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Die Schweiz, der Antikommunismus und der Sport: der Fall Reto Delnon

Olympiade im sozialistischen China – ein Thema für die Kommunistenfresser. Da kommen sie wieder aus allen Löchern, Besserwisser der Mainstreammedien oder Parlamentarier wie SP-Molina, der sich immer mehr zum ersten Kalten Krieger der Nation entwickelt. Das ist nicht neu in der «neutralen» Schweiz. Auch nicht, was den Sport betrifft. Das musste in der Hoch-Zeit des Kalten Krieges der 60er Jahre das PdA-Mitglied Reto Delnon, Trainer der Eishockey-Nationalmannschaft, schon erfahren. Luca Frei rollt den Fall für unsere Leser auf.

Luca Frei

von Luca Frei1

sinistra. Die Schweiz wird immer als ein demokratisches Land beschrieben, in dem jeder Freiheit und Rechte geniesst, als wäre sie der Himmel auf Erden. Doch wir wissen, dass die Geschichte unseres Landes voller Flecken ist, sowohl in der Gegen­wart als auch in der Vergangenheit. Die Neutralität, ein Wert, der theoretisch die Grundlage der internationalen Beziehungen der Schweiz bildet, wird heute ständig unter­graben, insbesondere im militärischen Bereich (aber nicht nur dort). Doch schon während des Kalten Krieges war bekannt, dass die Schweiz de facto im westlichen Lager stand. Eng verbunden mit dieser internationalen Position war die starke antikommunistische Stimmung, die alle Bereiche der schweizerischen Gesellschaft durchdrang und deshalb auch heute noch stark präsent ist.

Antikommunismus in der Schweiz: die Akten und das Berufsverbot

Der strukturelle Antikommunismus der Schweiz zeigt sich vor allem im Verbot der Kommunistischen Partei der Schweiz im Jahr 1940, aber auch schon in der gewaltsamen Unterdrückung des General­streiks von 1918 sowie von Arbeiter- und antifaschistischen Demonstrationen. Das markanteste Beispiel ereignete sich 1932 in Genf, als die Schweizer Armee im Plainpalais auf Demonstranten schoss und dabei 13 Menschen tötete und 65 verletzte. Noch symbolträchtiger für diesen starken Antikommunismus ist aber sicherlich der Fichenskandal von 1989, als sich herausstellte, dass die Bundespolizei rund 900 000 Personen, d. h. etwa ein Zehntel der Schweizer Bevölkerung, auf Fichen erfasst hatte. Die Opfer dieser systematischen Registrierung waren militante Kommunisten, Pazifisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter oder auch Personen, die nur im vagen Verdacht standen, linke Sympathien zu hegen.

Der Fichenskandal» hat im ganzen Land eine Welle der Empörung ausgelöst.

Zu den berühmtesten Personen, die von der Bundespolizei bespitzelt wurden, gehörte zum Beispiel Friedrich Dürrenmatt, der «sehr gefährliche» Schweizer Schriftsteller. In dieser antikommunistischen Hysterie wurden jedoch nicht nur diejenigen registriert, die wirklich politisch aktiv waren. Diejenigen, die zum Beispiel an den von den Freundschaftsvereinen mit China organisierten und von Bundesbeamten streng überwachten chinesischen Abendessen teilnahmen, gerieten ebenfalls in die Fänge der Bundespolizei. Neben der Registrierung und Bespitzelung von Vertretern der «roten Gefahr» gab es in der Schweiz auch ein veritables Berufsverbot für die als Kommunisten identifizierten Personen. Kommunisten wurden systematisch von bestimmten Arbeitsbereichen, nicht zuletzt auch öffentlichen, ausgeschlossen. Die Zeitung «Blick» berichtete kürzlich über die vergessene Geschichte eines der Opfer dieses Arbeitsverbots.

Reto Delnon: Schweizer Sportler und Kommunist

vor dem Bundeshaus

Reto Delnon war 1950 Europameister.

Der aus einer kom­munis­tischen Familie stam­mende Reto Delnon war Mit­glied der Par­tei der Ar­beit der Schweiz (PdA) und machte aus seinen An­sichten nie ein Hehl, ohne aber Arbeit und Politik zu ver­mischen. Auch im Zu­sam­men­hang mit seiner beruf­lichen Tätig­keit be­suchte er mehr­mals Länder des War­schauer Pakts. So er­regte er bei­spiels­weise 1947 nach der Welt­meister­schaft in Prag die Auf­merk­sam­keit des Zolls wegen einer in der Tsche­chischen Sozia­lis­tischen Re­pu­blik erworbenen Stalin-Statuette. Nach einem Spiel in der DDR erklärte er 1961 in einem Inter­view mit der PdA-Zeitung «Voix ouvrière», nach seinem Ein­druck seien die Bürger der DDR glück­licher als die der Schweiz. Seine politischen Ansichten bereiteten ihm viele Probleme.

Erst bespitzelt und dann gefeuert

vor dem Bundeshaus

Die vom Nebelspalter veröffentlichte Karikatur.

1962, gerade als er dem «Blick» ein Inter­view gab, erhielt Delnon einen Anruf vom Schwei­ze­ri­schen Eis­hockey­ver­band, der ihm mit­teilte, dass er ent­las­sen worden sei – nur 19 Tage nach seiner An­stel­lung. Der Grund? Sie hat­ten heraus­ge­funden, dass Delnon ein Kom­munist und Mit­glied der Partei der Arbeit (PdA) war.

Dieses Ereignis sorgte für viel Diskussions­stoff. Der Blick widmete der Ent­lassung Delnons die Titel­seite mit der Schlag­zeile: «Hockey-Delnon als Kom­mu­nist enttarnt». Die Schweizer Satire­zeitung «Nebel­spalter» wiederum widmete dem Trainer eine Illustra­tion, die ihn mit einer roten Sternen­weste unter dem Trikot seiner National­mann­schaft zeigt. In der Bild­unter­schrift dieser Illustra­tion fragten sich die Autoren des Nebel­spal­ters, ob seine poli­tischen An­sichten nicht von vorn­herein hätten bekannt sein müssen. Delnon wurde mit zahl­reichen Injurien beschimpft, worunter das üb­liche «Kommunisten­sau» nicht fehlen durfte, und der Trainer wurde sogar mit dem Tod bedroht.

Die Welschschweizer Presse kritisierte das Ver­halten des Ver­bandes viel stärker und warf ihm vor, den in seinen Statuten ver­an­kerten Grund­satz der poli­ti­schen Neutra­li­tät nicht zu beachten. Einige Zeit nach diesen Ereig­nissen stellte sich heraus, dass Delnon auch von der Bundespolizei bespitzelt und aufgezeichnet worden war, der zufolge Delnon in der Vergangenheit beispielsweise versucht habe, dem Team von La Chaux-de-Fonds «Linksextremismus» aufzuzwingen. Der Trainer wurde daher schon damals auf eine so genannte Fiche gesetzt, und seine Telefongespräche wurden abgehört und mitgeschnitten.

Antikommunismus, ein grundlegender «Wert» in der Schweiz

Diese von Blick berichteten Fakten sind ein weiteres Beispiel für den starken Antikommunismus, der die Schweiz im 20. Jahrhundert prägte. Delnons Schicksal war das von Hunderttausenden, deren einziger Fehler darin bestand, dass sie an soziale Gerechtigkeit und Frieden glaubten. Heute scheint die Situation etwas besser zu sein, zumindest was die Bespitzelung durch die Bundespolizei betrifft, aber es ist klar, dass auch heute noch diejenigen, die sich dem liberalen und kapitalistischen Modell und der atlantischen unipolaren Hegemonie widersetzen, als Problem, wenn nicht gar als Gefahr angesehen werden. Das zeigt das neue Gesetz gegen den Terrorismus, das kürzlich an der Wahlurne angenommen wurde, aber auch die ständige Diffamierung durch die Presse gegen diejenigen, die wie die Kommunistische Partei konkret für den Aufbau einer alternativen Gesellschaft zur liberal-kapitalistischen kämpfen.
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1 Luca Frei, geboren 1998, wurde im März 2020 zum Koordinator der Kommunistischen Jugend Schweiz gewählt. Nach dem Abitur begann er ein Universitätsstudium der Geschichte. Er ist in der Unabhängigen Studenten- und Lehrlingsvereinigung (SISA) aktiv.
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Der Text ist erstmals am 5. Dezember in sinistra.ch veröffentlicht worden. Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version).