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Demonstranten der australisch-palästinensischen Community versammeln sich am Port Botany neben einem Containerschiff am 21. November 2023 in Sydney, Australien. James D. Morgan / Getty Bilder.

«Gewerkschafter für Palästina» blockieren in Australien israelische Schiffe

In Australien beginnen viele Menschen eine Verbindung herzustellen zwischen dem, was in ihrem Land passiert ist – der historische Prozess der Kolonialisierung – und dem, was sich jetzt für sie auf sehr sichtbare Weise im historischen Palästina abspielt. Und das bringt die Leute dazu … zu kämpfen.

Von MAXIMILIAN ALVAREZ, The Real News Network, 30. Dezember 2023

In den letzten anderthalb Monaten sind mit jedem Tag mehr israelische Bomben auf Gaza gefallen. Weitere Leichen wurden unter den Trümmern begraben. Fast 2 Millionen Palästinenser wurden aus ihren Häusern vertrieben. Die Welt ist Zeuge einer völkermörderischen Militärkampagne geworden, um Gaza ein für alle Mal zu räumen. Und jeden Tag, jede Stunde, fühlt es sich an, als ob die Chance, eines der unmenschlichsten Verbrechen der Menschheit zu stoppen, enteilt.

Und selbst nach der vorübergehenden «humanitären Pause» dieser Woche und dem Austausch von Gefangenen und Geiseln haben die Machthaber keinerlei Interesse gezeigt, auf die lautstarken Forderungen nach einem dauerhaften Waffenstillstand zu hören, die von Regierungen und Massendemonstrationen auf der ganzen Welt kommen. Unbeeindruckt sind insbesondere die Biden-Regierung, die zunehmend faschistische Netanjahu-Regierung in Israel und die Waffenhersteller und Kriegsgewinnler, die mit der Produktion von Massentod Milliarden verdienen. Dies veranlasst Aktivisten und Menschen mit Gewissen auf der ganzen Welt, selbst direkte Massnahmen zu ergreifen, um zu versuchen, die Kriegsmaschinerie zu stören. Das gilt auch für die Beschäftigten in den Gewerkschaften. In Australien zum Beispiel sind direkte Aktionen und Proteste im ganzen Land explodiert.

Wie Mostafa Rachwani kürzlich für den Guardian berichtete,
  • finden im ganzen Land weiterhin Proteste in Grossstädten statt. Dazu gehören ein tägliches Sit-In vor dem viktorianischen Parlament, wöchentliche Proteste vor dem Büro des Premierministers Anthony Albanese in Sydney und Gebetswachen an verschiedenen Orten;
  • finden Proteste gegen die israelische Reederei Zim im Hafen Botany in Sydney und im Hafen von Melbourne statt, wo es eine anhaltende Präsenz gibt;
  • sagte Paddy Gibson, ein Organisator bei den «Gewerkschaftern für Palästina, die Arbeiter hielten Ausschau nach zukünftigen Zim-Ankünften, um schnelle Proteste zu ermöglichen. «Unsere Absicht ist es, die Geschäfte zu stören, und wir fordern einen Boykott von Zim Shipping», sagte Gibson.

Die Gruppe Gewerkschafter für Palästina machte Anfang November Schlagzeilen, als sie im Hafen von Melbourne Massnahmen ergriff, Zufahrtsstrassen blockierte und Lastwagen daran hinderte, in das Gebiet zu gelangen, in dem die israelische Reederei tätig ist.

Die Gruppe «Gewerkschafter für Palästina» hat einen Hafen in Melbourne stillgelegt und verhindert, dass Lastwagen in das Gebiet fahren, in dem eine israelische Reederei tätig ist. Die Demonstranten behaupten, die Reederei ZIM sei seit langem an der Unterdrückung des palästinensischen Volkes beteiligt. Video abspielen

Hunderte beteiligten sich auch an einer direkten Aktion, um zu verhindern, dass ein israelisches Frachtschiff am 11. November in Sydneys Port Botany andockt, und dazu gehörten viele Mitglieder der Gewerkschafter für Palästina.

Um über all dies und mehr zu sprechen, habe ich mit April Cumming und Seb Hand gesprochen, zwei Mitglieder von Trade Unionists for Palestine, die vor Ort waren und mit ihren Gewerkschaftskollegen Massnahmen ergriffen haben, um die Kriegsmaschine zu stören, einen Waffenstillstand zu erzwingen und die Gewalt der 75-jährigen Besetzung Palästinas durch Israel zu beenden. Das Folgende ist eine Abschrift unseres Gesprächs, das wir am Freitag, 17. November aufgezeichnet haben, im Studio von Real News Network in Baltimore.

Seb Hand: Ich bin Seb. Ich bin ein Frühkinderzieher, also arbeite ich in einem Kindergarten.

April Cumming: Mein Name ist April. Ich bin Organisationssekretärin der United Workers Union, einer grossen Blue-Collar-Gewerkschaft hier in Australien mit etwa 150 000 Mitgliedern. Ich organisiere Beschäftigte, die in der Kleinkinderziehung bzw. Bildung arbeiten, mit Mitgliedern wie Seb. Ich arbeite auch im Hintergrund, mache Streik- und Eventlogistik. Ich mache das seit sieben Jahren.

Maximillian Alvarez: Und ihr seid beide auch Mitglied der Trade Unionists for Palestine, Gewerkschafter für Palästina, in Australien, richtig?

Seb Hand: Ja, das ist richtig. Es ist eine nette Basisorganisation, die ziemlich organisch entstanden ist.

Maximillian Alvarez: Bevor wir darüber sprechen, wie Trade Unionists for Palestine entstanden ist und welche Aktionen ihr alle dort in Australien unternommen habt, wollte ich einen kurzen Schritt zurück machen … Ihr beide, wie die anderen Mitglieder von Trade Unionists for Palestine – ihr seid alles Menschen im Arbeitsprozess, genau wie der Rest von uns. Ich möchte dort anfangen. Erzählt mir mehr darüber, wer ihr seid, was ihr tut, wie das Arbeitsleben für euch und andere Arbeitnehmer in Australien heutzutage aussieht. Und dann erzählt uns, wie ihr zu aktiven Kämpfern in der Bewegung wurden, um Israels Besetzung Palästinas und seine völkermörderische Zerstörung des Gazastreifens zu stoppen. Schildert mir, wie diese beiden Teile eures Lebens in diesem Moment zusammengewachsen sind.

Seb Hand: Also, als Erzieher von Kleinkindern zu arbeiten, das ist im Grunde die Arbeit mit Kindern, sie zu erziehen, ihnen zu helfen, das Beste für ihr Leben zu finden. Wenn man nun schon seit fünf Jahren in diesem Sektor arbeitet, hat man mit vielen Kindern und Familien mit sehr unterschiedlichen Hintergründen zu tun. Und die überwiegende Mehrheit von ihnen, insbesondere dort, wo ich arbeite, sind Menschen, die entweder aus Palästina stammen oder direkt mit Menschen von dort verwandt sind. Sie haben eine gewisse Verbindung zu den Menschen und dem Leid, das dort vor sich geht, und wenn man nur in diesem Sektor arbeitet, kann man sehr leicht rationalisieren, dass dies etwas ist, zu dem man wirklich stehen muss.

In Bezug darauf, wie es in Australien für Arbeiter zu leben ist: Es ist ziemlich schwierig. Die Lebenshaltungskosten gehen durch die Decke, und weil wir monopolistische Verhältnisse in unserer Lebensmittelindustrie haben, gibt es eine Menge Preistreiberei auch im Grundbedarf. Ich denke also, dass es für viele Menschen aus der Arbeiterklasse diese Konvergenz gibt, zwischen der Frustration über ihre eigenen Lebensbedingungen und dann, wenn es um Palästina geht, zu sehen, wie sich das am gewalttätigsten auswirkt. Ich denke, die arbeitenden Menschen hier haben eine ziemlich grosse internationale Solidarität mit dem Leid entwickelt, das in Palästina vor sich geht.

April Cumming: Um das zu bestätigen, was Seb gesagt hat: Der Sektor, in dem ich organisiere – und der Sektor, in dem Seb arbeitet (und er arbeitet sehr hart, er ist ein sehr inspirierendes Vorbild und ein sehr inspirierender Erzieher für Kinder, und er tut es seit vielen Jahren) – es ist ein Sektor, der sich sehr stark auf sogenannte Visa-Arbeiter stützt, vor allem auf Frauen, die im Besitz eines Studentenvisums sind. Es ist ein Sektor, der Arbeitnehmer «verbrennt» und ihnen sehr, sehr niedrige Löhne zahlt. Wenn ich mit Pädagogen wie Seb an ihren Standorten spreche, fällt mir als Organisationssekretärin auf, dass es sich im Wesentlichen um unglaublich qualifizierte und wichtige Arbeitskräfte handelt, die einen Bildungsprozess für professionelle Pädagogen durchlaufen haben, aber trotzdem sehr schlecht bezahlt sind. Es geht dabei um Sätze, die im Grunde das absolute Minimum ausmachen, das Arbeiter bezahlt werden muss. Und das betrifft die Mehrheit des Sektors. Es handelt sich um einen privatisierten Sektor. Unter dem Strich geht es darum, wie viel Geld sie verdienen können.

Wenn man also diese Gespräche mit Pädagogen führt, erkennt man rasch, dass sie die Belastung wirklich, wirklich spüren, und wir als Funktionäre erleben das durch sie. Die Lebenshaltungskostenkrise, die Tatsache, dass sie die ganze Zeit arbeiten, sie machen Überstunden (und sie werden manchmal nicht richtig für diese Überstunden bezahlt) – die kumulativen Auswirkungen all dessen führen dazu, dass sie nicht in der Lage sind, Dinge wie Urlaub zu machen. Und es schafft diese Art von zweistufigem Arbeitssystem innerhalb des Sektors, das sich anderswo in Australien widerspiegelt.

Es gibt diese falsche Vorstellung, dass Australien ein «glückliches» Land ist. Aber leider wurde Australien tatsächlich a) auf Kolonialismus aufgebaut, was natürlich mit dem zusammenhängt, was wir heute diskutieren, aber auch b) auf der sehr realen Ausbeutung von Wanderarbeitern. Was jedoch wirklich inspirierend ist – und das ist einer der Gründe, warum ich mich so sehr für das engagiere, was wir tun, Massnahmen für Palästina zu ergreifen –, ist, dass diese Pädagogen tatsächlich mit diesem Kampf in Verbindung stehen und sich melden. Wir haben jede Woche, Woche für Woche, mehr Pädagogen, die zu unseren Kundgebungen kommen, weil den Menschen bewusst wird, dass dies eine Klassensache ist und dieser Kampf keine [nationalen] Grenzen hat. Sie beziehen sich auf das, was sie sehen. Sie beziehen sich darauf, Frauen und Kinder in Gaza zu sehen. Sie denken: «Mein Gott, es gibt Pädagogen in diesem Land, die versuchen, die Arbeit zu erledigen, die wir unter unvorstellbarem Druck erledigen.»

Das ist also der Kontext in Bezug auf das, was hier in Australien passiert. Ich arbeite seit ungefähr 15 Jahren in diesem Bereich. Mein Hintergrund ist die politische Arbeit in Grossbritannien. Ich habe zuvor für eine Gruppe namens Labour Friends of Palestine and the Middle East gearbeitet, eine Interessenvertretung innerhalb der Westminster-Blase (in Ermangelung eines besseren Wortes), die viele, viele Jahre lang versucht hat, ein progressives Argument für die palästinensische Staatlichkeit, für die Aufhebung der israelischen Blockade, die Trennungspolitik usw. aufzubauen. Das fühlt sich inzwischen wie vor vielen Jahren an, wenn man bedenkt, wo die Labour Party heutzutage steht. Aber so bin ich ursprünglich zu diesem Thema gekommen. Und die Arbeit, die wir hier als Gewerkschaft leisten, passt einfach sehr gut zu diesem Kampf.

Maximillian Alvarez: Nun, da ich auch aus Siedlerstaat komme, kann ich vieles von dem, was du gerade gesagt hast, nachvollziehen.

Ich habe das Gefühl, dass ich hier wie in den Vereinigten Staaten viel von diesem Gefühl sehe, oder zumindest einen Teil davon, auch wenn es nicht immer zu Massenaktionen führt. Unsere Arbeiterbewegung hinkt sicherlich anderen Teilen der Welt hinterher, in denen Arbeiter und Gewerkschaften mutig gegen den Völkermord aufstehen, den wir beobachten. Ich bin traurig zu sagen, dass viele Gewerkschaften bei uns in den Vereinigten Staaten dies nicht getan haben; aber viele einzelne einfache Arbeiter haben es getan, viele Gewerkschaftsangehörige haben es getan, viele Gruppen, die von einfachen Arbeitern aus verschiedenen Sektoren gebildet wurden, und das ist sehr ermutigend.

Aber ich habe die letzte Frage aus einem bestimmten Grund so gestellt, wie ich es getan habe. Denn während Menschen auf der ganzen Welt Massnahmen ergreifen, um diesen Wahnsinn in Gaza zu beenden, während Menschen mit Gewissen Israels Versuche sehen, Palästina vom Erdboden zu tilgen, und sie zu der Erkenntnis kommen, dass sie aufstehen und etwas tun müssen, was immer sie können, um diesen Horror zu stoppen, werden Mainstream-Medien, wenn sie überhaupt über diese Aktionen berichten, das tun, was sie immer tun, wenn sie über Proteste sprechen. Sie reden über diese Demonstrationen, als wären die Demonstrierenden einfach aus dem Nichts aufgetaucht, als wären sie aus irgendeinem Antifa-Keller gekrochen, als wären sie alle nur «professionelle» Aktivisten oder Agitatoren. Aber was jeder, der sich eine Sekunde Zeit nimmt, um hinzusehen, sehen wird, ist, dass diese Demonstrationen von vielen ganz einfachen Menschen getragen werden. Ich war vor zwei Wochen in Washington DC, um die wahren Neuigkeiten zu erfahren, beim grössten Pro-Palästina-Marsch in der Geschichte der USA. Ich habe Leute für das Real News Network interviewt.

Ihr wisst das ja selbst: Viele der Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind ganz normale Leute wie ihr und ich. Ja, natürlich waren Aktivisten da, aber bei diesem Marsch waren über 100 000 Menschen! Sie können nicht so viel Platz in Washington DC füllen ohne eine Masse normaler Leute.

Deshalb habe ich die erste Frage so gestellt. Und ich möchte darauf zurückkommen und mich speziell auf Gewerkschafter für Palästina konzentrieren, auf die Arbeit, die ihr alle dort geleistet habt, und auf die Massnahmen, die alle ergriffen wurden. Ich habe zum ersten Mal von euch allen erfahren, als ich einen Tweet von meinem Kollegen im Vereinigten Königreich, dem grossen Taj Ali, gesehen habe, der eine Gruppe von euch da draussen in Melbourne zeigt, wie Lastwagen daran gehindert werden, Fracht nach Israel zu laden. Das war wirklich wild zu sehen. Erzählt uns, wie diese Gruppe zusammengekommen ist, wie ihr beide daran beteiligt wart und was in dieser Aktion seit Anfang November unternommen passiert ist.

Seb Hand: Wie ich bereits sagte, wurden die Gewerkschafter für Palästina sehr organisch gebildet. Es war nicht so, dass eine hohe Autorität gesagt hätte: «Los geht’s. Hier sind Gewerkschafter für Palästina.» Es entstand aus vielen Gewerkschaften, die zusammenkamen und sagten: «Wir müssen Stellung beziehen. Das ist etwas, das einfach nicht akzeptabel ist. Wir können nicht einfach tatenlos zusehen.»

Die Aktion, die am Hafen passiert ist, war super cool, um es vereinfacht zu sagen. Es gab ein Schiff, das in Richtung Botany Bay in Sydney unterwegs war, aber es musste zuerst Port Melbourne passieren. Also organisierten wir diese Kundgebung vor Port Melbourne. Die Polizei kam im Grunde mit voller Kraft heraus, um uns zu sagen, dass wir abhauen sollen. Es gab ziemlich hohe Sicherheitsstufen – eine sehr aggressive Polizeipräsenz.

Am Ende drängten wir uns um diesen einen Ort, an dem wir Reden hörten und diskutierten, was wir sonst noch tun könnten. Und ich kann mich nicht erinnern, zu welcher Firma er gehörte, aber einer der israelischen Lastwagen kam vorbei und die Leute waren einfach so frustriert. Alle Arbeiter dort waren so frustriert, nur zu sehen, wie all diese Lastwagen durchkamen. Irgendwann hatten wir genug, und wir gingen sehr spontan auf die Strasse, um ihn zu stoppen, um zu verhindern, dass dieser Lastwagen einfährt, um zu verhindern, dass die Ladung weggeschickt wird. Also sassen wir dort auf der Strasse, bis wir ihn zur Umkehr veranlassen konnten. Wir haben ihn nicht durchgehen lassen. Es war ein sehr kraftvoller Moment. Und ich denke, es hat vielen Menschen gezeigt, dass sie tatsächlich diese Macht haben. Es ist nicht etwas, das uns gegeben wird. Wir haben es bereits. Wir müssen es nur ausüben.

April Cumming: Und noch einmal, nur um das zu wiederholen, was Seb gesagt hat: Die eigentliche Gruppe der Gewerkschafter für Palästina fand sich aufgrund eines offenen Briefes, den einfache Gewerkschafter zu unterschreiben begannen. Ich glaube, es waren also zwei einzelne Mitglieder einer Gewerkschaft namens National Tertiary Education Union (NTEU), die über den Mangel an Führung durch die eigene Gewerkschaftsführung so frustriert waren, dass sie diesen offenen Brief begannen, der herumgereicht wurde. Es bildete sich also plötzlich eine Koalition, die das gesamte industrielle Wissen aus den verschiedenen Gewerkschaftstypen und den verschiedenen Sektoren und Branchen, die sie abdecken, zusammenbrachte. Und was wir fanden, war, dass die Gewerkschaften dies auch selbst taten. Innerhalb ihrer eigenen Gewerkschaften führten die Arbeiter bereits Gespräche und dachten über Druckstellen nach, die wir für direkte Aktionen anvisieren könnten, überlegten, wo wir auftauchen und unsere Körper einsetzen könnten, um Platz zu besetzen, zu Kundgebungen zu gehen usw. Und aus Zusammenkünften, um Banner zu malen ist auch eine wirklich grosse Sache geworden, weil diese Art von Aktivität auch Mitglieder etwas beitragen lässt, die vielleicht nicht bereit sind, zu einer Demo zu kommen, aber sie sind immer noch in der Lage, sich mit dem Thema zu beschäftigen Das ist ziemlich zugänglich, und wir können beim Malen sitzen und Gespräche über die Geschichte führen und warum sie als Gewerkschafter beteiligt sein müssen.

Die eigentliche Aktion im Hafen wurde innerhalb der Gruppe der Gewerkschafter für Palästina organisiert – und, was entscheidend ist, sie schaffte Gemeinschaft. Denn eines der Dinge, die wir sicherstellen müssen, ist, dass es nicht passiert, dass Gewerkschafter sich isoliert organisieren. Also sprechen wir mit APAN (dem Australian Palestinian Advocacy Network), einer der grössten Gruppen hier, die sich für die Rechte der Palästinenser einsetzen, und anderen einfachen Gruppen in Melbourne, um diese Koalition aufzubauen und darüber nachzudenken, wie wir dies dauerhaft tun können.

Der ZIM-Truck, der an diesem Tag die Strasse entlang kam, tauchte wirklich wie ein Blitz aus heiterem Himmel auf. Wir waren uns nicht sicher, ob überhaupt Lastwagen kommen würden, aber er bog die Strasse hinauf und es gab diesen wundervollen Moment – ich glaube, wir hörten alle gerade einem Redner zu –, und jeder drehte sich einfach um, und wir sehen diesen Lastwagen auf uns zukommen, und dann ist da dieser Ansturm von Menschen, die mitten auf die Strasse rennen. Und dann kommen die Transparente heraus, alle setzen sich, und wir bleiben sitzen, und wir singen, und der Gesang lautet: «Auf, auf mit der Befreiung, nieder, nieder mit der Besatzung.» Und es geht ungefähr 20 Minuten lang immer weiter und weiter. Und dann kommt dieser Onkel nach vorne und erzählt uns von seiner Familie, die in der letzten Woche gestorben ist. Und er zeigt der Menge Bilder seiner verstorbenen Familie. Soweit ich weiss, ist dieser Mann jetzt noch da in einem Zelt am Strassenrand.

Ich denke, was gerade passiert, ist, dass ein Raum für Trauer geschaffen wird und dass Trauer Menschen dazu bringt, aufzutauen. Und ich denke, auch wenn man kein Palästinenser ist, wenn man dieser Trauer nahe ist, versteht man, warum es so notwendig ist.

Maximilian Alvarez: Ja. Das ist wirklich schön und kraftvoll von euch beiden formuliert. Könntet ihr etwas mehr über diesen Raum sagen? Wie sieht die gesamte Szene dort in Australien aus? Wie ich bereits sagte, sehen wir hier bei uns in den USA eine enorme Menge an Aktionen, aber es passiert in verschiedenen Umgebungen: Es passiert in Bahnhöfen; es passiert mit Menschen, die vor dem Hauptsitz von Elbit Systems und den Produktionsstätten demonstrieren (dies sind die Orte, an denen Gruppen wie Palestine Action die Produktion und den Versand von Waffen stoppen, die nach Israel gehen); die Menschen kontaktieren ihre gewählten Amtsträger.

Im Moment findet auch ein echter Kampf zwischen den Erzählungen statt. Die Leute sehen einen völlig einseitigen Account auf bestimmten Mainstream-Medienkanälen und erkennen, dass sie so lange belogen wurden. Und all das geschieht inmitten von Hassverbrechen, antisemitischen Verbrechen, Verbrechen gegen Muslime und Araber – dies ist ein wirklich angespannter Moment im Land. Es gibt auch eine Menge McCarthy-Unterdrückung auf dem College-Campus. Menschen verlieren ihre Arbeit, wenn sie sich für Palästina einsetzen usw. Dazu kommen wir gleich. Grundsätzlich passiert hier gerade eine echte Mischung aus Dingen, die scheinbar alle gleichzeitig passieren.

Ich wollte fragen, ob ihr mir einen kleinen Schnappschuss davon geben könnten, was dort sonst noch passiert. Fühlst du dich allein in diesem Kampf in Australien, oder ist es das Gegenteil? Gibt es mehr Aktionen, an denen ihr alle teilnimmt, mehr Gruppen, mit denen ihr in den Vordergrund treten und darüber sprechen könnt? Wie haben die Institutionen wie das Parlament und Premierminister Anthony Albanese reagiert?

Seb Hand: Nun, die eine super tolle Sache ist, dass die Community-Bewegung, die Basisbewegung, wächst, und wächst und wächst. Ich erinnere mich nicht an die genaue Zahl des letzten Marsches durch die Stadt, aber es waren über 200 000 aus dem Gedächtnis. Es war riesig. Und wir haben diese Massenbewegungen von Menschen, die sagen: «Nein! Das ist lächerlich.» Auf der anderen Seite haben wir Parlamentarier, die herauskommen, und einige sagen offen, dass Israel im Recht ist, während andere etwas vage sind, wenn sie erklären, weshalb sie zum gleichen Schluss kommen, und die Leute werden wirklich frustriert. Die Community ärgert sich und zeigt das auf sehr offene Weise.

Viele Menschen haben angefangen zu verbinden, dass das, was in Australien passiert ist und immer noch passiert – der historische Prozess der Kolonialisierung in Australien – sich jetzt für sie auf sehr sichtbare Weise im historischen Palästina abspielt. Und das veranlasst die Menschen wirklich, ihr Bewusstsein für diese Situation zu schärfen, zu verstehen, warum diese Dinge passieren und wie wir sie bekämpfen können. Es war sehr inspirierend zu sehen, wie immer mehr Menschen, die traditionell keine Organisation betreiben wollten, herauskamen und versuchten, Massenbewegungen zu starten.

April Cumming: Um noch einmal auf den Kampf gegen die unvollständige Darstellung der Wahrheit, gegen Fake News und Propaganda zurückzukommen – ich habe in meinem Leben noch nie eine solche Propaganda gesehen, wie ich sie jetzt sehe. Sie ist nahezu konstant. Man hat das Gefühl, die Sache mit eigenen Augen zu sehen, von einem Experten auf dem Gebiet bestätigt, und dann wird einem gesagt, dass man es nicht sieht, und das macht einen wahnsinnig und sehr frustriert. Auf der anderen Seite ermutigt einen diese Erkenntnis aber auch, sich zu outen. Die Frustration darüber, dass man nicht gehört und nicht gesehen wird, treibt die Menschen dazu, sich zu äussern.

Eines der Dinge, die wir als Gewerkschaft, die United Workers Union, tun, ist, dass wir aktiv mit Flyern und Informationen darüber, wie sich Menschen engagieren können, zu unseren Standorten gehen. Und wir veranstalten sogenannte Toolbox-Meetings, bei denen der Organisator mit Führungskräften vor Ort Gespräche über die Geschichte dieses Themas und über die Rolle führt, die Gewerkschaften historisch im Kampf gegen die Apartheid gespielt haben, um die Stimmen von Menschen zu erheben, die in den Nachrichten nicht vertreten sind, denen im Allgemeinen nicht zugehört wird und die homogenisiert und anders sind.

Also würde ich sagen, es obliegt uns als Gewerkschaftsführern, Leuten wie mir und Seb, weiterhin Gespräche zu führen, um tatsächlich anzukommen, weil es immer viel mächtiger ist, dieses Gespräch mit einem Menschen vor dir zu führen, jemand, dem man vertraut und den man kennt, als da zu sitzen und der Propaganda zuzuhören. Und für jeden Gewerkschaftsorganisator, der dies in Kanada oder in Amerika liest, ist das gerade jetzt so wichtig für uns, denn bei der Gewerkschaftsorganisation geht es nicht nur um die eine Website und nicht nur um die eine Branche; es geht darum, für das breitere soziale Wohl in der Welt zu kämpfen und Teil dieses Kampfes zu sein.

Maximillian Alvarez: Es ist aufregend zu hören, was ihr beide gerade gesagt habt, weil es bedeutet, dass die Zukunft noch nicht geschrieben ist. Wir sehen gerade einen echten Kampf um die Zukunft, und was als nächstes passiert, hängt davon ab, was normale Leute wie du und ich und alle, die dies lesen, gerade tun.

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Dieser Text ist in Popular Resistance erschienen (hier leicht gekürzt).