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Arbeiter gehen entlang der Rohre der Gaspipeline an der Grenze zwischen Orenburg und dem Westen der UdSSR. E. Kotljakow/Sputnik

Als die Sowjetunion das Gas nach Europa brachte

Der Bau von Erdgas-Pipelines wurde von den Vereinigten Staaten von Anfang an bekämpft. Es wurde alles getan, um die Zusammenarbeit zwischen Moskau und den europäischen Ländern im Gasbereich zum Scheitern zu bringen. Aber die damalige Politelite Europas hatte noch Stehvermögen und liess sich von den USA nicht die Butter vom Brot nehmen. Das waren noch keine suizidalen Geisterfahrer wie die heutigen Politdarsteller. Es war das sowjetische Gas, das zum schnellen Wirtschaftswachstum in Europa beitrug.

Von Boris Jegorow (Russia Beyond)

Sowjetisches Gas tauchte in Europa erstmals unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf. Ab 1946 wurden kleine Mengen nach Polen geliefert und in den 1950er Jahren schlossen sich Warschau auch andere sozialistische Verbündete Moskaus an.

Gasfeld Urengoi, 1978. Iwan Saposchkow/TASS

In den 1960er-Jahren, mit der Entdeckung und Erschliessung riesiger Erdgasfelder wie Urengoj in Westsibirien, nahm die Rolle der UdSSR als Gasmacht drastisch zu. Ausgedehnte Pipeline-Netze mit erhöhter Kapazität (die Erdgasleitung «Freundschaft»), die noch nicht die Grenzen der Warschauer Vertragsorganisation überschritten hatten, breiteten sich nach Westen aus.

Arbeiter schweissen einen weiteren Abschnitt der Rohre an der Grenze zwischen Orenburg und der UdSSR-Gaspipeline, 1976. E. Kotljakow/Sputnik

Dennoch waren die westeuropäischen Länder, die nun eine rasante industrielle Entwicklung erlebten, sehr an billigen sowjetischen Rohstoffen interessiert. Sie sahen in Moskau einen weitaus stabileren Handelspartner als im damals politisch instabilen Nahen Osten.

Politische Reibereien zwischen Ost und West waren ein grosses Hindernis für die Anbahnung einer für beide Seiten vorteilhaften wirtschaftlichen Zusammenarbeit, und so war das erste westeuropäische Land, mit dem Moskau verhandelte, das als neutral geltende Österreich.

Unterzeichnung des Vertrags über Erdgaslieferungen aus der UdSSR nach Österreich, 1968. OMV/Gazprom

1968 unterzeichneten die sowjetische Sojusneftexport und die staatliche Österreichische Mineralölverwaltung OMV einen Vertrag über die Lieferung von 142 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Das Eis war gebrochen und im folgenden Jahr folgten Verträge Moskaus mit Italien und Frankreich.

Deutschland, dem es an Rohstoffen für seine boomende Industrie mangelte, wurde zum wichtigsten Partner der Sowjetunion im Gashandel. Im Jahr 1970 lieferten westdeutsche Unternehmen der UdSSR hochwertige Stahlrohre mit grossem Durchmesser (die damals weltweit nur von Deutschland und Japan hergestellt wurden), die für den Bau von Pipelines aus Sibirien verwendet wurden.

Vertrag über die Lieferung von sowjetischem Erdgas an die BRD. Erdgas, UdSSR: Gaspipeline in der Ukraine im Winter: «Es lebe unsere brüderliche Union UdSSR–DDR». Meissner/Getty Images

Vom ersten Tag an, als die Sowjetunion in den westeuropäischen Gasmarkt eintrat, versuchten die Vereinigten Staaten, sie zu verdrängen. Washington warnte seine europäischen Verbündeten vor den Gefahren der Abhängigkeit von sowjetischer Energie, forderte einen Stopp der kommunistischen Wirtschaftsexpansion, versprach, die Kohlelieferungen um ein Vielfaches zu erhöhen, und schlug vor, vollständig auf norwegisches Gas umzustellen. Die Europäer hielten all diese Alternativen jedoch für kostspielig und unrealistisch.

vor dem Bundeshaus

Porträt eines Demonstranten vor dem polnischen Konsulat in New York, der am 31. August 1982 ein Embargo für die sowjetische Gaspipeline fordert. Etienne MONTES / Gamma-Rapho via Getty Images

1981 begannen die USA einen regelrechten Gaskrieg gegen die UdSSR, indem sie sich gegen den Bau der Urengoj–Pomary–Uschgorod–Pipeline stellten. Die mit europäischen Krediten finanzierte Pipeline sollte aus zwei Strängen bestehen und eine Gesamtkapazität von 60 Milliarden Kubikmetern pro Jahr gewährleisten.

Die Amerikaner verhängten ein Embargo für die Lieferung ihrer Öl- und Gasausrüstung an die UdSSR. Das Verbot galt auch für westeuropäische und japanische Geräte, die amerikanische Technologie und Komponenten verwendeten. Schliesslich war die Sowjetunion gezwungen, das Projekt selbst zu vollenden, was 1983 geschah. Anstelle von zwei wurde jedoch nur eine Linie mit einer Kapazität von 32 Milliarden Kubikmetern pro Jahr gebaut.

Trotz dem Widerstand Washingtons stiegen die sowjetischen Erdgaslieferungen nach Europa innerhalb von 20 Jahren auf das 35-Fache. Ende der 1980er-Jahre stammten bereits 15% des in Frankreich verwendeten Erdgases aus der Sowjetunion, in Deutschland waren es sogar 30%. Die Sowjetunion setzte Europa an die Erdgas-Nadel, sorgte aber gleichzeitig für dessen dynamisches Wirtschaftswachstum.
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Der Text (ausser Titel und Vorspann) wurde Russia Beyond entnommen.