unsere Gewerkschaft seit Monaten tut.

Luca Frei, der neben seiner Mitgliedschaft in der SISA auch Koordinator der Kommunistischen Jugend der Schweiz ist, überbrachte die Grüsse der Kommunistischen Partei (Schweiz), die seit Jahren die Arbeit und Analysen des WGB aufmerksam verfolgt. Von uns kontaktiert, unterstrich Frei die Bedeutung dieser Diskussionsmomente auf internationaler Ebene: «Die Erfahrungen der Klassengewerkschaften im übrigen Europa sind äusserst wertvoll, um zu verstehen, was die Phänomene und die grundlegenden Tendenzen sind, die in den kapitalistischen Ländern auftreten: Diese Treffen und Diskussionen sind unerlässlich, um diese negativen Tendenzen bekämpfen zu können!» Nicht zuletzt erinnert Frei daran, dass die KP (Schweiz) – im Gegensatz zu einem grossen Teil der Schweizer Linken – schon lange die Risiken der Telearbeit anprangert: «In einer Anfrage haben die KP-Abgeordneten im Tessiner Kantonsparlament, Massimiliano Ay und Lea Ferrari, im November letzten Jahres die Regierung aufgefordert, dafür zu sorgen, dass den Angestellten im öffentlichen Dienst die für die Ausübung ihrer Arbeit notwendigen Ausgaben erstattet werden. Nach der Einführung der Telearbeitspflicht Mitte Januar forderte der Partito comunista auch die Übernahme der berufsbedingten Kosten (Internet, Telefon, Miete, elektronische Geräte usw.) durch den Arbeitgeber – wie im Übrigen auch von der Rechtsprechung des Bundesgerichts vorgeschrieben.»

Veröffentlicht in sinistra.ch am 1. April 2021. Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)