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Südkorea nach dem faschistischen Putsch von Yoon Suk-yeol

Ein Gespräch mit Stephen Cho, 20. März 2025

Willkommen im Marxistischen Café [Diskussionsraum des Pols für eine kommunistische Erneuerung in Frankreich, PRCF]. Heute haben wir das Vergnügen, Stephen Cho zu begrüssen, einen kommunistischen Genossen, der Koordinator des Internationalen Koreanischen Forums ist und auch Organisator der World Anti-Imperialist Platform (WAP). Wir freuen uns sehr, ihn zu empfangen. Guten Tag, Stephen. Vielen Dank, dass du dich zu diesem Gespräch bereit erklärt hast. Wir werden über die politische Situation in Südkorea sprechen, einem Land mit sehr vielen US-Stützpunkten, das unbestritten unter US-Kontrolle steht und das sich im Rahmen des Konflikts zwischen der Nato und den USA auf der einen Seite und den BRICS-Staaten auf der anderen Seite im Zentrum eines sehr starken Spannungsherdes und eines offenen Krieges in dieser Weltregion wiederfinden könnte. Insbesondere im Rahmen des Konflikts zwischen Nordkorea, Russland und China auf der einen Seite und der US-Allianz auf der anderen Seite mit ihren Verbündeten Japan und Südkorea. Eine sehr angespannte internationale Lage insbesondere in dieser Region der Welt, eine ebenfalls sehr komplizierte soziale Lage. Es ist bekannt, dass es sich um ein Land handelt, in dem die Arbeitnehmer schlecht behandelt werden, die sozialen Rechte schwach und die demokratischen Freiheiten sehr fragil sind, trotz all dessen, was man uns im Westen über das koreanische Modell erzählt, das ein Paradies für die Demokratie sei usw. Vor diesem Hintergrund versuchte Präsident Yoon Seok-yeol1 am 3. Dezember letzten Jahres einen Staatsstreich, indem er das Kriegsrecht über das Land verhängte, zum ersten Mal seit 1980. Dieses Kriegsrecht musste jedoch nach wenigen Stunden aufgrund von Protesten wieder aufgehoben werden.

Frage: Warum und wie versuchte der südkoreanische Präsident, das Kriegsrecht zu verhängen?

Stephen Cho: Die Verhängung des Kriegsrechts am 3. Dezember 2024 war ein pro-amerikanischer Selbstputsch. Der direkte Grund dafür war der passive Bestechungsfall der sogenannten Luxus-Handtaschen-Affäre, durch die Yoon Seok-yeol ein Amtsenthebungsverfahren drohte und seine Frau Kim Keon-hee wegen Betrugs und verschiedener Korruptionsfälle bei den letzten Präsidentschaftswahlen inhaftiert werden konnte. In Wirklichkeit handelte es sich um eine Vorbereitung des US-Imperialismus auf den Koreakrieg, für den eine Vorstufe der Faschisierung sowie die Errichtung eines antikommunistischen Vorpostens notwendig war. Das Kriegsrecht wurde über ein Jahr lang vorbereitet, insbesondere im März 2024 während der gemeinsamen amerikanisch-südkoreanischen Militärübungen namens Freedom Shield, die auf eine Invasion der Demokratischen Volksrepublik Korea, d. h. Nordkorea, abzielten. Die Yoon-Seok-yeol-Clique bereitete mit der Operation Loyalität 8000 intensive Kriegsrechtsübungen vor. Und wäre der Drohnenangriff auf Pjöngjang im Oktober 2024 nicht gescheitert, wäre das Kriegsrecht unter dem Vorwand eines lokalen Krieges gegen die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen und gerechtfertigt worden. Dies war ein Versuch, Nordkorea zu provozieren, um den Putsch zu rechtfertigen.

Südkorea ist eine Art Kolonie der Vereinigten Staaten von Amerika. Es beherbergt den grössten US-Stützpunkt ausserhalb seines Territoriums sowie ein Kontingent von fast 30 000 US-Soldaten. Welche Rolle spielten die USA bei dem Putschversuch?

Südkorea ist eine vollwertige Kolonie, die dem US-Imperialismus militärisch, politisch, wirtschaftlich und kulturell völlig untergeordnet ist. Der US-Militärstützpunkt Pyeongtaek2 ist der grösste US-Militärstützpunkt der Welt, der jedoch von Südkorea betreut wird. Etwa 28 500 US-Soldaten sind dort stationiert und üben nicht nur in Kriegszeiten, sondern auch in normalen Zeiten eine operative Kontrolle aus. 1945 marschierte die US-Armee in Korea ein und erklärte sich in ihrer Proklamation Nummer 1 an das Volk von Korea zur Besatzungsmacht. Südkorea diente nach dem Zweiten Weltkrieg in einem politischen Kontext des Kalten Krieges als Brückenkopf für den Antikommunismus der USA. Der Koreakrieg von 1950 bis 1953 spielte eine Rolle bei der Erfüllung der US-Strategie. Hiefür war es unerlässlich, das faschistische Regime in Südkorea zu errichten. Die 16 Staatsstreiche in Südkorea seit dem Koreakrieg wurden alle von der US-Armee inszeniert. Der Putsch, der vor kurzem versucht wurde, intensivierte sich während der Kriegsübungen der US-Armee gegen die Demokratische Volksrepublik Korea, d. h. Nordkorea. Die USA würden den Koreakrieg als Auftakt zu einem Krieg in Ostasien benötigen. Um dies zu erreichen, war die Faschisierung der südkoreanischen Gesellschaft ein notwendiger Schritt. Der Staatsstreich oder das Kriegsrecht sind Mittel, um das System der Faschisierung zu vollenden. So kann man beispielsweise feststellen, dass die Zahl der Militärübungen seit 2003 erheblich zugenommen hat. Um hier einige Zahlen zu nennen: Zwischen 2003 und 2023 gab es 132 Militärübungen, die von den USA und der südkoreanischen Führung gemeinsam durchgeführt wurden. Im Jahr 2023 gab es 123 Übungen nur für das Jahr 2023 und im Jahr 2024 gab es 124 Übungen. Die Zahl der Übungen nahm erschreckend zu. Insbesondere waren sie eng mit den Kriegsvorbereitungen zwischen September und November 2024 verbunden, einschliesslich des Drohnenangriffs auf Pjöngjang im Oktober. Die Tatsache, dass die USA im Voraus von dem Putsch wussten, wurde in einem Interview des US-Vertreters Brad Sherman mit einem südkoreanischen Medium bestätigt. Brad Sherman enthüllte im Fernsehen, dass sich die südkoreanische Armee auf eine Operation unter falscher Flagge gegen die US-amerikanische Armee vorbereitete. Dies wurde durch Zeugenaussagen belegt, denen zufolge das Head Quarter Department HID, eine auf Infiltrationsoperationen in Nordkorea spezialisierte Einheit unter dem Kommando des Nachrichtendienstes der südkoreanischen Armee, eine Operation zur Bombardierung von US-Militärstützpunkten vorbereitet habe, um dann zu versuchen, die Demokratische Volksrepublik Nordkorea dafür verantwortlich zu machen und ihr die Schuld zuzuschieben.

Kannst du uns einen historischen Überblick darüber geben, wie der US-Imperialismus Faschismus und Militärjuntas einsetzt, um seine imperialistische Herrschaft in Südkorea aufrechtzuerhalten?

Im Gegensatz zur Geschichte des Faschismus in Deutschland oder Italien sind die Faschisten in Südkorea gegen den Nationalismus und pro-japanisch, pro-US-amerikanisch und anti-patriotisch eingestellt. Das liegt daran, dass sie als Werkzeug des imperialistischen Kolonialismus und nicht als Werkzeug des nationalen Monopolkapitals in Erscheinung getreten sind. Von pro-japanischen Kollaborateuren, die während der 36 Jahre dauernden japanischen Besatzung Marionetten Japans waren, wurden sie zu einer Marionette der USA, die nach der Niederlage Japans 1945 als Besatzungsmacht in Korea einmarschierten. Diese pro-japanischen und pro-amerikanischen Kräfte bildeten den Ursprung der faschistischen Gruppe von Rhee Syng-man3 und wurden 1950 zu den Sturmtruppen des Koreakriegs und dann für etwa 30 Jahre zur Stütze des faschistischen Militärregimes, das von den Militärputschen von Park Chung-hee4 1961 und “Chun Doo-hwan5 1980 geprägt war. In Südkorea herrscht seit jeher ein faschistisches Regime.

Tatsächlich sind die wichtigsten Bestimmungen des sogenannten Sicherheitsgesetzes, eines faschistischen Gesetzes, das auf den sogenannten Gesetzen zur Erhaltung des Friedens basiert, die vom Kaiserreich Japan erlassen wurden und die Gedanken- und Meinungsfreiheit unterdrücken, immer noch in Kraft. Das faschistische System blieb auch unter den sogenannten Zivilregierungen nach Rhee Syng-man, Park Chung-hee und Chun Doo-hwan unverändert. Nicht nur sozialistische, sondern auch demokratische und fortschrittliche Kräfte wurden hart unterdrückt, wobei es zu zahlreichen Todesfällen durch Folter und fragwürdigen Todesfällen kam. Ein Schock war beispielsweise die Entdeckung der Notizen des prominenten Gefolgsmanns No Sang Hun aus der Putsch-Clique von 2024, die nach einer gerichtlichen Untersuchung veröffentlicht wurden. Diese enthüllten den Plan, den die Putschkräfte nach der Verhängung des Kriegsrechts am 3. Dezember 2024 ausgearbeitet hatten. Sie hätten fast 10 000 Menschen, die demokratischen und fortschrittlichen Kräften angehörten, festgenommen und durch eine Kasernenexplosion und eine chemische Vergiftung nach dem Vorbild von Auschwitz ermordet.

Die europäischen Faschisten sind relativ stark durch ihre rechtsextreme, chauvinistische Ideologie geprägt, während der Faschismus in Südkorea durch seinen antinationalistischen Charakter mit einer starken Unterwerfung unter ausländische Kräfte zum Ausdruck kommt. Faschistische Regime wurden von der koreanischen Bevölkerung nie geschätzt. Tatsächlich stürzte der Aufstand vom April 1961 das Regime von Syngman Rhee. Der Aufstand vom Oktober 1979 stürzte das Militärregime von Park Chung-hee, und der Aufstand vom Mai 1980 in Guangju war gegen das Militärregime von Chun Doo-hwan gerichtet. Dann folgte der Aufstand vom Juni 1987, der den faschistischen Kräften einen entscheidenden Schlag versetzte. Aus diesem historischen Grund gibt es in der koreanischen Gesellschaft eine sehr starke Front gegen den Faschismus.

Wie haben es die Aktivisten des demokratischen Lagers und insbesondere die Genossen der PDP trotz der Repressionen, von denen sie vor allem jetzt betroffen sind, geschafft, das Volk zu mobilisieren, um diesen faschistischen Staatsstreich zu vereiteln?

Letztendlich ist dies alles das Ergebnis wissenschaftlich begründeter Überzeugung und von Disziplin, die in einer langen Tradition von Organisationsarbeit und des praktischen Kampfes erworben wurden. Wie ihr alle wisst, gibt es keinen anderen Weg, als diese Art von Training, um die fortschrittliche demokratische Bewegung und die soziale Transformation zu fördern. Seit über 3000 Tagen organisieren Mitglieder der People’s Democratic Party (PDP) rund um die Uhr Mahnwachen und Sitzwachen vor den Botschaften der USA und Japans in Seoul, den Symbolen und Stützpunkten des Imperialismus. Mir wurde gesagt, dass man in Kuba ein Jahr lang vor Guantanamo demonstrieren muss, bevor man Diplomat werden kann, was ich voll und ganz nachvollziehen kann. Darüber hinaus werden Mitglieder der PDP seit langem in Gewerkschaften, Bauernorganisationen und Studentenvereinigungen entsandt. Dank ihrer Verbindungen zu den Massen ist es der Partei gelungen, ihre Organisation auszubauen und die Massen zu mobilisieren, selbst im Falle einer lang anhaltenden und unerbittlichen faschistischen Repression. Der Aufstand im Dezember letzten Jahres mit teilweise 2 Millionen mobilisierten Menschen, der das Kriegsrecht beendete und die Präsidentschaft von Yoon Seok-yeol suspendierte, war natürlich nicht allein das Ergebnis der Bemühungen der PDP, aber es stimmt, dass die PDP einen wichtigen Kampf geführt hat, indem sie täglich 100 000 Exemplare ihrer Zeitung und Flugblätter verteilte. Die PDP ist nicht nur die fortschrittlichste Partei Südkoreas, sondern auch die propagandistisch mächtigste.

Welche Auswirkungen hat dieses Scheitern auf die politische Situation in Korea? Hat sich dadurch die Frage der Verteidigung des Friedens verändert?

Dass die Verhängung des Kriegsrechts am 3. Dezember aufgrund des Volksaufstands scheiterte, war ein schwerer Schlag für die faschistische Clique in Südkorea. Wenn die Festnahme und Inhaftierung der Anführer des Staatsstreichs, die politische Isolierung der faschistischen und reaktionären Clique und die Bestätigung der Amtsenthebung von Yoon Seok-yeol durch das Verfassungsgericht erfolgreich verlaufen, dann wird ein Regimewechsel bei den vorgezogenen Präsidentschaftswahlen zwei Monate später unvermeidlich sein. Sollte es dazu kommen, wird nicht nur eine Sonderuntersuchung zur Rebellion, sondern auch eine Sonderuntersuchung zu Kim Keon-hee6 und eine Sonderuntersuchung zu Mi Yang Tekyon eingeleitet, mit der Eröffnung von Gerichtsverfahren wegen Korruption. Sollte dies der Fall sein, werden die reaktionären und konservativen faschistischen Kräfte in Südkorea einen politischen Schlag erleiden, der sie für mindestens 30 Jahre daran hindern wird, von einer Machtübernahme zu träumen. Darüber hinaus wurde der Versuch, mit dem Drohnenangriff auf Pjöngjang im vergangenen Oktober einen lokalen Krieg gegen die Demokratische Volksrepublik Korea, Nordkorea, zu entfachen, ebenso vereitelt wie der Versuch, die Kriegsvorbereitungen mit der Verhängung des Kriegsrechts und dem Staatsstreich vom 3. Dezember abzuschliessen. Dennoch versucht die Clique der Putschisten, die faschistische und reaktionäre Gruppe, die am Rande des Todes steht, nun als letzten Ausweg einen Bürgerkrieg zu entfachen. Obwohl Südkorea nach der Einführung des Kriegsrechts das schlimmste Konfliktszenario vermieden hat, bleibt die Gefahr eines Krieges aufgrund der zunehmenden Provokationen der Putschisten-Clique bestehen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Wille des US-Imperialismus, einen Krieg zu provozieren, unverändert ist.

Ist also das südkoreanische Regime so beschaffen, dass es keine Hoffnung auf eine Entwicklung zu einer echten fortschrittlichen Demokratie und einem Freund des Friedens gibt?

In der politischen Geschichte Südkoreas sind dreimal Reformkräfte an die Macht gekommen, die jedoch alle die Unterstützung der Bevölkerung verloren haben, weil sie wirtschaftlich versagten und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung zusammenbrachen. Das liegt daran, dass Südkorea eine vollwertige Kolonie des US-Imperialismus ist und dass die reformistischen Kräfte in Südkorea pro-amerikanische, kleinbürgerliche und sozialdemokratische Kräfte sind. Es handelt sich um einen rechten Flügel der Sozialdemokratie. Die repräsentativste Reformpartei in Südkorea, die Demokratische Partei, ist eine neoliberale Partei und hat es selbst während ihrer drei Amtszeiten an der Macht nicht geschafft, auch nur eine einzige Klausel zu ändern, die die Gedanken- und Meinungsfreiheit im Gesetz über die nationale Sicherheit verbietet. Die Geschichte hat bewiesen, dass, solange die Politik Südkoreas ein Schaukelspiel zwischen pro-amerikanischen und pro-imperialistischen faschistischen Kräften und pro-amerikanischen und pro-imperialistischen reformistischen Kräften bleibt, eine echte Demokratie sowie Fortschritt und Frieden niemals möglich sein werden. Die einzige politische Hoffnung liegt in der Partei der Volksdemokratie, PDP, der einzigen südkoreanischen Partei, die eine Agenda gegen die USA und den Imperialismus und für Volksdemokratie, Frieden und Fortschritt vertritt. Die PDP ist auch die einzige Partei, deren Programm die Wiedervereinigung des Landes durch ein föderales System vorsieht, wonach das sozialistische Nordkorea und die kapitalistische Republik Korea die Unterschiede ihrer jeweiligen Systeme überwinden und eine Wiedervereinigung unter dem Banner der Unabhängigkeit, des Friedens und der Volksdemokratie erreichen würden. Der einzige Weg für eine friedliche Wiedervereinigung Koreas ist das föderale System. Zur Erinnerung: Das Nationale Sicherheitsgesetz Südkoreas verbietet und bestraft einen Programmpunkt, der den Abzug der US-Militärstützpunkte fordert, d. h. die Opposition gegen die USA und den Imperialismus, und das föderale System, d. h. die friedliche Wiedervereinigung des Landes.

Kannst du uns nun etwas über die Unterordnung der südkoreanischen Wirtschaft unter das amerikanische Monopolkapital sagen?

Korea ist die umfassendste Kolonie nicht nur in militärischer, politischer und kultureller Hinsicht, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Zwar ist die gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung durch die harte Arbeit der Werktätigen und des gebildeten, fleissigen und gewissenhaften koreanischen Volkes erreicht worden. Die Ausbeutung der Arbeiterklasse hat sich jedoch entsprechend der marxistisch-leninistischen Analyse historisch verschärft, seit die US-Armee 1945 als Besatzungsmacht ins Land kam. Jede Stufe des Kapitalreproduktionsprozesses ist dem US-Imperialismus vertikal untergeordnet und jeder Bereich der Industrie ist zersplittert und deformiert. Die Unterordnung des Prozesses und die Deformation des Sektors haben einen kolonialen bzw. einen halbkapitalistischen Charakter. Die koreanische Gesellschaft wird als kolonial und halbkapitalistisch bezeichnet, weil sie nicht nur militärisch, politisch und kulturell, sondern auch und vor allem wirtschaftlich untergeordnet und deformiert ist. Infolgedessen ist die südkoreanische Wirtschaft immer anfällig und instabil, indem sie als Reaktion auf externe Schocks stark schwankt. Ich wiederhole: Dies ist auf die Unterordnung von Kapital, Rohstoffen, Treibstoffen, Ausrüstung, Technologien und Märkten sowie der Schwer- und Leichtindustrie und auf eine unverbundene, fragmentierte, hypertrophierte und deformierte Landwirtschaft zurückzuführen. Während der Finanzkrise in Ostasien 1997 und der globalen Finanzkrise 2008 konnte der US-Imperialismus alle Systeme perfektionieren, die der Überausbeutung förderlich sind, wie die Marktöffnung, die finanzielle Öffnung und die Umsetzung eines Systems, das auf Unsicherheit und Entlassungen beruht. So wird Südkorea als «Geldautomat» bezeichnet. Mit anderen Worten: Im Vergleich zu Frankreich arbeiten die Koreaner doppelt so viel und erhalten nur halb so viel Lohn. Ausserdem gibt es praktisch kein Sozialversicherungssystem. Die Selbstmordrate ist die höchste der Welt; auch das ist kein Zufall.

Kannst du uns, um noch einen Schritt weiter zu gehen, die Situation der Arbeitnehmer in Südkorea etwas genauer beschreiben?

Die Hälfte der 50 Millionen Einwohner des Landes gehören zur erwerbstätigen Bevölkerung und die Hälfte davon sind prekär Beschäftigte. Sie erhalten weniger als die Hälfte des Lohns regulärer Arbeitnehmer und werden sehr schlecht behandelt. Obwohl Südkorea ein kapitalistisches Industrieland ist, ein Vorbild für die Dritte Welt, das sich durch seinen Bildungshunger und die Fleissigkeit seiner Arbeitnehmer auszeichnet, erhalten diese trotz der längsten Arbeitszeiten der Welt und fehlender Sozialversicherung weniger als die Hälfte des Lohns europäischer Arbeitnehmer. All dies führt zu schwerwiegenden sozialen Problemen wie der höchsten Selbstmordrate unter Jugendlichen und Problemen mit dem Rentensystem und dem Sozialschutz. Darüber hinaus ist die Politik des Verbots, sich gewerkschaftlich zu organisieren, bei Samsung weltweit bekannt. Doch wo es Unterdrückung gibt, gibt es auch Widerstand. Bei Samsung haben sich Gewerkschaften gebildet und Streiks haben begonnen. Und die Unterdrückung durch den Samsung-Konzern, geschützt durch den Staat, macht es den Arbeitern immer noch sehr schwer, sich zu organisieren. Dennoch kämpfen die Arbeiter. In Südkorea versucht die faschistische Regierung, den Gewerkschaftsbund KCTU durch erfundene Vorfälle und Unterdrückung zu zerstören, aber der KCTU hat einen harten Kampf geführt und nach der Verhängung des Kriegsrechts einen unbefristeten Generalstreik ausgerufen.

Wie sind die Aussichten für die Volksbewegung in Südkorea und insbesondere für die PDP, die Partei der Volksdemokratie, die Opfer erheblicher Repressionen ist?

Am 30. August 2024 wurden die Demokratische Partei, die am weitesten rechts stehende Partei im koreanischen Parteienspektrum, wenn man die faschistische Partei von Yoon Seok-yeol ausklammert, und die Partei der Volksdemokratie, die am weitesten links stehende Partei, gleichzeitig unterdrückt. Die PDP reagierte sofort und verurteilte die Durchsuchungen in ihren Büros sowie im Haus des ehemaligen Präsidenten des Landes, der der Demokratischen Partei angehört, als Zeichen des Kriegsrechts. Dies wurde tatsächlich durch das Kriegsrecht vom 3. Dezember bestätigt. Obwohl das Kriegsrecht vom 3. Dezember offiziell aufgehoben wurde, kontrollieren die Putschisten in Wirklichkeit immer noch die Staatsmacht, und rechtsextreme Reaktionäre rufen täglich zu faschistischen Ausschreitungen auf und versuchen, Unruhen zu provozieren. Insbesondere drangen Anhänger des gestürzten Präsidenten am 19. Januar in das Gerichtsgebäude in Seoul ein, woraufhin seine Haft um 20 Tage verlängert wurde. Kurz gesagt: die Situation in Korea entwickelt sich von einer zivilen Unruhe zu einem Bürgerkrieg. Sollte es zu einer Konfrontation mit Blutvergiessen, Aufruhr und Schiessereien kommen, wie es die faschistische und reaktionäre Clique beabsichtigt, wäre dies ein Bürgerkrieg grossen Ausmasses, ähnlich dem Maidan-Putsch 2014. Unter der Kontrolle des US-Imperialismus steigert die faschistische und reaktionäre Clique die Agitation gegen die Demokratische Volksrepublik Korea und unter dem Deckmantel antikommunistischer Ideologie auch gegen China und stachelt damit zu einem Bürgerkrieg, einem lokalen Krieg und einem Koreakrieg an. Korea hatte bereits 1948 mit dem Jeju-Osu-Aufstand einen Bürgerkrieg und 1950 nach über 2600 lokalen Konfrontationen gegen Nordkorea ab 1949 den Ausbruch des Koreakriegs erlebt. Die aktuelle Situation reproduziert genau diesen Prozess. Nach seinem 30-jährigen Kampf gegen die Unterdrückung durch die faschistische Militärdiktatur machte das südkoreanische Volk im Juni 1987 die siegreiche Erfahrung eines Aufstandes, der zur Bildung einer breiten und mächtigen antifaschistischen Front führte.

Um die koloniale und halbkapitalistische koreanische Gesellschaft umzugestalten, muss jedoch eine demokratische Revolution zur nationalen Befreiung durchgeführt werden. Dafür ist eine antifaschistische und antiimperialistische Front notwendig. Die PDP ist die einzige legale revolutionäre Partei, die im Zentrum des politischen Kampfes steht, um die antifaschistische Front in eine antiimperialistische Front umzuwandeln. Die Geschichte hat gezeigt, dass alle Repressionen gegen die PDP, einschliesslich derer, die sich auf antikommunistische Ideologie und nationale Sicherheitsgesetze stützen, gescheitert sind. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem die einzige treibende Kraft für die Umgestaltung Südkoreas, nämlich die Partei der Volksdemokratie, die PDP, sowie die Sowjets der Arbeiter und des Volkes vereint sein werden. Die kriegerische und extreme faschistische Situation, die nach dem Kriegsrecht vom 3. Dezember von einer Rebellion zu einem Bürgerkrieg und dann zu einem Koreakrieg führen sollte, hat das Bewusstsein der Arbeiter und des Volkes geweckt und damit eine grundlegende Transformation gefördert. Je tiefer die Dunkelheit der Faschisierung der südkoreanischen Gesellschaft ist, desto heller ist die Morgendämmerung der südkoreanischen Transformation. Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass unsere Arbeiter und unser Volk letztendlich siegen werden.

Vielen Dank, Stephen Cho, für diese sehr interessanten Einblicke. Man sieht, dass Südkorea auf heissen Kohlen sitzt und wir werden die Situation in den nächsten Monaten aufmerksam verfolgen. Nochmals vielen Dank und bis bald.

Fussnoten

1 Yoon Suk-yeol (koreanisch: 윤석열, /jun sʰʌ̹k̚.jʌ̹ɭ/), geboren am 18. Dezember 1960 in Seoul (Südkorea), ist ein südkoreanischer Rechtsanwalt und Staatsmann. Er ist seit dem 10. Mai 2022 Präsident der Republik Korea und seit dem 14. Dezember 2024 suspendiert. Er begann seine Karriere 1994 als Staatsanwalt, wobei er sich auf Korruptionsfälle spezialisierte. Während der Amtszeit von Präsident Moon Jae-in wurde er von 2019 bis 2021 Generalstaatsanwalt von Südkorea und spielte eine Schlüsselrolle bei der Verurteilung der ehemaligen Präsidentin Park Geun-hye. Im Jahr 2022 wurde er als Kandidat der Partei Macht dem Volke, der damals grössten rechtskonservativen Partei in Südkorea, für die Präsidentschaftswahlen 2022 nominiert, die er auch gewann. Seine Präsidentschaft ist von mehreren Ereignissen geprägt, die sein Image beschädigen, insbesondere sein Umgang mit dem Halloween-Rummel in Itaewon im Jahr 2022 und der medizinischen Krise im Jahr 2024. Südkorea erlebt unter seiner Regierung eine demokratische Erosion und er sieht sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Als seine Partei bei den Parlamentswahlen 2024 eine grosse Niederlage erlitt, geriet er in Konflikt mit der Nationalversammlung und verhängte im selben Jahr das Kriegsrecht, besann sich aber nach wenigen Stunden unter dem Druck von Politik und Bevölkerung eines Besseren. Nach einem ersten erfolglosen Versuch wurde er schliesslich von der Nationalversammlung abgesetzt und suspendiert und anschliessend für mehrere Wochen inhaftiert.

2 Pyeongtaek ist eine Stadt in der südkoreanischen Provinz Gyeonggi. In der Stadt befindet sich der Militärstützpunkt Pyongtaek. Während des Koreakrieges (1950–1953) war die Stadt Schauplatz einer Schlacht, in der die Nordkoreaner gegen die USA siegten.

3 Syngman Rhee oder Rhee Syng-man (/i.sɯŋ.man/), geboren am 26. März 1875 und gestorben am 19. Juli 1965, war ein südkoreanischer Staatsmann. Er war der erste Präsident der provisorischen Regierung der Republik Korea im Exil in Shanghai und der erste Präsident der Republik Korea (Südkorea) von 1948 bis 1960. Kurz vor der Unterzeichnung des Vertrags von San Francisco verkündete er eine einseitige Abgrenzung des koreanischen Seegebiets, die als «Syngman Rhee-Linie» bezeichnet wurde. Seine drei Amtszeiten als Präsident der Republik Korea waren stark von den Spannungen des Kalten Krieges geprägt. Da er von den USA als antikommunistischer Gewährsmann betrachtet wurde, stand er während des Koreakriegs an der Spitze Südkoreas. Da er sich aufgrund seiner zunehmend autoritären Machtpraxis durch die Politik der Ein-Volk-Doktrin mit einer wachsenden Opposition konfrontiert sah, endete seine Präsidentschaft vor dem Hintergrund einer weit verbreiteten Unzufriedenheit, die sich in gewaltsam niedergeschlagenen Demonstrationen im ganzen Land ausdrückte.

4 Park Chung-hee (koreanisch: 박정희), geboren am 30. September 1917 in Gumi und ermordet am 26. Oktober 1979 in Seoul, war ein südkoreanischer Militär und Staatsmann und war von 1962 bis 1979 Präsident der Republik. Unter seinem autoritären Regime nahm Südkorea einen wirtschaftlichen Aufschwung und stieg zu einem der 20 reichsten Länder der Welt auf.

5 Chun Doo-hwan (koreanisch: 전두환, /tɕʌn tuɦwɐn/ → /tɕʌnduɦwɐn/), geboren am 18. Januar 1931 in Naechonri, Korea, und gestorben am 23. November 2021 in Seoul, war ein südkoreanischer General und Staatsmann. Er war vom 1. September 1980 bis zum 24. Februar 1988 Präsident der Republik, nachdem er seinen Vorgänger gestürzt hatte.

6 Kim Keon-hee (hangeul: 김건희), geboren am 2. September 1972 in Südkorea, ist eine südkoreanische Geschäftsfrau sowie seit 2022 als Ehefrau von Yoon Seok-yeol, dem Präsidenten der Republik Korea, die First Lady Südkoreas.
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Der Text wurde der Zeitschrift des Pols für eine kommunistische Erneuerung in Frankreich, Initiative communiste, entnommen. Übersetzt mit Hilfe von DeepL.com (kostenlose Version).