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Kuba – Kasernen machen wir zu Schulen

Von der Kuba-Delegation der PDAS

“Kasernen zu Schulen” hatte Fidel Castro verkündet Entsprechend lag das Ziel unseres ersten Besuchs auf einem ehemaligen Kasernenareal in Havanna. Von der Vorschule bis zur Universität ist hier alles vorhanden.

Auf dem ehemaligen Kasernenareal gibt es drei Spezial- beziehungsweise Sonderschulen. Wir wurden von der Frau am Tor zunächst in die falsche geschickt. Die verantwortlichen Frauen dort begrüssten uns liebenswürdig, obwohl sie eigentlich keine Delegation erwarteten. Über eine halbe Stunde versorgten sie uns mit interessanten Informationen, bevor jemand den Irrtum bemerkte … Mit umso herzlicherem Dank für die spontane Informationsbereitschaft und Freundlichkeit machten wir uns auf den Weg zu der Spezialschule, wo der Direktor und eine Mitarbeiterin verständlicherweise bereits unruhig warteten. Unsere Entschuldigung sorgte für allgemeine Heiterkeit und verspätet begannen wir unser geplantes Besuchsprogramm. Es seien spezielle Kinder, die sie unterrichten, “aber nur weil sie eine spezielle Erziehung brauchen”, unterstreicht der Direktor als erstes, “in jeder anderen Hinsicht sind sie wie alle anderen auch”.

Verschiedene Fördermassnahmen

Alle SchülerInnen sind seit ihrer Geburt stark sehbehindert oder blind, manche sind zudem geistig zurück geblieben. Sie beginnen die Schule mit etwa vier Jahren und können maximal bis zur neunten Klasse bleiben, dann sind sie 14 oder 15 Jahre jung. Der Unterricht folgt dem gleichen Lehrplan wie an “normalen Schulen”, nur das Tempo und die Art der Vermittlung werden angepasst. Oberstes Ziel der Spezialschule ist die Eingliederung der Kinder in eine “normale Schule”, dafür werden zusätzlich verschiedene Fördermassnahmen ergriffen und so ist die tatsächliche “Verweildauer” unterschiedlich.

Um die Eingliederung zu erreichen, sind nicht nur die Klassen besonders klein und werden mehr LehrerInnen benötigt, sondern es wird auch eng mit SpezialistInnen wie zum Beispiel LogopädInnen, PsychologInnen oder TrainerInnen für die Bewegungsfähigkeit zusammengearbeitet, und selbstverständlich gibt es eine umfassende gesundheitliche Betreuung. Insgesamt kümmern sich 98 Menschen um derzeit 138 SchülerInnen, ein Drittel davon befindet sich im Übergang.

Im Rahmen der “integralen Erziehung” werden bei den Kindern neben dem normalen Unterricht insbesondere die handwerklichen Fähigkeiten geschult. Das reicht von einfachen manuellen Arbeiten bis zum Erlernen von Musikinstrumenten. Um die selbständige Bewältigung des Alltags zu erlernen, wurde in der Schule beispielsweise eine Wohnung nachgebaut, wo alle Haushaltsarbeiten, vom Kochen übers Servieren bis hin zum Geschirrspülen und Wohnungsputz, erlernt werden können. Die Kinder sollen selbständig werden, durch ihre Behinderung so wenig wie möglich eingeschränkt sein.

Der Staat trägt die Kosten

In Kuba gibt es mehr als 400 Spezialschulen, fünfzehn sind für Blinde und Sehbehinderte, in jeder Provinz etwa eine. In die Schule, die wir besuchten, kommen Kinder aus ganz Havanna, die mit einem Schulbus zuhause abgeholt werden. Kubas Kinder bekommen alles Lehr- und Lernmaterial gratis, das reicht vom Stift und Papier, in dieser Schule bis zu spezieller Ausrüstung wie zum Beispiel Braille-Schreibmaschinen und Computern mit Spracherkennung. Die Schreibmaschine ist alt, das Spezialpapier selten, aber alles funktioniert und wird intensiv genutzt. Die Blockade durch die USA behindert nicht nur die Wirtschaftsentwicklung, sondern sogar die Einkaufsmöglichkeiten. Die besondere Ausrüstung und die intensive Betreuung sind teuer. Nichtsdestotrotz bleibt die gesamte Schulausbildung gratis für die Familien, hier wie an jeder anderen kubanischen Schule auch. Der Staat trägt die gesamten Kosten, das Erziehungsministerium, um genau zu sein.

Ein kulturelles Programm erwartete uns zum Abschluss. Die blinden und sehbehinderten Kinder unterhielten uns mit einem abwechslungsreichen Potpourri aus Musik, Gesang und Tanz, alles selbst gemacht.

Wenn die Prioritäten “für die Menschen” gesetzt werden, nicht für die Konzerne, läuft vieles anders. Wie viel dann bereits mit so geringen Mitteln erreicht werden kann, wie sie Kuba zur Verfügung stehen – diese Erkenntnis hat uns in den zwei Wochen unseres Aufenthaltes immer wieder aufs Neue beeindruckt.

_Quelle:_
Vorwärts – Die sozialistische Zeitung. Nr. 19/20, 63. Jg., 25. Mai 2007, S. 7