Mit dieser aktuellen Aufnahme aus Charkow wundert sich der «Spiegel», dass hier im ukrainischen Grenzgebiet «Normalität» herrscht und nirgends Militär zu sehen ist, wo doch ennet der Grenze die russische Armee auf den Einmarschbefehl warten soll. In einem kürzlichen Recherche-Beitrag, den ZIB 2 des ORF aus dem Grenzgebiet gebracht hat, ist es nicht gelungen, einen Interview-Partner vors Mikrofon zu kriegen, der etwas mit dem Bedrohungszenario der West-Medien gemein gehabt oder gar antirussische Ressentiments geäussert hätte. Wer weiss: Viele Ukrainer wären möglicherweise froh, von ihrer korrupten und fremdbestimmten Regierung befreit zu werden… Foto: «Der Spiegel», Igor Chekachov.
Ukraine-Hysterie der Nato: Neuauflage der Operation Cyclone?
Welche Ziele stecken hinter dem hysterischen Wirbel, den die Nato um einen angeblich bevorstehenden Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine seit Wochen veranstaltet, eifrig sekundiert durch die Konzern- und Staatsmedien? GAVIN O’REILLY hat dazu auf der Plattform PopulairResistance eine These. Handelt es sich um eine Neuauflage der Operation Cyclone, mit der die CIA Ende der siebziger Jahre die Sowjetunion in einen zermürbenden Krieg in Afghanistan verwickelte? Damals wurden Islamisten unterstützt und aufgerüstet – heute bildet die USA in der Ukraine Faschisten in Guerilla-Taktik aus. | Die ständige Neudatierung des «russischen Einmarsches» durch westliche Geheimdienste erinnern die Kolumistin CAITLIN JOHNSTONE an die immer wieder revidierten Voraussagen des Weltuntergangs durch Sektenhäuptlinge (Seitenspalte).
Seit fast drei Monaten behaupten die westlichen Mainstream-Medien, dass Russland eine «bevorstehende» Invasion seines westlichen Nachbarn Ukraine plane. Das erinnert an frühere Behauptungen, z. Saddam Hussein sei in der Lage, Massenvernichtungswaffen innerhalb von 45 Minuten einzusetzen, oder der Iran baue eine Atombombe.
Mit dem raschen Zusammenbruch des globalen CoVid-19-Mediennarrativs im letzten Monat steht nun eine hypothetische russische Invasion in der Ukraine im Mittelpunkt des Interesses der Konzernmedien, die für Krieg und Regimewechsel in Ländern werben, die sich weigern, sich den Forderungen der US-Nato-Hegemonie zu beugen. Eine Medienerzählung, die als Begründung für die Stationierung von Tausenden von US-amerikanischen und britischen Truppenangehörigen in Osteuropa dient – eine höchst provokative Aktion, die, sollte es inmitten der aktuellen Spannungen auch nur zu einer kleinen Fehlkalkulation kommen, leicht zu einem ausgewachsenen militärischen Konflikt zwischen Ost und West eskalieren könnte.
Der ukrainische Staatschef Zelensky hat in jüngsten Äusserungen das Gerede einer russischen Invasion in der Ukraine mit kaltem Wasser übergossen. Nachdem er vorher ein alarmistisches Bedrohungsszenario aufgebaut hatte, begann er nun plötzlich vor unbegründeter Panik zu warnen. «Ist es möglich, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelensky eine günstige Situation zu weit getrieben und nun Angst hat vor dem, was er ausgelöst hat?», fragt dazu das unabhängige Portal uncutnews.ch. Die neuerliche Lieferung von mehr als 90 Tonnen Waffen durch die Vereinigten Staaten an Kiew inmitten der aktuellen Spannungen und die Erklärung von US-Präsident Joe Biden, Washington werde sich nicht militärisch mit Russland auseinandersetzen, deuten jedoch darauf hin, dass die Möglichkeit einer unbeabsichtigten Ausweitung der Krise zu einem globalen Konflikt zwischen Russland und der Nato bestehen bleibt. Dies scheint nicht unbedingt die derzeitige Absicht des Westens zu sein. Vielmehr könnte es einen Plan geben, Russland zu einer Intervention in der ostukrainischen Donbass-Region mit dem Ziel, die überwiegend russischstämmigen Bewohner der abtrünnigen Republiken Donezk und Luhansk zu schützen, zu provozieren. Moskau sollte so in einen umfassenderen Guerillakonflikt in der übrigen Ukraine, dem zweitgrössten Land Europas, hineingezogen werden, um Russland auf absehbare Zeit in einem militärischen Sumpf nach irakischem Vorbild zu fesseln – eine Taktik, die in der Vergangenheit, wie gesehen, bereits gegen den Kreml angewandt wurde.
1978, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, waren Ost und West in einen Kampf verwickelt, um zu verhindern, dass ihre gegensätzlichen Ideologien des Sozialismus und der kapitalistischen freien Marktwirtschaft in ihren jeweiligen Einflusssphären Fuss fassen konnten. Da das bis dahin dem Westen freundlich gesonnene Afghanistan nach der Saur-Revolution im selben Jahr unter die Kontrolle der prosowjetischen PDPA (Demokratische Volkspartei Afghanistans) geraten war, wurde vom Weissen Haus und der Downing Street schnell ein Plan zur Destabilisierung des neu gegründeten progressiven Staates ausgeheckt.
Von 1979 bis 1989 wurden im Rahmen der CIA-Operation Cyclone islamistische Kämpfer, die so genannten Mudschaheddin, zu denen kein Geringerer als Osama Bin Laden und andere Anhänger der ultrakonservativen, von Saudi-Arabien unterstützten wahhabitischen Ideologie gehörten, im benachbarten Pakistan bewaffnet, finanziert und ausgebildet, bevor sie in den Krieg gegen die «atheistischen Kommunisten» Afghanistans und ihre sowjetischen Verbündeten geschickt wurden – Moskau hatte aufgrund eines offiziellen Hilfeersuchens seitens der Regierung in Kabul interveniert.
Nach dem Abzug der Sowjets konnte sich die sozialistische Regierung in Kabul noch drei Jahre halten, bevor sie 1992 in einem Bürgerkrieg durch den religiös-fundamentalistischen Islamischen Staat Afghanistan abgelöst wurde – eine Regierung, die vier Jahre später von den Taliban gestürzt werden sollte.
Das zehnjährige sowjetische Engagement wird weithin als ein Faktor angesehen, der zum späteren Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 beitrug. Zbigniew Brzezinski war Nationaler Sicherheitsberater des damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter als die Operation Cyclone 1979 eingeleitet wurde. Massgeblich an ihrer Durchführung beteiligt, erzählte er später (1998) in einem Interview, wie die UdSSR mit der Operation in einen «vietnamesischen Sumpf» hineingezogen werden sollte, um ihre Ressourcen zu erschöpfen. Und da der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu vor kurzem über einen aufgedeckten Plan des Westens zur Durchführung eines chemischen Angriffs unter falscher Flagge in der Ukraine skizzierte und Medienberichte über die Ausbildung in der Ukraine eingesetzter Guerillakämpfer durch die CIA vorliegen, scheint die Verwicklung Russlands in einen kostspieligen militärischen Konflikt erneut ein Motivationsfaktor für die Regimewechsel-Lobby zu sein.
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Soweit Gavin O’Reilly am 15. Februar 2022 in PopulaireResistance.org in unserer leicht gekürzten Zusammenfassung. Die These ist interessant. Wie weit sie trägt, wird die Zukunft zeigen. Ein erfolgreicher Guerillakrieg setzt einen Rückhalt in der Bevölkerung voraus. Ob der in der Ukraine gegeben ist, darf bezweifelt werden. Die ukrainische Bevölkerung ist nicht so russophob eingestellt, wie man das in Washington und Berlin und bei der von ihnen eingesetzten Regierung in Kiew gerne sähe. Die noch sehr junge Eigenstaatlichkeit des Landes ist nicht tief verankert, und die verwandtschaftlichen wie kulturellen Beziehungen zu Russland sind zu gross. Die von den Nato-Akteuren als unzuverlässig eingeschätzte ukrainische Milizarmee ist schliesslich ein Grund, weshalb faschistische Söldner rekrutiert und eingesetzt werden.