90 Jahre KKE
Kommunistische Partei Griechenlands seit 1918 im Dienste der Arbeiterklasse
Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) wurde im November 1918 gegründet, als das Klassenbewusstsein der Arbeiterinnen und Arbeiter wuchs und die revolutionäre Theorie des Marxismus-Leninismus in Griechenland fruchtbaren Boden fand. Die KKE setzte sich von Anfang an das Ziel der revolutionären Umwandlung der griechischen Gesellschaft durch die Abschaffung des Kapitalismus und den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft. Die KKE stand getreu den Traditionen des griechischen Volkes und der fortschrittlichen demokratischen Bewegung immer in der ersten Reihe im Kampf für Demokratie, nationale Unabhängigkeit, Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt.
Nach der faschistischen Diktatur von Metaxas 1936 sprachen die gefangenen und verbannten Kommunisten ein lautes NEIN gegen die Aggressoren Mussolinis aus und kämpften mit beispielloser Selbstopferung an der Front. Nach dem Einmarsch der Nazi-Truppen im Frühjahr 1941 wurde die KKE der Initiator und Organisator des nationalen Widerstands, trug entscheidend an der Bildung der Befreiungsfront (EAM) und der Befreiungsarmee (ELAS) bei. Dem Ende des 2. Weltkrieges folgte die britische und später die US-amerikanische Intervention, wodurch die griechischen reaktionären Kräfte wieder an die Macht gebracht werden sollten. Im selbstlosen und ungleichen Kampf für Demokratie und Unabhängigkeit fielen in den Jahren 1946- 1949 Tausende Kommunisten und andere fortschrittliche Menschen, viele mussten in die jungen Volksdemokratien fliehen. Eine jahrzehntelange Orgie von Mord, Verbannung und Terror durch die Reaktion wartete auf die Kämpfer und ihre Familien, die in Griechenland verblieben sind.
Die internationale Solidarität durch Kommunisten und fortschrittliche Kräfte weltweit nahm enorme Ausmasse an. Auch die von den USA eingesetzte Militärjunta im Jahre 1967 konnte den Widerstand des Volkes nicht brechen. Der Aufstand der Studenten im Polytechnikum 1973 und der Verrat der Faschisten an Zypern brachte den Sturz der Junta im Jahre 1974. Die KKE setzte nach 27 Jahren ihre Legalisierung durch.
Während der Krise in den Jahren 1989 – 1991 blieb die KKE aufrecht, all den Kräften zum Trotz, die sie auflösen, bzw. sie zu einer sozialdemokratischen Partei umwandeln wollten. Sie widersetzte sich den Rufen nach einer angeblichen Erneuerung, hielt an ihrer marxistisch-leninistischen Linie fest, arbeitete ihr Programm und ihre Politik aus, die sich im wirklichen Leben bewährt.
Durch ihre politische Präsenz und durch ihre vielfältigen Aktivitäten kämpft die KKE um die arbeitenden Menschen zu überzeugen, dass die negative Entwicklung unseres Landes umkehrbar ist. Sie arbeitet hart an der Konsolidierung einer antiimperialistischen, antimonopolistischen Bewegung unter der Führung der Arbeiterklasse.
Die KKE bleibt weiterhin Verfechter des proletarischen Internationalismus und der internationalistischen Solidarität zwischen den Völkern. Sie wirkt an der Wiederbelebung der kommunistischen Ideale und an der gemeinsamen Tätigkeit mit anderen kommunistischen und Arbeiterparteien mit. Sie unterstützt den Kampf der Völker, die gegen die imperialistische Aggression Widerstand leisten.
Im 89. Jahr ihres Bestehens ruft die KKE ihre Mitglieder und Sympathisanten auf, ihren Kampf in der Arbeiterklasse, bei den Frauen und der Jugend, bei den kleinen und mittleren Bauern, bei den Kleinunternehmern und Handwerkern zu verstärken, damit die zeitgemässen Bedürfnisse der Familien der arbeitenden Menschen das MaÖ aller Forderungen werden.
BILDUNG FÜR ALLE
Flexible, billige und rechtlose Arbeitskräfte das ist das Ziel des Kapitals. Deswegen wird das Niveau der höheren Bildung ersetzt durch “Spezialisierungen”. Deswegen werden Flexibilität und Mobilität zum Gesetz und das schon so früh wie möglich. Aus diesem Grund werden Abschluss und Berufserfahrung gleichgesetzt.
Die 45 Staaten, die an dem so genannten Bologna-Prozess teilnehmen, der die oben erwähnten Punkte zum Ziel hat, betreiben so die stetige Unterwerfung der Bildung unter die Forderungen des Kapitals. Während der Sitzung der Bologna-Staaten in London am 17. und 18. Mai wurde diese Tendenz weiter fortgeschrieben. Angestrebt wird die Bildung eines europäischen Marktes von Universitäten, die auf dem ..Wissensmarkt” im Wettbewerb zu den USA und Japan stehen. Die Reformen im höheren Bildungswesen werden so auf die “Produktion” von Arbeitskräften nach Massgabe der Unternehmen ausgerichtet Die Errichtung eines Bildungssystems als gesellschaftliche Aufgabe auf der Basis des gegenwärtigen wissenschaftlichen Entwicklungsstands beinhaltet Ausgaben, die die Kapitalisten nicht bereit sind aufzubringen. Sie sagen zu den Arbeiterkindern: “Bezahlt für eure Bildung, aber wir können keine Garantie für eine anschliessende Beschäftigung geben. Was an wissenschaftlicher und handwerklicher Arbeitskraft benötigt wird, wird auf dem Arbeitsmarkt gefunden, der nach unseren Regeln organisiert ist.”
Es liegt aber nicht am Mangel an wissenschaftlichem Potential, an qualifizierter Arbeitskraft oder an der Schwäche des Bildungssystems, dos es nicht schafft, das notwendige Arbeitskräftepotential zu produzieren, wie die Kapitalisten behaupten. Ihr Problem ist nicht die Qualität der Absolventen einer bestimmten Bildungsstufe oder der Mangel an bestimmten Spezialisierungen, sondern dass sie keine Beschäftigung für diese anbieten können.
Ein junger Mensch mit Wissen und Können hat auch weitergehende Ansprüche, er hat andere Kriterien für sein Leben. Ein akkumuliertes “Proletariat des Geistes” ist wie eine lebendige Zeitbombe für dieses System, besonders wenn es arbeitslos oder unterbeschäftigt ist.
Ein bestimmtes Niveau der Ausbildung reicht den Kapitalisten vollkommen. Ihr Wunschtraum ist es, einen begrenzten Anteil an hoch ausgebildeter Fachkraft als Stammbelegschaft zu haben. Die übrige grosse Masse soll “flexibel und anpassungsfähig” den zyklischen Krisen des Systems ausgeliefert sein.
Dies sind die Entwicklungstendenzen, die mit den Gegensätzen und Widersprüchen des kapitalistischen Systems verbunden sind.
Im Bildungsbereich kommen alle Widersprüche dieses Systems zum Ausdruck. Auf der einen Seite fördert dos kapitalistische System die Entwicklung der Produktivkräfte, die Entwicklung der Wissenschaft und der Technik, und somit steigert das allgemeine Niveau der Arbeiter im Vergleich zur Vergangenheit. Auf der anderen Seite unterdrückt und hemmt das System diese Entwicklungen, da parallel zur Produktivitätssteigerung wächst die Ausbeutungsrate der Arbeiter. Die Gesamtarbeitszeit verlängert sich, die Löhne, relativ und absolut, fallen, die Arbeitslosigkeit und die Teilzeitarbeit steigen.
Obwohl auf der einen Seite die Bedeutung der Bildung, der wissenschaftlichen und handwerklichen Spezialisierung grösser wird, verstärkt das kapitalistische System auf der anderen Seite die flexible Arbeit mit immer wieder neuer Fort- und Weiterbildung für eine Beschäftigung, die eine gute Ausbildung erfordert aber immer nur kurzfristig sein soll.
Die höhere Bildung wird herabgestuft. So werden Hürden für die Vielen errichtet und die Möglichkeit vollständiger Studien nur für eine Elite gewährleistet. Zeitgleich wird die Forschung dem Profitstreben unterworfen, indem die Unternehmen in die Universitäten Einzug halten. So wird eine kostenlose Forschung für die Interessen des Kapitals sicher gestellt.
Wenn wir unser Recht auf eine allseitige und ganz-heitliche vollkommene Bildung für Alle durchsetzen wollen, die aus uns nicht nur verwertbares Potential für das Kapital macht, sondern uns zu ganzseitig entwickelten Menschen bildet, müssen wir für öffentliche und unentgeltliche Bildung für Alle kämpfen.
DER ANTIKOMMUNISMUS WIRD NICHT DURCHKOMMEN
Seit der Resolution des Europarats zur “Notwendigkeit der internationalen Verurteilung von Verbrechen totalitärer kommunistischer Regime” am 25. Januar 2006 in StraÖburg, nehmen in fast allen ehemaligen sozialistischen Ländern antikommunistische und antidemokratische Angriffe zu. Das Verbot der Verwendung kommunistischer Symbole in Ungarn und anderen Staaten, das Verbot des Kommunistischen Jugendverbands in Tschechien, der Beschluss des rumänischen Parlaments über die “Verurteilung des Kommunismus als rechtswidriges und verbrecherisches System” sowie das Gesetz zur “Entkommunistifizierung” des Landes und nicht zuletzt der Beschluss zum Abbau und die Versetzung des sowjetischen Kriegerdenkmals in Estland im April dieses Jahres sind alles Ereignisse, die einer generellen Strategie der “Hexenjagd” auf den Kommunismus als politische Kraft und als Weltanschauung folgen.
Die Bourgeoisie verfolgt konsequent ihren Plan zur Illegalisierung der Tätigkeit der kommunistischen Parteien, die schon in vielen Ländern verboten sind, der Gleichsetzung des Kommunismus’ mit dem Faschismus sowie der Umschreibung der Geschichte.
Der Zeitpunkt des Erlasses des Lustrationsgesetzes fällt übrigens nicht zufällig mit den Verhandlungen zwischen der polnischen und der US-amerikanischen Regierungen zum Bau einer Raketenbasis in Polen als “Schutzschild vor terroristischen Angriffen” zusammen.
Nachdem seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts der Antikommunismus Staatsdogma in den osteuropäischen Ländern geworden ist, soll jetzt ein gesamteuropäisches Netzwerk des Antikommunismus entstehen, um den kapitalistischen Kräften die Zerschlagung der kommunistischen Ideologie zu ermöglichen.
War der Antikommunismus in den ehemaligen sozialistischen Ländern Osteuropas seit 1989 ein Instrument zur Umgestaltung dieser Länder und ihrer Gesellschaften nach den Erfordernissen der Wiedereinführung des Kapitalismus und ihrer Eingliederung in Organisationen wie NATO und EU, dient der Antikommunismus jetzt als Mittel zur Verblendung der Menschen, die gegen die Konsequenzen von “Freiheit und Demokratie” aufbegehren.
Wenn es keine Alternative zum Kapitalismus geben kann, kann auch kein Widerstand entstehen, der den Umsturz dieses Systems zum Ziel hat, und so zu einem besseren, menschenwürdigem Leben führen kann. Dieses Leben bleibt heute der absoluten Mehrheit der Menschheit verwehrt.
Deswegen darf die Erinnerung an die Errungenschaften der ehemaligen sozialistischen Länder nicht mehr lebendig bleiben. Die Geschichte muss neu geschrieben werden. Die kommunistischen Parteien werden aufgefordert, die Geschichte des Sozialismus und der kommunistischen Bewegung insgesamt zu ..überdenken” und neu zu “bewerten” bzw. mit dieser zu brechen.
Bestandteile der kommunistischen Ideologie wie Gleichheit und soziale Gerechtigkeit oder des “nostalgischen Anhängens” an der kommunistischen Idee auch innerhalb der Jugend sollen aus dem kollektiven Gedächtnis de’” Völker getilgt werden, damit kein Zweifel an der Richtigkeit der schönen neuen Welt von heute aufkommen kann. Dadurch erhoffen sich die Kapitalisten, dass kein Mensch mehr Widerstand leisten wird.
Diesen reaktionären Plänen zum Trotz verstärkt sich die Front gegen den antikommunistischen Feldzug, wie die Reaktion vieler Kommunistinnen und Kommunisten und anderer fortschrittlichen Menschen europa- und weltweit zeigt. Der Antikommunismus wird nicht durchkommen!
90 JAHRE SOZIALISTISCHE OKTOBERREVOLUTION
Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) ehrt den 90. Jahrestag der Grossen Sozialistischen Oktoberrevolution voller revolutionärer Zuversicht. Die Lehren des Roten Oktobers leiten den Kampf der KKE.
Wir denken an die Kommunisten der 1. Internationalen von Karl Marx und Friedrich Engels, der 2. Internationalen, an die heldenhafte Pariser Kommune, an die Losung “Proletarier aller Länder vereinigt Euch!” Wir erinnern uns an die 3. Internationale, die aufständischen Arbeiter von Kanton, Turin, Berlin, in Spanien und Ungarn.
Wir Kommunistinnen und Kommunisten sehen in der Oktoberrevolution die Erfüllung der historischen Mission der Arbeiterlasse. Die Aussage von Marx und Engels im Kommunistischen Manifest wurde bestätigt: “Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehen unter mit der grossen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt.”
Tiefbewegt neigen wir uns vor den Millionen Toten der internationalen kommunistischen Bewegung, den standhaften Revolutionären in den Aufständen der Arbeiterinnen und Arbeiter, der armen Bauern, der Volksmassen “ den wirklichen Protagonisten der Geschichte.
Der Sieg der Oktoberrevolution öffnete den Weg für den Übergang der Menschheit vom Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit. Sie war die Initialzündung für die Entwicklung der internationalen kommunistischen Bewegung. Sie beschleunigte die Gründung vieler kommunistischer Parteien, unter ihnen der KKE, und führte zur Bildung derlll. Internationalen (1919- 1943), da die II. Internationale die Arbeiterinteressen inzwischen verraten hatte.
Seit 1917 war der internationale Kapitalismus zum ersten Mal gezwungen, die Existenz eines Gegenpols anzuerkennen. Durch die Oktoberrevolution wurden Voraussetzungen geschaffen, Arbeiterrechte zu verwirklichen, die selbst in den entwickeltsten kapitalistischen Ländern unbekannt waren.
Die Errungenschaften der Arbeiter und Bauern im Zuge der Festigung der Sowjetmacht übten einen wichtigen Einfluss zu Gunsten der arbeitenden Menschen in den kapitalistischen Ländern aus. Sie waren ein wichtiger Faktor, der die bürgerlichen Regierungsparteien zwang, ob liberal oder sozialdemokratisch geprägt, Zugeständnisse gegenüber der Arbeiterklasse zu machen.
Innerhalb weniger Jahre nach der Oktoberrevolution verschwand die Arbeitslosigkeit. Seit 1956 wurde der 7- bzw. 6-Stundentag sowie die 5-Tages-Arbeitswoche eingeführt. Die Gestaltung der Freizeit aller arbeitenden Menschen erlebte einen qualitativen Sprung, dank der Infrastruktur, die die Sowjetmacht geschaffen hat: Erholungsorte, Theatersäle, Kinos, Kunst- und Sportvereine, Musikensembles, Bibliotheken. Ein riesiges Netz kulturellen Schaffens spannte sich über das grosse Land, bis ins kleinste Dorf Sibiriens. Die Bildung v/urde zum Eigentum der breiten Massen, die Kunst blühte auf.
Die Sozialversicherung war ein Anliegen oberster Priorität für den Sowjetstaat. Das Renteneintrittsalter war 55 Jahre für die Frauen und 60 für die Männer. Die Finanzierung der Rentenkassen war durch den Staatshaushalt und die Rentenbeiträge der Betriebe gesichert.
Die Sowjetmacht setzte die Grundlagen für die Abschaffung der Diskriminierung und Unterdrückung der Frau. Die Frau bekam volle Rechte. Die Mutterschaft wurde als gesamtgesellschaftliche Aufgabe unter Schutz gestellt. Die jahrhundertealten Vorurteile gegen die Frauen wurden von Anfang an bekämpft, was nicht heisst, dass jede Form ungleicher Beziehungen zwischen den Geschlechtern verschwinden konnte.
Die Bedeutung dieser Errungenschaften wird deutlicher, wenn man bedenkt, dass der Sozialismus in Russland auf dem Boden der Zerstörungen des 1. Weltkrieges, des Bürgerkrieges und der Intervention 16 imperialistischer Staaten aufgebaut wurde. Dazu müssen auch die noch grösseren Zerstörungen während des 2. Weltkrieges berücksichtigt werden, und die Tatsache, dass der Wiederaufbau ohne jede Fremdhilfe vonstatten ging.
Die Sowjetmacht setzte sich mit dem Nationalismus und der Fremdenfeindlichkeit auseinander. Sie erkannte das Recht jedes Volkes auf Selbstbestimmung an, förderte die gegenseitige Respektierung und Gleichberechtigung zwischen den Nationen und den Ethnien. Grundlage dieser Politik war der proletarische Internationalismus, das einzige Prinzip, das die Respektierung der ethnischen, sprachlichen und kulturellen Besonderheiten gewährleisten kann. Im Gegenteil bildet die Verletzung des proletarischen Internationalismus, besonders unter Bedingungen der Anhäufung innerer Schwierigkeiten, den Boden zur Lockerung der festen Bindungen der Völker.
Solche Abweichungen und Fehler wurden von den Imperialisten in Zusammenarbeit mit konterrevolutionären Kräften im Inland ausgenutzt, um das sozialistische System zu untergraben und Abspaltungstendenzen zu verschärfen.
Heute versucht die KKE, selbst reifer und durch historische Quellen sowie durch die internationale Debatte marxistischer Wissenschaftler erkenntnisreicher geworden, die Ursachen des konterrevolutionären Sturzes vertiefter zu durchleuchten, ohne zu behaupten, dass die Erforschung abgeschlossen ist.
Der Sturz des sozialistischen Systems stellt eine Konterrevolution dar, weil er den gesellschaftlichen Rückschritt mit sich brachte. Die absolute Herrschaft des Kapitalismus häufte unermessliche Öbel zu Lasten von Millionen Menschen an. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, die Kriminalität, Prostitution und Drogen, die Arbeitslosigkeit und der Raub der enormen Ressourcen der Sowjetunion, kennzeichnen die Situation nach der Auflösung der UdSSR.
Die Propaganda versucht weltweit die Gründe für diese Desaster auf den sozialistischen Aufbau zurück zu führen. Die Völker wurden vorübergehend einer grossen Stütze, eines aufrichtigen Verbündeten beraubt. Millionen sind die Toten, die Opfer der imperialistischen Aggressionen, die Invaliden und die Flüchtlinge. Die Balkanländer, der Irak und Afghanistan, die Völker von Ruanda, Haiti und Somalia sind die charakteristischsten Opfer des neuen internationalen Kräfteverhältnisses nach 1989- 1991.
Wir lehnen den Begriff “Zusammenbruch” des sozialistischen Systems ab, weil er dem konterrevolutionären Prozess einen gesetzmässigen Charakter verleiht. Dieser Begriff verschleiert zudem die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, das Vorhandensein von Voraussetzungen für ihre Entwicklung zu einem offenen Klassenkampf.
Das Erkennen, dass in diesen Ländern der sozialistische Aufbau im Gang war, mit all seinen Mängeln, Fehlern und Abweichungen, ist für uns von grundlegender Bedeutung. Die Tatsache, dass in den ehemaligen sozialistischen Ländern der Umsturz durch die jeweiligen Partei- und Staatsführungen geleitet wurde, zeigt das, was die gesamte Geschichte der Arbeiterbewegung bestätigt: Der Opportunismus in seiner Entwicklung, besonders unter Bedingungen der Verschärfung des Klassenkampfes, entpuppt sich als eine konterrevolutionäre Kraft.
Unsere politischen Gegner entstellen unsere Positionen und behaupten, dass die KKE den konterrevolutionären Umsturz ausschliesslich in der unterminierenden Tätigkeit von Agenten des Imperialismus in Partei und Staat zurückführt. Diese Behauptung stellt eine absichtliche Vulgarisierung des Standpunkts unserer Partei dar.
Die imperialistische Umzingelung des sozialistischen Systems verstärkte die inneren Probleme und Widersprüche. Sie führte zu Entscheidungen, die den sozialistischen Aufbau erschwerten. Das Wettrüsten verschlang einen grossen Teil der Ressourcen der Sowjetunion. Die Linie der friedlichen Koexistenz, die teilweise beim 19. und hauptsächlich beim 20. KPdSU-Parteitag geprägt wurde, erlaubte die Entwicklung utopischer Auffassungen, dass der Imperialismus auf Krieg und militärische Mittel verzichten könnte.
Nach dem 20. Parteitag wurde allmählich falsche theoretische Herangehensweisen zur Lösung der Probleme angenommen und opportunistische Wirtschaftspolitik umgesetzt. Unter dem Verwand der Bekämpfung des Personenkultes öffnete sich der Weg für die grosse rechtsopportunistische Wende in der internationalen kommunistischen Bewegung.
Der Subjektivismus bei der Auswertung des sozialistischen Aufbaus als “entwickelten Sozialismus” und die Entwicklung des Opportunismus wurde in den Analysen des 21. Parteitages der KPdSU im Jahre 1959 festgehalten: “Der Sozialismus in der UdSSR siegte endgültig und trat in die Periode des breiten Aufbaus der kommunistischen Gesellschaft ein”. Der 22. Parteitag beschloss das “Programm für den Aufbau des Kommunismus” und in der Verfassung von 1977 wurde der “Staat des ganzen Volkes” proklamiert.
Die Theorie des “Staates des ganzen Volkes” veränderte weiter die Merkmale der sozialistischen Demokratie und schwächte die Rolle der Arbeiterklasse. Die Kontrolle der Partei durch die Arbeiterinnen und Arbeiter wurde allmählich geschwächt. Das Prinzip der Gleichheit aller Mitglieder der Partei wurde verletzt. Es entstanden Bedingungen für die Entwicklung von Karrierismus der Funktionäre.
Die Arbeiterklasse, die Volksmasse im Allgemeinen, lehnte den Sozialismus nicht ab. Es ist charakteristisch, dass Perestroika mit den Losungen “Revolution in der Revolution” und “mehr Sozialismus” an den Tag kam. Dass die Arbeiterklasse nicht auf die Konterrevolution reagierte, hatte auch damit zu tun. In dem Masse, wie die Führungen der kommunistischen Parteien den gesellschaftlichen Charakter des Eigentums zersetzten und persönliche Interessen verstärkten, entstand eine Entfremdung vom gesellschaftlichen Eigentum und der Weg in die Passivität und Gleichgültigkeit wurde geebnet.
Trotz den konterrevolutionären Umstürzen in den Jahren 1989 – 1991 bleibt der Charakter unserer Epoche, als Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus. Kein gesellschaftsökonomisches System in der Menschheitsgeschichte setzte sich auf einmal durch, auch der Kapitalismus im Kampf gegen den Feudalismus nicht.
Den ideologischen und politischen Vertretern der Bourgeoisie, die das Ende der Geschichte herbeischwören, zum Trotz bleibt der Sozialismus nach wie vor aktuell und notwendig. Die Notwendigkeit und die Aktualität des Sozialismus entspringen aus den Widersprüchen des kapitalistischen Systems. Sie haben ihre Ursachen in der Tatsache, dass der Kapitalismus die materiellen Voraussetzungen für den Übergang der Menschheit in ein höheres gesellschaftsökonomisches System geschaffen hat, auch wenn das heutige negative Kräfteverhältnis diesen Prozess erzögert.
Eine der wichtigsten Aufgaben der kommunistischen ideologischen Front ist es, die Wahrheit über den Sozialismus des 20. Jahrhunderts in den Augen der arbeitenden Menschen wiederherzustellen, ohne Schönfärberei, objektiv und frei von den Verleumdungen der Bourgeoisie. Die Verteidigung des Beitrags des Sozialismus im 20. Jahrhundert ist für die KKE ein Kriterium für ihre Beziehungen zu anderen kommunistischen und Arbeiterparteien, zur Bildung des kommunistischen Pols in der internationalen Bewegung.
Die Arbeiterklasse und die armen Volksschichten werden nicht am Gestern festhalten. Die Arbeiterklasse, insbesondere die junge Generation, verdient eine sozialistisch-kommunistische Zukunft. Und das ist die Zukunft, wovor sich der Imperialismus fürchtet.
(Auszugsweise Übersetzung des Aufrufs des ZK der KKE zum 90. Jahrestag der Oktoberrevolution, Athen, 25.5.2007)
Übernommen von (21.10.2008): KomInform – 90 Jahre KKE