
Protest im Rahmen der landesweiten Aktionen am 12. Juni gegen Tinubus Politik. Foto: TIB-Bewegung
Hunger durch Politik: Fasten für Ernährungssicherheit in Nigeria
Nigerias Präsident Präsident Bola Tinubu hat mit der Umsetzung der vom IWF verordneten neoliberalen Massnahmen weit verbreiteten Hunger verursacht. Sein Landwirtschaftsministerium organisiert nun Gebete und Fasten für die Ernährungssicherheit.
von PAVAN KULKARNI, 17. Juni 2025
Um den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu beschwichtigen, führt Präsident Bola Tinubu immer einschneidendere neoliberale Reformen durch und verschlimmert den Hunger seiner Bevölkerung. Derweil empört das von seiner Regierung gestellte Landwirtschaftsministerium die Nigerianer, weil es Gebete und Fasten organisierte, in der Hoffnung, dass eine «göttliche Intervention» zur Verbesserung der Ernährungssicherheit beitragen würde.
Das erste dieser Gebete sollte am Montag, 16. Juni, stattfinden, gefolgt von zwei weiteren an den darauffolgenden Montagen, 23. und 30. Juni.
Die Einladung, diesen Gebeten in nüchternem Zustand beizuwohnen, wurde dem Ministeriumspersonal in einem internen Rundschreiben vom 11. Juni von Adedayo Modupe, dem Personalleiter des Ministeriums, zugestellt.
«Wie soll ein hungriger Mann wieder mit dem Fasten anfangen? Die Regierung sollte uns nicht noch mehr frustrieren; wir haben genug», sagte ein wütender Landwirt dem Daily Trust, nachdem dieses Rundschreiben durchgesickert war.
Angesichts der weitverbreiteten Empörung ruderte das Ministerium zurück und erklärte, die Gebete seien «keine offizielle Massnahme zur Bewältigung der Herausforderungen in der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelsicherheit des Landes», sondern «eine Initiative der Personalabteilung zum Wohle der Mitarbeiter».
In der Erklärung vom Samstag hiess es, die Gebetssitzungen seien eine zusätzliche Massnahme zu den «bereits etablierten monatlichen Aerobic-Übungen und dem Fitnessstudio» sowie den «routinemässigen medizinischen Untersuchungen für die Mitarbeiter» des Ministeriums.
Das Ministerium versicherte, dass die Regierung «daran arbeitet, die Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit zu gewährleisten», unter anderem durch die Verteilung von Traktoren und Düngemitteln, und sagte: «Die Regierung von Präsident Bola Tinubu ist entschlossen, den Nigerianern Zugang zu qualitativ hochwertigen und erschwinglichen Nahrungsmitteln zu ermöglichen.»
WFP: «Noch nie gab es in Nigeria so viele Menschen ohne Nahrung»
Als Tinubu nach einem Sieg bei einer umstrittenen Wahl im Jahr 2023 sein Amt antrat, beeilte er sich, den Vorgaben des IWF Folge zu leisten, indem er in seiner Antrittsrede am 29. Mai desselben Jahres das Ende der Treibstoffsubventionen für Afrikas grössten Rohölproduzenten ankündigte.
Daraufhin folgte eine weitere vom IWF vorgeschriebene Massnahme: die Freigabe der Währung, wodurch ihr Wert gegenüber dem Dollar auf einen Bruchteil reduziert wurde, was die Kaufkraft der Nigerianer weiter untergrub.
Infolgedessen verdreifachte sich unter Tinubu innerhalb eines Jahres nach seiner Machtübernahme der Preis für Sorghum und vervierfachte sich der Preis für andere Grundnahrungsmittel wie Mais und Bohnen. In der mageren Jahreszeit 2024 zwischen Juni und August litten 26,5 Millionen Menschen unter akutem Hunger, gegenüber 18,6 Millionen Ende 2023.
Als im August Massenproteste gegen diese Politik ausbrachen, unterdrückte Tinubus Regierung diese, indem sie in einem gewaltsamen Vorgehen Dutzende Menschen tötete, das aussergerichtliche Hinrichtungen, Massenverhaftungen, Folter in Gewahrsam und Anklagen wegen Hochverrats beinhaltete.
Nigeria verzeichnete 2024 den weltweit grössten Anstieg der akuten Ernährungsunsicherheit. «Noch nie zuvor gab es in Nigeria so viele Menschen ohne Nahrung», warnte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) im November desselben Jahres. 30,6 Millionen Nigerianer sind in dieser mageren Jahreszeit von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen.
«In ganz Nigeria verhungern Menschen, doch sie haben Angst, ihre Stimme zu erheben oder zu protestieren. Die Regierung ist für ihre Repressionen bekannt – sie verhaftet, inhaftiert und tötet friedliche Demonstranten und klagt sogar Minderjährige wegen Hochverrats an. Aber das wird uns heute nicht aufhalten», sagte Rex Elanu, Koordinator der Take-It-Back-Bewegung (TIB), in seiner Ansprache anlässlich der Demonstration in Abuja im Hauptstadtterritorium (FCT) am 12. Juni.
Auch die Bewegung «End Bad Governance Movement», Koalitionen von Sozialisten, Studenten gegen Not und Hunger sowie Gewerkschaftsaktivisten beteiligten sich an den Protesten und brachten an diesem Tag in mehreren Bundesstaaten Tausende auf die Strasse, um den Jahrestag der Wiederherstellung der Demokratie im Jahr 1999 zu begehen.
«12. Juni, Tag des Zorns gegen den Hunger, den das Tinubu-Regime den Nigerianern auferlegt», «Schluss mit dem Hunger», «Schluss mit den Angriffen auf die demokratischen Rechte» – so lautete die Aufschrift auf den Plakaten der Demonstranten, die eine Umkehr der IWF-freundlichen und armenfeindlichen Politik Tinubus forderten.

Nigerianischer Präsident Bola Ahmed Tinubu mit IWF-Direktorin Kristalina Georgieva. Foto: Bola Ahmed Tinubu / X
Der Text wurde aus Peoples Dispatch übernommen.