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[Quelle: primevideo.com]

US-Imperialismus: Was jeder Mensch wissen sollte, aber durch die stille Propaganda verheimlicht wird

von ABEL TOMLINSON1, 5. Feburar 2025

Die grundlegende Tatsache, dass die Vereinigten Staaten ein Imperium sind, ist vielleicht das Thema, das in den etablierten amerikanischen Informationssystemen und im öffentlichen Diskurs am systematischsten tabuisiert wird. Der US-Imperialismus wird in den Konzernmedien und im Bildungssystem so gut wie nie eingehend, kritisch oder intelligent diskutiert. Er wird von den Kandidaten der beiden vorherrschenden politischen Parteien nie erwähnt und bei den Präsidentschaftsdebatten nie zur Sprache gebracht. Selbst an den Universitäten wird er nur selten thematisiert, abgesehen von ein paar speziellen Kursen oder Studiengängen.

Die ohrenbetäubende Stille zu diesem wichtigen Thema ist eine Form der unausgesprochenen Propaganda, die letztlich eine Epidemie tödlicher Ignoranz gegenüber der wohl schädlichsten Institution der Welt erzeugt und den Mythos einer «wohlwollenden US-Regierung» aufrechterhält. Ausserdem verwehrt sie den Amerikanern den Zugang zum Kernkontext, der ein korrektes Verständnis der sich entwickelnden Weltereignisse ermöglichen würde. Um den Mythos zu entlarven und den US-Imperialismus aufzudecken, ist es von entscheidender Bedeutung, zunächst seine Methodik der Informationskontrolle zu entschlüsseln.

«Schau, der Irak hat Massenvernichtungswaffen!» [Quelle: statesmanjournal.com]

Die Konzern-Staats-Medien verwenden verschiedene Propagandatechniken. Die einfachste ist die direkte Lüge, wie etwa die nicht existierenden Massenvernichtungswaffen des Irak und Saddam Husseins nicht existierende Verbindung zu den Terroranschlägen auf das World Trade Center.

In letzter Zeit wurden wir Zeuge des unaufhörlichen Medienmantras, dass der Ukraine-Krieg «unprovoziert» gewesen sei, obwohl es unzählige Beweise gibt, die das Gegenteil belegen. Die USA haben den Krieg massiv provoziert, indem sie die NATO-Erweiterung vorangetrieben und den ultranationalistischen Putsch in der Ukraine im Jahr 2014, der den Bürgerkrieg auslöste, finanziert haben. Wir haben auch kürzlich zahlreiche direkte Lügen zur Rechtfertigung des US-unterstützten israelischen Völkermords erlebt, wie die inzwischen widerlegten Berichte über 40 enthauptete Babys und Massenvergewaltigungen durch die Hamas.

[Quelle: lexe.edu.mx]

Es gibt auch Propaganda durch Verdrehung, wobei z. B. Ereignisse so dargestellt werden, dass der Provokateur oder Angreifer als Opfer oder Verteidiger erscheint, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Beispielsweise werden Israelis in der Regel so dargestellt, als würden sie sich gegen palästinensische Angriffe «wehren» und «verteidigen», und selten umgekehrt, was eine Verdrehung der Kausalität darstellt, wenn man die Geschichte der letzten 75 Jahre objektiv betrachtet. Die Palästinenser leiden seit Jahrzehnten unter der ständigen Brutalisierung, Besatzung, dem Landraub, der Blockade, der Apartheid, der Einschränkung der Bewegungsfreiheit, den Flächenbombardierungen und vielen weiteren Verbrechen Israels, die hier nicht alle aufgezählt werden können. Diese Art von Informationskrieg und Manipulation des amerikanischen Massenbewusstseins zu diesem Thema hat schon vor langer Zeit begonnen. Noam Chomsky und andere Experten für Medienanalyse zeigen das mit kristallklarer Deutlichkeit in dem hervorragenden Dokumentarfilm «Peace, Propaganda & the Promised Land» aus dem Jahr 2004, der hier kostenlos online zur Verfügung steht.

Ein weiteres Beispiel für Verdrehung ist, dass die Konzernmedien China und Nordkorea ständig als Provokateure in der Nähe ihrer eigenen Küsten darstellen. In Wirklichkeit sind es die USA, die provozieren, indem sie jedes Jahr massive Kriegsspiele durchführen und Dutzende Militärstützpunkte in der Nähe der Grenzen der beiden Länder errichten.

Wer ist der Aggressor? [Quelle: socialistaction.net]

Hinzu kommt, dass der historische Kontext des früheren US-Imperialismus in China und die völkermörderische Massenvernichtung von 20 Prozent der nordkoreanischen Bevölkerung oft ausgeblendet werden. Die USA warfen mehr als eine halbe Million Tonnen Bomben auf die Koreaner ab, darunter Napalm und chemische Waffen. Der hochrangige General der US-Luftwaffe, Curtis LeMay, prahlte damit, dass sie «jede Stadt in Nordkorea niedergebrannt» hätten. Die Konzernmedien stellen diesen Kontext nie her und lassen die Frage nicht zu: Wie würdest du dich fühlen, wenn ein Militär, das zuvor einen Völkermord begangen hat, jährliche Kriegsspiele an deinen Grenzen durchführt?

Ein drittes Propagandamittel ist die Schaffung von Mythen durch Hollywood. Der Dokumentarfilm «Theaters of War: How the Pentagon and CIA Took Hollywood» aus dem Jahr 2022 gibt einen guten Einblick in diese Methode. Die Filmemacher erlangten über Anfragen nach dem «Freedom of Information Act» Tausende Seiten freigegebener Dokumente und entdeckten intime Beziehungen zwischen Hollywood-Filmemachern, der CIA und dem Pentagon.

Diese Dokumente enthüllten, dass «das Pentagon und die CIA direkte redaktionelle Kontrolle über mehr als 2500 Film- und Fernsehproduktionen ausgeübt haben, die meisten davon seit 2001». Als Folge werden vergangene Kriege, die CIA und das US-Militär verharmlost und glorifiziert, sodass ein falsches Bild entsteht. Das US-Militär und die CIA werden durchweg als wohlwollende Kraft dargestellt – ein Bild, das extrem von der Realität des Imperialismus abweicht.

[Quelle: wsws.org]

Schliesslich gibt es auch Propaganda durch Auslassung, die auf zwei Arten funktioniert: durch gezieltes Auslassen wichtiger historischer Zusammenhänge oder durch das gänzliche Vermeiden eines Themas. Als Beispiel für das Auslassen von Zusammenhängen kann angeführt werden, dass die historischen Ursachen, die den Ukrainekrieg auslösten, in den Medienberichten nicht erwähnt werden. Ausserdem verschweigen die Mainstreammedien systematisch die entscheidende Tatsache, dass Russland wiederholt Friedensabkommen angestrebt hat, um den Krieg zu beenden, z. B. die Abkommen von Minsk und Istanbul, die vom Westen sabotiert wurden. Zweitens kann Auslassungspropaganda auch dadurch funktionieren, dass ein Thema einfach nie zur Sprache kommt, wie es beim US-Imperialismus der Fall ist.

Selenskyj, der die Wahl gewann, indem er Frieden versprach, sagt, dass ER die von den Vereinten Nationen genehmigten Minsker Friedensabkommen zugunsten einer Wiederaufnahme der Völkermordkampagne gegen die Menschen im Donbass und auf der Krim verworfen hat! [Quelle: x.com]

Diese Propagandamethoden manipulieren das Bewusstsein der Amerikaner wie auch das der meisten Menschen in der übrigen Welt in erheblichem Masse, da die Informationskontrolle der USA global ist.

Die US-amerikanische Mythologie wird auf dem gesamten Planeten verbreitet, nicht nur indirekt über die Mainstream-Medien und Hollywood, sondern auch direkter über das, was die New York Times einst als das «weltweite Propagandanetzwerk» der CIA bezeichnete.

Aggressiv-invasive US-amerikanische Staatsmediennetzwerke wie Voice of America, Radio Free Europe, Radio Free Asia und andere senden weltweit Informationen in 48 Fremdsprachen.

Interessanterweise wurden einige dieser Programme bis 1972 heimlich von der CIA finanziert. Diese Staatsmedien arbeiten daran, die Unterwürfigkeit des Auslands sicherzustellen, indem sie ein falsches Bild der Vereinigten Staaten vermitteln und Oppositionsbewegungen gegen widerspenstige Nationen erzeugen, deren Regierungen gestürzt werden sollen.

Lassen Sie sie nicht aufwachsen, ohne die Wahrheit zu erfahren!
Werbung aus der Zeit des Kalten Krieges von Radio Free Europe, eine Kreation der CIA. [Quelle: estonianworld.com]

Aufgrund des Informationsmangels haben die meisten Amerikaner kaum oder gar keine Ahnung davon, dass ihr eigener Staat zweifellos ein Imperium ist. Somit ist die amerikanische Öffentlichkeit katastrophal schlecht informiert über die wohl schädlichste Institution auf dem Planeten, wenn man die letzten Jahrzehnte der Kriege und Umweltschäden vollumfänglich berücksichtigt. Dass die Amerikaner diese grundlegende Tatsache nicht kennen, hindert sie daran, dieses übergreifende, von beiden Parteien unterstützte Problem vollständig zu verstehen.

Infolgedessen sind sie nicht in der Lage, darüber nachzudenken, wie sie das Imperium bekämpfen oder demontieren können, oder wie sie sich auf seinen wahrscheinlichen Niedergang und möglichen Zusammenbruch einstellen können.

Die Ahnungslosigkeit hindert die Amerikaner auch daran, eine Unmenge an Informationen, über die in den Mainstream-Medien berichtet wird, vollständig zu verstehen, insbesondere im Hinblick auf andauernde Kriege und imperiale Staatsstreiche. So waren beispielsweise in jüngster Zeit mehrere Nationen mit imperialistischen Staatsstreichen der USA konfrontiert, darunter Syrien, Georgien und Rumänien, doch in den Mainstream-Medien wird das nicht direkt kommuniziert. Dieser Mangel an Kontextualisierung macht die Amerikaner durchweg anfällig für die ständige Flut an Propaganda, die Zustimmung für imperialistische Kriege erzeugt. Solange die Amerikaner nicht verstehen, welchem Zweck die Staatsstreiche und Kriege wirklich dienen, sind sie empfänglich für die nächste Runde an Lügen, insbesondere wenn die von ihnen bevorzugte Kriegspartei die Hysterie anheizt.

Selbst unter der Minderheit der Amerikaner, die die Existenz des Imperiums anerkennen, herrschen grosse Missverständnisse. Besonders schwerwiegend ist, dass zahlreiche führende Akademiker, die sich mit dem Thema befassen, das tiefere Wesen des amerikanischen Imperialismus nicht vollständig erfassen. So betrachten sie das Imperium als positiv oder diagnostizieren das volle Ausmass der Krankheit nicht richtig, was sie daran hindert, plausible Heilmittel oder Prognosen vorzulegen. Dadurch kommt es zu weiteren Fehlinterpretationen aktueller Ereignisse, welche in der breiten Öffentlichkeit, die nichts über das Imperium weiss, ohnehin schon fehlinterpretiert werden.

[Quelle: en.prolewiki.org]

Zu den scharfsinnigsten Forschern des US-Imperialismus gehört Professor Michael Parenti. In seinem Buch «The Face of Imperialism» weist er darauf hin, dass die meisten Historiker ein irreführendes, mythologisches und beschönigendes Bild davon zeichnen, was Imperialismus wirklich ist. Wenn sie über das Römische und das Britische Imperium schreiben, geben sie ihnen oft unverdiente Namen des Friedens, wie Pax Romana und Pax Britannica. Diese Bezeichnungen verschleiern den brutalen, ständigen Krieg und die tiefgreifende wirtschaftliche Ausbeutung, die dem Imperialismus innewohnen.

Auch Akademiker, die über das US-Imperium schreiben, bedienen sich derselben Mythenbildung, wie beispielsweise der Militärhistoriker Max Boot, der folgende Fiktion verfasst hat:

«Der US-Imperialismus war im letzten Jahrhundert die grösste Triebkraft für das Gute in der Welt.»

Parenti stellt fest, dass selbst unter Akademikern, die sich kritisch mit dem US-Imperium auseinandersetzen, viele daran scheitern, den Imperialismus in seiner ganzen Tragweite zu beschreiben. Wenn beispielsweise der Autor Chalmers Johnson den Begriff «Imperium» verwendet, «entzieht er ihm seine volle Bedeutung … [und verwendet ihn] lediglich im Sinne von Herrschaft und Macht, insbesondere militärischer Macht» [Hervorhebung hinzugefügt]. Wie viele andere Wissenschaftler kritisiert Johnson die militärische Dimension des Imperiums, versäumt es jedoch, die wirtschaftliche Dimension umfassend zu beleuchten.

Das ist eine falsche Darstellung dessen, worum es beim US-Imperium schon immer ging. Wie Parenti feststellt: «Wir hören viel über Imperium und Militarismus, aber sehr wenig über Imperialismus … die eigentliche Tätigkeit des Imperiums» [Hervorhebung hinzugefügt]. Diese relativ oberflächliche Analyse, der es an «politisch-ökonomischem Inhalt» sowie an einer Kritik der kapitalistischen Klasseninteressen mangelt, ist repräsentativ für den breiteren öffentlichen Diskurs.

Im Kern hat sich der Imperialismus schon immer auf den Handel konzentriert, auf die autoritäre wirtschaftliche Ausbeutung natürlicher und menschlicher Ressourcen in fernen Ländern, um eine elitäre Investorenklasse zu bereichern. Das geht in der Regel mit Massenelend, Ausbeutung, Entmenschlichung, Umweltverschmutzung, Armut und Massakern an den Menschen einher, die in der Nähe wertvoller Ressourcen leben. Dieses Phänomen wird als «Rohstofffluch» bezeichnet und ist der Grund, warum ölreiche Nationen wie der Irak, Iran, Libyen und Venezuela immer wieder zu Zielscheiben imperialistischer Kriege, Regimewechselversuchen und Sanktionen geworden sind.

Ein weiterer Grund, warum die meisten Amerikaner Schwierigkeiten haben, den US-Imperialismus in seiner ganzen Tragweite zu erkennen, ist, dass er nicht wie frühere Kolonialmächte strukturiert ist; daher der präzisere Begriff Neoimperialismus. Frühere Imperien hatten beispielsweise explizite Kolonialgebiete, die sie mit Hilfe von imperialen Vizekönigen kontrollierten. Sie hatten also direkte Verwaltungen, die riesige Rohstoffvorkommen ausbeuteten. Im Gegensatz dazu übt der Neoimperialismus keine offene Kontrolle über die Nationen aus, deren Reichtümer er sich aneignet, und verfügt über keine offensichtlichen Vizekönige als Verwalter.

Stattdessen bedient sich der Neoimperialismus unterwürfiger Vasallenregierungen mit Marionettenführern, bei denen es sich entweder um demokratisch gewählte Politiker oder um Diktatoren verschiedener Couleur handeln kann. Nach aussen hin wird die Fassade unabhängiger souveräner Staaten aufrechterhalten, doch dahinter verbirgt sich dieselbe imperialistische Plünderung von Reichtümern und Ausbeutung der Volksmassen.

Einer der besten Insiderberichte über den US-Neoimperialismus stammt von dem hochdekorierten Marinekorps-General Smedley Butler aus dem Jahr 1933:

«Ich habe dreiunddreissig Jahre lang … [im] Marine Corps … [als] hochklassiger Schläger für Grosskonzerne, für die Wall Street und für die Banker verbracht. Kurz gesagt, ich war ein Gangster, ein Gangster für den Kapitalismus … Ich habe 1914 dazu beigetragen, Mexiko für die amerikanischen Ölinteressen zu sichern. Ich habe dabei geholfen, Haiti und Kuba zu einem geeigneten Ort für die Jungs von der National City Bank zu machen … Ich habe daran mitgewirkt, ein halbes Dutzend zentralamerikanischer Republiken zugunsten der Wall Street zu plündern … Ich habe 1909–1912 dabei geholfen, Nicaragua für das internationale Bankhaus der Brown Brothers zu säubern. Im Jahr 1916 brachte ich Licht in die Dominikanische Republik, um die amerikanischen Zuckerinteressen zu bedienen. In China sorgte ich dafür, dass Standard Oil ungestört agieren konnte … Es war eine lukrative Gaunerei. Wenn ich zurückblicke, denke ich, dass ich Al Capone ein paar Tipps hätte geben können. Er schaffte es gerade einmal, seine Gaunereien in drei Bezirken zu betreiben. Ich war auf drei Kontinenten tätig.»

General Smedley Butler [Quelle: wnyc.org]

Um, wie Butler beschreibt, Nationen für den Kapitalismus sicher zu machen, bedienen sich Neoimperialisten zahlreicher Methoden, mit denen sie Vasallenstaaten, die oft als «Verbündete» der USA bezeichnet werden, errichten und stützen. Ebenso gibt es zahlreiche Methoden, mit denen sie Regierungen stürzen, die sich ihrer Agenda widersetzen. Wie William Blum in seinem bahnbrechenden Werk «Killing Hope» schrieb:

«In so gut wie allen Fällen, in denen die Dritte Welt [den Zorn der USA auf sich zog], handelte es sich um eine Politik der ‹Selbstbestimmung›: [das Streben] nach einem Entwicklungspfad, der unabhängig von den aussenpolitischen Zielen der USA war.»

Eine Nation wird für einen Regimewechsel anvisiert, sobald sie beginnt, unabhängige wirtschaftlich-nationalistische Gesetze und Massnahmen zu erlassen, die den imperialen Interessen der USA zuwiderlaufen. Zu diesen Massnahmen gehören oft die Verstaatlichung von Ressourcen, die Vertreibung US-amerikanischer Unternehmen und die Bildung sozialistischer und antiimperialistischer Regierungen. Aber auch mildere Reformen fallen darunter, wie beispielsweise die «übermässige» Verwendung von Staatsgeldern für Sozialpolitik und Programme, die der breiten Öffentlichkeit, der ärmeren Bevölkerungsmehrheit, zugutekommen.

Zu den imperialistischen Interventionen gehört der Sturz vieler demokratisch gewählter Staatschefs, darunter Jacobo Árbenz in Guatemala (1954), Mohammad Mossadegh im Iran (1953), Salvador Allende in Chile (1973), Viktor Janukowitsch in der Ukraine (2014) und viele andere. Diese Staatsstreiche sind schwerwiegende Angriffe auf die Institution der Demokratie selbst und widerlegen die Lüge, dass die US-Regierung sich für die Verbreitung von Freiheit und Demokratie einsetzt.

Eine weitere Entlarvung dieser offensichtlichen Lüge ist die Tatsache, dass die USA 73 Prozent der weltweiten Diktatoren mit Waffen beliefern. Die einzige «Demokratie», die für den US-amerikanischen Konzernimperialismus akzeptabel ist, ist eine, die sich den diktatorischen Interessen des westlichen Kapitalismus unterwirft.

[Quelle: truthout.org]

Wenn die Neoimperialisten eine Nation für einen Regimewechsel ins Visier genommen haben, können ihre Methoden viele Formen annehmen und unterschiedliche Zeitpläne befolgen. Wir haben Dutzende erfolgreiche Regimewechsel und Putschversuche erlebt, die in «Killing Hope» gut dokumentiert sind. Es gibt vier Hauptmechanismen, die von den Neoimperialisten eingesetzt werden, um Nationen zu stürzen, gegen die ein Putsch geplant ist: Wirtschaftskrieg, Informationskrieg, Justizkrieg und militärische Intervention.

Die erste Regimewechselmethode besteht darin, durch wirtschaftliche Kriegsführung Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu schüren. Ein besonders eklatantes Beispiel hierfür ist das seit sechs Jahrzehnten andauernde Embargo der USA gegen Kuba. Nahezu alle Staaten der Welt haben wiederholt für eine Aufhebung des Embargos gestimmt.

Wir haben diese Art der Kriegsführung kürzlich auch im Zusammenhang mit dem Versuch eines Regimewechsels in Russland erlebt, doch die Sanktionen gingen nach hinten los und schadeten den europäischen Volkswirtschaften mehr als Russland. Zwangsmassnahmen der USA können aber zu enormem Leid und massenhaftem Sterben der Bevölkerung eines Landes führen, wie wir im Irak, in Venezuela, Afghanistan und anderswo gesehen haben. Das ist in der Regel auch die Absicht, denn es geht darum, Aufstände anzuzetteln.

«Was ist mit all diesen Kubanern und Venezolanern?» [Quelle: orinocotribune.com]

Eine weitere Strategie für Staatsstreiche umfasst Informationskriege, Wahlbeeinflussung und die Finanzierung subversiver Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sowie «unabhängiger» Medien. Diese Organisationen produzieren Propaganda und organisieren Astroturf-Bewegungen, um in Verbindung mit Wirtschaftskriegen Gesellschaften zu destabilisieren und öffentliche Unruhen anzustacheln, die oft als «farbige Revolutionen» bezeichnet werden.

Diese Art von Putschversuch war in Georgien fast das ganze letzte Jahr über zu beobachten.

Das US-Aussenministerium, die US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID) und das National Endowment for Democracy (NED) sind die Hauptträger dieser imperialistischen Aktivitäten. Der grösste private Akteur hinter den von oben gesteuerten «Revolutionen» in Georgien, der Ukraine und vielen anderen Ländern ist der milliardenschwere Hedgefonds-Manager George Soros. Interessanterweise wurden geheime Aktionen dieser Art früher von der CIA durchgeführt, bevor Anfang der 1980er Jahre Skandale ans Licht kamen.

Die dritte Art der Regimewechseltechnik ist der Justizkrieg, also der Sturz einer Regierung über die Gerichte und das Rechtssystem eines Landes. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Absetzung des populären, demokratisch gewählten pakistanischen Premierministers Imran Khan. Ein zweites Beispiel ereignete sich kürzlich in Rumänien, wo das oberste Gericht die Präsidentschaftswahlen annullierte, als der unabhängige Kandidat Călin Georgescu sich als Sieger abzeichnete.

Ja, Georgescu ist ein rechter Politiker mit fragwürdigen Ansichten, aber das ist weder der erklärte noch der unausgesprochene Grund für die Annullierung seiner Wahl und rechtfertigt auch nicht die Abschaffung der rumänischen Demokratie. Als Grund werden fragwürdige Vorwürfe einer «russischen Einmischung in die Wahlen» angeführt, die ähnlich klingen wie der inzwischen widerlegte Russiagate-Skandal bei den US-Wahlen 2016.

Khan / Georgescu

Der unausgesprochene Grund war wahrscheinlich, dass Georgescu Rumäniens Beteiligung am US-geführten NATO-Stellvertreterkrieg gegen Russland in der Ukraine beenden wollte. Das stellte eine massive Bedrohung für die Kriegsziele der USA und der NATO dar, da Rumänien eine lange Grenze zur Ukraine hat und aus zahlreichen Gründen strategisch wichtig ist. Derzeit gibt es zwar keine Berichte über direkten Druck der USA auf das rumänische Gericht, doch angesichts der Tragweite der Angelegenheit ist dies sehr wahrscheinlich. Zudem haben die USA die Entscheidung des Gerichts unterstützt.

NATO-Stützpunkt in Deveselu, Rumänien. Die USA sahen ihn durch die bevorstehende Wahl Georgescus gefährdet und drängten daher auf eine Absage der Wahlen. [Quelle: en.wikipedia.org]

Militärische Intervention ist das letzte Mittel für einen Regimewechsel, wenn alle anderen Methoden als wirkungslos erkannt wurden. Diese Putschtechnik umfasst offene direkte Invasionen, wie wir sie im Irak und in Libyen gesehen haben, wo Saddam Hussein (2003) und Muammar Gaddafi (2011) gestürzt wurden. Andere Formen der militärischen Intervention mit geringerer Intensität sind verdeckte Operationen und von der CIA unterstützte Staatsstreiche. Dazu gehört die Bewaffnung und Ausbildung paramilitärischer Gruppen, wie etwa der lateinamerikanischen Todesschwadronen, die in Fort Benning, Georgia, ausgebildet wurden.

Darunter fällt auch die Bewaffnung und Ausbildung religiöser extremistischer Terroristengruppen durch die CIA in Westasien, wie beispielsweise die Mudschaheddin und Osama Bin Laden in Afghanistan. Wir haben gerade einen folgenschweren, von den USA unterstützten Staatsstreich in Syrien erlebt, angeführt von «Rebellen», die mit Al-Qaida verbunden sind, «Israel lieben» und vom «ehemaligen» Al-Qaida- und ISIS-Kommandeur Abu Muhammad al-Dscholani angeführt werden. Ausserdem kann es bei verdeckten Staatsstreichen vorkommen, dass die CIA mit ausländischen Militärführern zusammenarbeitet, um deren eigene Regierung zu stürzen, wie im Fall von General Augusto Pinochet in Chile.

In der Regel werden nach erfolgreichen neoimperialistischen Staatsstreichen in der Dritten Welt verschiedene Arten von Diktatoren eingesetzt oder Scheinwahlen abgehalten, um eine «demokratisch» gewählte Marionette zu installieren. Kurz darauf wird eine Reihe neoliberaler Wirtschaftsreformen eingeführt, Ressourcen und Märkte werden «liberalisiert» bzw. für die Ausbeutung durch ausländische Konzerne freigegeben, begleitet von einer Aushöhlung der Arbeits- und Umweltgesetze. Staatliche Vermögenswerte werden privatisiert und zu Schleuderpreisen verkauft, darunter auch öffentliche Dienstleistungen und Infrastruktur. Es werden Austeritätsmassnahmen eingeführt, um Sozialprogramme für die ärmere Arbeiterklasse, wie Renten, Gesundheitsversorgung, Bildung usw., zu kürzen oder ganz zu streichen.

Diese «Reformen» kommen auch in Paketen namens «Strukturanpassungen» und als Bedingungen für grosse Kredite des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Sobald ein Land diese Kredite aufnimmt, muss es nicht nur die Reformen durchführen, sondern auch finanzielle Abhängigkeit eingehen. Die Strukturanpassungen sorgen dafür, dass der grösste Teil des Reichtums und der Gewinne des Landes an wohlhabende ausländische Kapitalinvestoren fliesst, statt im Land zu bleiben, um der Bevölkerung zu helfen.

Die vielen Millionen verarmten Menschen in der Dritten Welt wären nicht arm, wenn sie den Reichtum ihres Landes voll nutzen könnten, wie Michael Parenti in dieser Rede betont:

«Die Dritte Welt ist nicht arm! […] Es gibt nur sehr wenige arme Länder auf dieser Welt. Die meisten Länder sind reich! Die Philippinen sind reich! Brasilien ist reich! Mexiko ist reich! Chile ist reich! Nur die Menschen sind arm, aber dort gibt es Milliarden zu verdienen, abzuschöpfen und wegzunehmen. Seit 400 Jahren beuten die kapitalistischen Mächte Europas und Nordamerikas [die natürlichen Ressourcen und billigen Arbeitskräfte dieser Länder] aus und nehmen sie weg. Diese Länder sind nicht unterentwickelt, sie sind überausgebeutet.»

Das sind einige der wichtigsten Funktionsweisen des US-Imperialismus, ein kleiner Vorgeschmack auf das, was den Amerikanern und auch einem Grossteil der übrigen Welt verborgen bleibt, da die Informationskontrolle und Propaganda der USA global sind. Dieses Thema ist vielleicht der grösste Elefant im Raum, das heisseste Eisen in der politischen Debatte. Keine der beiden grossen Parteien wird es ernsthaft ansprechen. Es ist auch die Institution, die für das grösste Elend und das Massensterben von Millionen Menschen auf der ganzen Welt verantwortlich ist.

Die Kosten des Imperiums schaden letztendlich auch den Amerikanern im eigenen Land, da Sozialprogramme gekürzt werden, um die enormen Kosten des Imperialismus zu finanzieren. So hätten die USA beispielsweise wie China eine weltweit führende Rolle im Bereich der Hochgeschwindigkeitszüge einnehmen können, wenn sie nicht mehr als 8 Billionen Dollar für ihren jüngsten «Krieg gegen den Terror» verschwendet hätten. Das gigantische Militärimperium ist auch der grösste institutionelle Verbraucher von fossilen Brennstoffen auf dem Planeten und verursacht weitere massive Umweltschäden.

Der antidemokratische Charakter des Imperialismus im Ausland führt auch zu einer antidemokratischen Innenpolitik. Wenn Demokraten und Republikaner mit der CIA und dem Aussenministerium zusammenarbeiten, um sich in ausländische Wahlen einzumischen, die Bevölkerung anderer Länder mit Propaganda zu manipulieren und unzählige Staatsstreiche zu inszenieren, wird das zu ihrer institutionellen Kultur.

Das ist mit ein Grund, warum sie einen Informationskrieg gegen uns führen und uns im Inland zensieren und warum die undemokratische Herrschaft der reichsten Oligarchen weiterhin fest verankert ist. Ein «demokratischer Imperialist» oder «republikanischer Imperialist» ist ein offensichtlicher Widerspruch, da Imperialismus von Natur aus antidemokratisch und antirepublikanisch ist. Echte Demokratie ist unmöglich, solange die imperialistische Oligarchie der USA fortbesteht.

Ausser den privilegiertesten und am besten abgeschirmten Amerikanern verstehen sicherlich alle, dass etwas grundfalsch ist mit der amerikanischen Kultur, Wirtschaft, den Medien und der Politik. Der US-Imperialismus steht als gewaltiges Hindernis im Zentrum unserer nationalen und internationalen politischen und wirtschaftlichen Krankheit, und die stille Propaganda verschleiert die Diagnose.

Sobald eine kritische Masse der Amerikaner lernt, die Propaganda zu durchschauen, und beginnt, anderen den Weg zu zeigen, werden wir in der Lage sein, diese äusserst schädliche Institution zu beseitigen. Nur wenn genug Menschen aufwachen und den Imperialismus ablehnen, wird die Welt echte Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden erfahren können.

Die neoimperialistische Propaganda der USA in Brand setzen

Dieser Artikel ist ein Versuch, das sorgfältig konstruierte Lügengeflecht zu zerstören, das die Krankheit, das US-Imperium, aufrechterhält. Es zeichnet sich jedoch ab, dass etwas weitaus Mächtigeres auf uns zukommt. Trotz all der Schrecken, die der designierte Präsident Donald Trump für uns bereithält, gibt es vielleicht doch ein paar Lichtblicke.

Mit einer verblüffend kurzsichtigen Anmassung scheint Trump die Kernarchitektur der Propaganda des US-Imperialismus in Brand zu setzen. Das imperiale Establishment der beiden kriegstreiberischen Parteien der Grosskonzerne und ihre Medienpartner haben jahrzehntelang unermüdlich daran gearbeitet, ein fiktives Narrativ, ein falsches Bild davon zu kreieren, was die USA sind und tun. Ihren Märchen zufolge sind «die USA die Guten, die Freiheit und Demokratie auf der ganzen Welt verbreiten», und das sei es, worum es in der US-Aussenpolitik gehe. Sie investierten enorme personelle und finanzielle Ressourcen, um eine unaufhörliche Flut von Lügen zu produzieren und zu wiederholen, die die Realität des US-Neoimperialismus verbergen und seine Bilanz von Staatsstreichen, Kriegsverbrechen, Völker- und Massenmorden verschleiern.

Mit einem Schlag scheint Trump ihre langjährige harte Arbeit zunichte zu machen. Offensichtlich tut er das nicht, weil er antiimperialistisch ist. Indem er es zu einem Kernpunkt seiner Agenda macht, Kanada, Grönland und den Panamakanal zu übernehmen, rückt Trump das Image der USA wieder in Richtung des klassischen Imperialismus.

Mit seiner Drohung, das NATO-Mitglied Kanada zu annektieren und Grönland dem EU-/NATO-Mitglied Dänemark wegzunehmen, treibt Trump das voran, was laut Neoimperialisten Russland angeblich vorhat: europäisches/NATO-Territorium zu erobern. Das untergräbt zweifellos die Einheit der NATO und die Unterwürfigkeit Europas gegenüber dem US-Imperium. Wenn die USA ihre europäischen Verbündeten verlieren und die NATO auseinanderfällt, bleibt praktisch niemand mehr übrig. Wenn Europa aufwacht und erkennt, wie es durch den nach hinten losgegangenen Wirtschaftskrieg der USA gegen Russland und den kostspieligen Stellvertreterkrieg der USA in der Ukraine über den Tisch gezogen wurde, wird dies das Ende der NATO und des amerikanischen Imperiums weiter beschleunigen.

[Quelle: theweek.com]

Unabhängig davon, ob es Trump gelingt, Kanada und Grönland einzunehmen oder nicht, könnte er dem Imperium unbeabsichtigt schweren Schaden zufügen. Er gefährdet die zentrale Propagandamythologie der USA als «die Guten» und stösst die wichtigsten Verbündeten vor den Kopf, die dem Neoimperialismus der USA politische Legitimität verleihen. Er entlarvt das amerikanische Imperium, sodass es für alle leichter erkennbar wird. Der Kaiser war ohnehin schon fast nackt, und jetzt zieht er auch noch das letzte Stück Kleidung aus, den String, wenn man so will.

Sobald eine kritische Masse von Menschen lernt, die Propaganda klar zu durchschauen, werden wir in der Lage sein, diese äusserst schädliche Institution zu beenden. Wenn genügend Menschen aufwachen und den US-Imperialismus ablehnen, wird die Welt ein grösseres Potenzial haben, echte Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden zu erfahren. Das antiimperialistische Erwachen hat schon vor langer Zeit begonnen, und seit kurzem hat dieser Zug an Fahrt gewonnen. Immer mehr von uns streuen dem Imperium Sand ins Getriebe. Bitte schliesse dich uns an.
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1 Abel Tomlinson ist Bio-Gärtner, Antikriegsaktivist und ehemaliger Kandidat für den US-Kongress im 3. Wahlbezirk von Arkansas. Er ist unter abeltomlinson@gmail.com erreichbar.

Quelle: Monthly Review. Übersetzt mit Hilfe von DeepL.