
Das Hallenbad in Zürich Oerlikon, dank Sanierungen gut im Schuss, soll einem 373-Mio.-Neubau weichen, weil «man es sich leisten kann». Fotos: Heinrich Frei
Wegwerfmentalität ohne ökologischen und wirtschaftlichen Skrupel
von HEINRICH FREI, 29. August 2025
Das neue Sportzentrum in Oerlikon, das vom Stadtzürcher Parlament beschlossen wurde, soll 373 Millionen Franken kosten. Der Ersatzbau umfasst ein Hallen- und ein Freibad, zwei Eishallen, ein Rasenspielfeld auf dem Dach, zwei weitere Rasenspielfelder, Sauna, Restaurant, Parkhaus und einen Werkhof.
Der sozialdemokratische Stadtrat André Odermatt meinte, Zürich könne sich dies leisten. Die vielen armen Leute können sich jedoch auch in Zürich vieles «nicht leisten». 1,34 Millionen Menschen sind in der Schweiz armutsgefährdet. Das sind 15,6 Prozent der Bevölkerung.
Neben den Gleisen beim Zürcher Hauptbahnhof, an der Europaallee, gibt es abends eine lange Schlange von Menschen, die um Essen anstehen.
Als Architekt bin ich schon erstaunt, dass man das schöne Hallenbad und die Eisbahn in Oerlikon abreissen will. Ökologische und wirtschaftliche Skrupel scheint man dabei nicht zu haben. Mit den 373 Millionen Franken könnte man 746 4-Zimmer-Wohnungen bauen, die pro Wohnung 500 000 Franken kosten könnten.
Das Hallenbad Oerlikon wurde 1978 durch den Architekten Kollbrunner gebaut. 2006 wurde das Bad umfassend saniert und 2015 die Technik erneuert. Die heutige Kunsteisbahn auf der anderen Strassenseite wurde 1984 erstellt. Sie soll auch weg. In der neuen Eishalle soll man dann auch im Sommer Schlittschuhlaufen können. Auch bei 35 Grad?
Was in Zürich auch schon hätte abgebrochen werden sollen
Das Kongresshaus Zürich wurde zwischen 1937 und 1939 durch die Architekten Häfeli, Moser und Steiger gebaut. 2008 wurde der Abbruch und Ersatz dieser Anlage durch eine Volksabstimmung verhindert.
Das Gebäude des Hauptbahnhofs Zürich, 1871 durch den Architekten Wanner gebaut, wollte man 1971 auch abbrechen und durch einen Neubau ersetzen. Das Gebäude blieb und wurde saniert.
1964 sollte das Schauspielhaus am Pfauen durch einen Neubau des Architekten Jørn Utzon ersetzt werden. Die Pläne des Dänen für ein neues Zürcher Schauspielhaus wurden archiviert.
Hoffentlich werden das schöne Hallenbad und die Eisbahn in Oerlikon nicht abgebrochen. Wirtschaftliche und ökologische Gründe sprechen gegen einen Abbruch.
Am 28. September 2025 wird über das Hallenbad in Zürich abgestimmt. Im Gemeinderat sprachen sich die Fraktionen der Sozialdemokraten, der Freisinnig-Demokraten, der Grünliberalen, der Alternativen Liste, der Partei Die Mitte und der Evangelischen Volkspartei für den Baukredit von 373 Millionen Franken aus. Die Vertreter der Schweizerischen Volkspartei (SVP) enthielten sich der Stimme. Die SVP-Delegiertenversammlung hat inzwischen die Nein-Parole beschlossen.