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Sie kommen wieder … Panzer auf dem Weg nach Jenin (Französische Agentur, veröffentlicht auf sawapal)

Die versuchte Wiederholung des Massakers von Jenin und die doppelten Standards des Wertewestens

Gaza-Info 124: Welcher Unterschied zur Berichterstattung des Medien-Mainstreams über die Ukraine und welche Verharmlosung des völkerrechtswidrigen Überfalls der israelischen Besatzungsmacht gegen die Flüchtlinge, die nach dem Willen der faschistischen Siedlerparteien Israels zum wiederholten Mal aus dem Flüchtlingslager Jenin vertrieben werden sollen. Auch darum dreht sich das neue Gazainfo. Das Interview mit dem Genossen aus dem Gazastreifen wurde am 4. Juli 2023 geführt.

Wie beurteilst du den israelischen Angriffskrieg gegen Jenin und die westliche Haltung dazu, die sich doch sehr von der gewohnten Propaganda unterscheidet? Immerhin wird von israelischer «Militäroperation» gesprochen, ein Begriff, der, wenn er hierzulande [d.h. in Österreich] als Bezeichnung der russischen Intervention in der Ukraine verwendet wird, als «Rechtfertigung eines Angriffskriegs» verboten wurde?

Heute sieht man auf der Strasse von Jenin und im Jenin-Lager entweder Verletzte oder Leichen. Der Geruch des Todes, das ist nichts Neues für Jenin. 2002, vor 20 Jahren, hat die israelische Armee damals das Jenin-Lager belagert und mit der Luftwaffe und Bulldozern in Schutt und Asche gelegt. Damals wurden hunderte Zivilisten getötet, Frauen, Kinder, junge und alte Männer. Tausende wurden verletzt, Häuser wurden demoliert, Moscheen wurden angegriffen und bombardiert, wie auch Schulen oder Krankenhäuser und Klinken wurden demoliert, auch Sportklubs, usw. Heute wiederholt sich die barbarische Aggression der israelischen Armee gegen Jenin und das Jenin-Lager.

Diese Vierbande von Netanyahu, Smoriech, Arje Deri und Ben Gvir glaubt, heute könnten sie ihre Pläne durchsetzen. Aber zuerst müssen sie jeden Widerstand und jegliche militärischen Fraktion oder Gruppe in der Westbank liquidieren und zerschlagen. Heute fangen sie an mit Jenin, der Hochburg des Widerstands im Norden der Westbank. Sie glauben, wenn sie das schaffen können, dann können sie diese militärische Aggression auf andere Städte, Dörfer und Flüchtlingslager ausweiten und exportieren, nach Nablus, Tulkarem, Qalqiliya, Hebron, Betlehem und sogar nach Ramallah. Diese militärische Aggression, die bis jetzt 36 Stunden andauert, wurde mit mehr als 1000 Soldaten und Spezialeinheiten durchgeführt, von Jamam, Yassam, von Fallschirmjägern bis zu Golani, mit Unterstützung von Apache Hubschraubern, militärischen Drohnen, mit D9, amerikanischen Bulldozern, mit mehr als 150 gepanzerten militärischen Fahrzeugen.

Trotz den Luftangriffen auf Ziele in Jenin und dem Lager, trotz der Schliessung des Internets, dem Abdrehen der Elektrizität, der Strom- und Wasserwerke seit Beginn dieser Aggression – was besonders im Lager dazu geführt hat, dass absolut kein Strom oder Wasser mehr zur Verfügung steht – trotz der Demolierung und Zerstörung von Autos, Häusern, Schulen, Strassen, ist es den israelischen Truppen nicht gelungen, eines der von ihnen behaupteten Ziele zu schaffen. Das israelische Militär und die Sicherheitskräfte, die für die militärische Operation zuständig sind, können aber eigentlich gar nicht sagen, welche Ziele sie wirklich haben oder wie lange diese Operation dauern könnte.

Sowieso können sie von keinem Sieg über die sogenannten Terroristen sprechen, bis heute befindet sich die militärische Konfrontation zwischen der israelischen Armee und den palästinensischen Widerstandskämpfern noch in der Anfangsphase. Trotzdem findet diese Konfrontation am Rande des Jenin-Flüchtlingslagers wie auch auf den Hauptstrassen von Jenin Stadt statt. Bis jetzt haben die palästinensischen Widerstandskämpfer ihre Stärke und ihren Kampfeswillen gezeigt, trotz der barbarischen Aktionen israelischer Truppen von der Luft, durch die Panzer oder durch die Bulldozer, die Häuser demoliert haben, um Wege für ihre Spezialeinheiten zu schaffen. Die israelischen Truppen sind bis an die Zähne bewaffnet, mit Unterstützung der Luftwaffe, besonders durch die Drohnen und die Apache, während die palästinensischen Kämpfer nur leicht bewaffnet sind, mit Kalaschnikows, Handgranaten oder Antipanzerminen. Bis jetzt wurden zehn Palästinenserinnen und Palästinenser getötet, mehr als 100 verletzt, darunter 20 schwer. Auch wurden 120 Junge verhaftet. Aufgrund der miserablen Situation, die im Jenin-Lager erlebt werden muss, ohne Strom und Wasser, ohne Internet und Lebensmittel, ohne Medikamente, usw. wurden die Menschen unter diesen schlimmen Bedingungen und israelischen Drohungen gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, um dort einen Platz und einen sicheren Ort für die israelischen Spezialeinheiten zu schaffen. Die Zahl der geflüchteten Familien beträgt 500 und etwa 3000 Personen, die von der Halbmondorganisation evakuiert und in Sicherheit gebracht wurden. Bis jetzt kämpfen alle Widerstandsorganisationen, die in diesem Lager oder der Stadt leben, wie die Al-Aqusa-Brigaden, die Einheiten der PFLP, Abu-Ali-Mustafa-Brigaden, die Nīrū-ye-Qds-Brigaden, wie auch die Qassam-Brigaden und andere. Die Taktik, die sie gegen die israelischen Spezialeinheiten durchführen, zielt darauf ab, sie stärker in die Tiefe des Lagers hineinzubringen und in eine Falle zu locken, um die Luftwaffe wie auch die Panzereinheiten zu neutralisieren und ausser Kraft zu setzen. Und dann in den Gassen den Kampf Mann gegen Mann zu schaffen.

Heute wurde klar und deutlich, wie die israelischen Experten und Strategen über die militärische Operation der israelischen Armee analysiert und geschrieben haben. Wie der ehemalige nationale Sicherheitsrat des israelischen Kabinetts, General Giora Eiland, schrieb: Bis jetzt seien keine Ziele geschafft worden. Und die Zeit laufe ab. Und das könne eine grosse Gefahr für die israelische Armee bedeuten. Das heisst, die Truppen der Israelis ins Lager schicken könnte zu toten und verletzten Israelis führen. Oder es besteht die Gefahr, dass die israelische Armee wieder mehrere Massaker durchführen könnte, weil sie ihre Soldaten in Sicherheit bringen will. Anderseits könnte es sein, dass damit auch die Öffentlichkeit gegen diese Aggression stärker mobilisiert und Israel verurteilt wird. Die grosse Gefahr besteht für Israel auch darin, dass sich der Widerstand auch auf andere Städte, Dörfer und Lager ausbreitet, so wie es gestern schon in anderen Städten angefangen hat, wie in Nablus, Hebron, Ramallah, Betlehem, Tulkarem. Dort haben die palästinensischen Organisationen an den militärischen Sicherheitscheckpoints wie auch gegen die Siedlungen zu kämpfen begonnen.

Schliesslich sehen wir, was die europäischen und US-amerikanischen westlichen Medien darüber berichten oder sagen. Das zeigt die Doppelmoral und den Doppelstandard dieser Politiker und Medien. Ihre Standpunkte zur Ukraine waren anders, da sagten sie: Russland sei eine Besatzungsmacht und da müsse man sie bekämpfen. Und dass man Sanktionen gegen die von ihnen so genannten russischen Aggressoren durchsetzen müsse. Und sie sagten, die ukrainische Bevölkerung hätte das Recht, gegen die russsische Besatzung zu kämpfen, um ihr Land zu befreien. Da sehen wir jetzt im Gegenteil von diesen Medien und Politikern, dass sie den Widerstand des palästinensischen Volks gegen die israelische Besatzungsmacht verurteilen. Gegen alle internationalen Gesetze und der Charta der UNO bezeichnen sie diesen Widerstand als terroristisch und behaupten, die Besatzungsmacht Israel habe das Recht, sich zu verteidigen. Das ist die Heuchelei der US-amerikanischen wie auch der europäischen Politiker und Medien. Wir wissen, die Regierungen der Europäer oder US-Amerikaner werden Palästina nicht befreien, sie haben stattdessen dieses zionistische Gebilde als imperialistisches Projekt im Nahen Osten geschaffen. Deshalb versuchen sie, Israels Besatzung am Leben zu erhalten und sie zu unterstützen, ob das jetzt wirtschaftlich, personell, militärisch, politisch und mit Propaganda erfolgt, solange das zionistische Gebilde die Interessen des Imperialismus vertritt und den europäischen und US-amerikanischen Interessen im Nahen Osten dient. Auch sind wir sicher, wenn das Flüchtlingslager Jenin von der Landkarte gelöscht wird, und wenn wieder die Zivilbevölkerung getötet und massakriert wird, dass der Widerstand des palästinensischen Volks gegen die israelische Besatzungsmacht weitergehen wird. Und dass sich dieser Widerstand in allen Städten, Dörfern und Flüchtlingslagern in der Westbank wie auch in Jerusalem, dem 1948 besetzten Gebiet, dem Gazastreifen wie auch in der Diaspora fortsetzt, bis das palästinensische Volk seine Rechte in Freiheit, und Unabhängigkeit und sein Selbstbestimmungsrecht erreicht hat.

Das gleiche Bild wie vor 20 Jahren (Französische Agentur, veröffentlicht auf sawapal) (Französische Agentur, veröffentlicht auf sawapal)

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Imp.: Gazainfo, Stiftgasse 8, 1070 Wien