Die Kommunistische Jugend im Kampf gegen prekäre Arbeit und Militarismus
Das Phänomen der prekären Beschäftigung betrifft sowohl den privaten wie den öffentlichen Sektor, stellte die Kommunistische Jugend (KJ) an ihrer Jahresversammlung fest. Sie wird eine nächste Kampagne der Jugendprekarität widmen. Die überdimensionierte Armee mit Folgen für die Umweltverschmutzung will die KJ als Beispiel nutzen um aufzuzeigen, dass Umweltverschmutzung nicht auf individuelles Verhalten eingegrenzt werden kann, sondern systemisch ist.
von Fabio Marchioni1
sinistra. Am Sonntag, 11. April, wurde die Versammlung der Kommunistischen Jugend (KJ) der Schweiz elektronisch abgehalten. Die diskutierten Themen waren vielfältig: Nach den üblichen Grussworten, sowohl von der Parteiführung, überbracht von Genossin Lea Ferrari als auch von einigen ausländischen Jugendorganisationen – aus Deutschland die Freie Deutsche Jugend (FDJ) und Rebell, Jugend der MLPD; aus Frankreich die Jugend für die kommunistische Erneuerung in Frankreich (JRCF) –, und dem einleitenden Bericht von Koordinator Luca Frei wurde nicht nur die neue Koordination gewählt, sondern auch zwei Resolutionen zu wichtigen aktuellen Themen behandelt.
Koordination der Kommunistischen Jugend erneuert
Die Versammlung genehmigte einstimmig den Eintritt von zwei neuen Mitgliedern in die Koordination der Kommunistischen Jugend: Mattias Codoni und Fabio Marchioni, die sich zu den bereits im Amt befindlichen Mitgliedern (Luca Frei, Martino Marconi, Angelica Forni und Zeno Casella) gesellen. Mattias Codoni, geboren 2002, ist Student des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums Locarno und interessiert sich seit seinem Beitritt zur Kommunistischen Jugend für die gewerkschaftlichen und sozialen Probleme in der Welt der Berufsbildung. Fabio Marchioni, geboren 2001, ist Student der italienischen Sprache, Literatur und Zivilisation an der Universität der italienischen Schweiz: Seit einiger Zeit richtet er seine Aufmerksamkeit auf internationale Fragen und den antiimperialistischen Kampf, indem er sich zum Beispiel der Schweizerischen Friedensbewegung (SFB) anschloss.
Die neue KJ-Koordination. Von links: Marconi, Codoni, Forni, Marchioni, Casella und Frei.
Junge Kommunisten starten Kampagne gegen Prekarität
Die erste von der Versammlung diskutierte Resolution mit dem Titel «Stoppt die Prekarität, lasst uns das Recht auf Arbeit garantieren!» war besonders wichtig, um die Themen und Mittel zu umreissen, die wir in der nächsten entscheidenden Kampagne gegen die Jugendprekarität, die von der KJ gestartet werden soll, jeweils behandeln und nutzen wollen. Die aktuelle Situation in der Arbeitswelt, die sich durch die pandemiebedingte Wirtschaftskrise nur noch verschärfen wird, zeigt die vielen Grenzen unseres neoliberalen Wirtschaftssystems. In der Tat ist es klar, dass das Ausmass des Phänomens der prekären Beschäftigung sowohl den privaten als auch den öffentlichen Sektor betrifft und dass fast keine Sicherheit oder Stabilität gewährleistet ist, insbesondere für die jüngeren Generationen, die desillusioniert sind und für die der feste Arbeitsplatz nichts weiter als eine eitle Fata Morgana ist.
Nach einer langen Debatte zu diesem Thema nahm die Versammlung daher einstimmig diese Resolution an, in der Gewissheit, dass so schnell wie möglich gehandelt werden muss. Zu den im Text enthaltenen Forderungen gehören die Abschaffung von Zeitarbeitsfirmen, die Stärkung der Rechte von prekär Beschäftigten in der sogenannten «Gig-Economy», eine stärkere Regulierung von Telearbeit, ein grösserer Kündigungsschutz für Arbeitnehmer sowie die Stärkung der Unterstützung für Arbeitslose. Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf Lehrlingen und jungen Arbeitnehmern, die die Hauptopfer der immer weiter verbreiteten Formen prekärer Arbeit sind: Um hier mehr Schutz zu fordern, hat sich die Kommunistische Jugend verpflichtet, eine Petition zu starten, die mehr Kontrollen am Arbeitsplatz, eine klare Regelung von Praktika und eine bessere Information über ihre Rechte fordert.
Auf die Strasse für den Streik der Zukunft, gegen den Imperialismus!
In der zweiten Resolution mit dem Titel «Armee verschmutzt, Krieg tötet: für eine antimilitaristische und antiimperialistische Herangehensweise an die Ökologie» nahm sich die KJ mit einer systematischen Methode der ökologischen Frage an, die heute noch zu oft von einem individualistischen Standpunkt aus angegangen wird. Die jungen Kommunisten sind sich bewusst, dass die Umweltkrise auf systemische Faktoren zurückzuführen ist, die dem Kapitalismus immanent sind. So betrachten sie die Schweizer Armee, die in der Schweiz seit jeher wie ein heiliges Idol behandelt und deshalb auch von linken Kräften wenig kritisiert wird. Stattdessen gilt es, die schwerwiegenden Probleme aufzuzeigen, die durch die überdimensionierte Armee verursacht werden, die nicht nur in unendlich grösseren Mengen als der Einzelne verschmutzt, sondern auch die Neutralität der Schweiz verletzt, indem sie sich dem Diktat von Nato und Washington beugt.
Im vergangenen Herbst hatte sich die KJ gegen den Kauf der neuen Kampfflugzeuge ausgesprochen.
Die Kommunistische Jugend ist nicht blind für die imperialistischen Angriffe auf viele Regionen der Welt, die ganze geopolitische Gebiete destabilisieren, nur um sich Rohstoffe, Gas und Öl anzueignen. Zur Bestätigung all dessen wurde auch diese Resolution einstimmig angenommen, die die Kommunistische Jugend verpflichtet, am 21. Mai anlässlich des neuen «Streiks für die Zukunft» auf die Strasse zu gehen, um die Abschaffung der Wehrpflicht, ein Verbot des Exports von Kriegsmaterial, ein Ende der militärischen Zusammenarbeit mit der Nato und ein Ende der imperialistischen Einmischung zum Nachteil der Souveränität der Völker und der Ökosysteme der Schwellenländer zu fordern.
Die beiden Entschliessungen sind von grundlegender Bedeutung für die Bewältigung der grossen Probleme der Gegenwart, wie die Krise der Lohnarbeit und die Umweltkatastrophe; in diesem Sinne waren sie auch entscheidend für die Festlegung einer Aktionslinie, die in den kommenden Monaten verfolgt werden soll. Die Versammlung erwies sich als ziemlich produktiv, trotz der vielen Schwierigkeiten, die durch die aktuelle gesundheitliche Situation verursacht wurden. Die KJ bewies ihre Fähigkeit, sich zu adaptieren und immer mit grosser Analyse- und Dialogfähigkeit zu agieren, indem sie sich als eine völlig originäre Gegebenheit im politischen Panorama der Jugend durchsetzte.
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1 Fabio Marchioni, Aktivist der Kommunistischen Jugend seit 2019, geb. 2001, ist Student der italienischen Sprache, Literatur und Zivilisation an der Universität der italienischen Schweiz.
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Erstmals veröffentlicht am 25. April 2021 in sinistra.ch.