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Kuba – Internationale Solidarität

Von der Kuba-Delegation der PdAS

Studierende aus 29 Ländern werden in der Escuela Latinoamericana de Medicina kostenlos zu ÖrztInnen ausgebildet. “Eine gute, umfassende Gesundheitsversorgung für alle ist ein Menschenrecht”, diese Maxime leitet die Ausbildung.

Kuba braucht unsere Solidarität, es ist aber auch selber solidarisch. Einige Beispiele: Durch Kubas audiovisuelles Alphabetisierungsprogramm “Yo si puedo” wurde Venezuela “frei vom Analphabetismus”. Es wird in weiteren Ländern erfolgreich eingesetzt und hat 2006 wieder einen UNICEF-Preis gewonnen. Kinder aus der Umgebung von Tschernobyl werden zur Erholung und medizinischen Betreuung nach Kuba eingeladen. Dank der “Operation Milagro” (Milagro = Wunder) haben Tausende von Menschen aus den Entwicklungsländern ihre Sehfähigkeit wiedergewonnen. Kubas ÖrztInnen sind seit Jahrzehnten in allen Katastrophengebieten der Erde im Einsatz oder haben ihre Hilfe angeboten.

In den Armenvierteln Venezuelas haben viele Menschen erstmals in ihrem Leben eine direkte medizinische Betreuung, gratis, durch kubanische ÖrztInnen. In sieben Ländern wurden mit kubanischer Hilfe medizinische Fakultäten eröffnet…

Mehr als 4000 Studierende

“Kubas Stärke sind seine Menschen”, sagt denn auch der Genosse, der uns das jüngste Hilfsprojekt im medizinischen Bereich präsentiert, die Escuela Latinoamericana de Medicina, ELAM. In einer ehemaligen Ausbildungsstätte für Seekadetten, direkt am Meer gelegen, wurde 1999 die lateinamerikanische Hochschule für Medizin eröffnet. Auf über 120 Hektaren hat es Platz für mehr als 4000 Studierende, insgesamt sind derzeit über 11.000 eingeschrieben. Sie kommen aus 21 Ländern Lateinamerikas und der Karibik, aus sieben afrikanischen Staaten und den USA. Jedes der 29 Herkunftsländer wird im Eingangsbereich der Schule durch seine Fahne vertreten.

Die gesamten Ausbildungskosten trägt der kubanische Staat, selbst für das Taschengeld der Studierenden kommt er auf. Ein Grossteil der Absolventinnen wird in ihren Heimatländern die Arbeit fortsetzen, die dort von kubanischen ÖrztInnen begonnen wurde. Ausbildungsschwerpunkt ist erste medizinische Versorgung und vor allem Prävention.

Zu Beginn des Studiums, dieses Jahr am 12. März, kurz nach unserem Besuch, ist die Vorbildung sehr unterschiedlich. In den ersten sechs Monaten werden daher Grundlagen unterrichtet. Im September beginnt das eigentliche Medizinstudium. Während des ersten Jahres arbeiten die Studierenden fünf Wochen in medizinischen Einrichtungen mit. Der Bericht, den sie darüber verfassen, dient beiden Seiten festzustellen, ob der eingeschlagene Weg tatsächlich der richtige ist. Auch während des Studiums wird regelmässig im kubanischen Gesundheitswesen gearbeitet.

Nach dem Erlernen der medizinischen Grundlagen verlassen die Studierenden den ELAM-Campus und studieren an einer der 21 Medizinfakultäten Kubas weiter, gemeinsam mit kubanischen Studierenden. Im letzten Jahr können sie Schwerpunkte wählen und werden abschliessend theoretisch und praktisch geprüft. Sollte jemand das Studium nicht beenden, besteht die Möglichkeit eine andere Ausbildung im Gesundheitswesen abzuschliessen. Wenn sie das Examen erfolgreich absolviert haben, erhalten die Studierenden ein Diplom als “Basis-AllgemeinmedizinerIn”. Sie können dann entweder in ihr Heimatland zurückkehren oder sich als “integraleR AllgemeinmedizinerIn” weiterbilden. Von bislang 3204 Diplomierten sind 1000 für die ebenfalls kostenlose Weiterbildung geblieben.

Die Armen unterstützen

Die Anerkennung der Diplome in den jeweiligen Heimatländern ist in bilateralen Verträgen geregelt. Manche Örztevereinigungen befürchten Konkurrenz. So werden die Diplome entweder direkt anerkannt oder die AbsolventInnen müssen noch eine Extraprüfung ablegen, zum Beispiel in den USA. Die US-amerikanischen Studierenden kommen meist aus der afro- oder latino-amerikanischen Bevölkerung. Die Auswahl für das Studium erfolgt hier durch religiöse Organisationen. Die US-Regierung gibt ihnen eine Erlaubnis für dieses Studium. Manchmal bekommen sie jedoch Schwierigkeiten, wenn sie in die USA zurückkehren; sie haben aber neben ihrem Medizinstudium auch gelernt, dass sie nur ihr verfassungsmässiges Recht wahrnehmen, und daran lassen sie sich nicht hindern.

Solidarität mit denen, die sie brauchen, Unterstützung der Armen statt wirtschaftlichem Erfolg, diese Gedanken stellen die ElAM-ProfessorInnen in den Vordergrund. Die meisten von ihnen kennen diese Solidarität aus der persönlichen Praxis, haben selbst in verschiedenen Ländern gearbeitet. Hier wird gelehrt und gelebt, dass alle ein Recht auf eine gute und umfassende Gesundheitsversorgung haben. “Der Patient ist kein Kunde”, sagt der Genosse und “Gesundheit doch keine Ware”.

Quelle:
Vorwärts – Die sozialistische Zeitung. Nr. 19/20, 63. Jg., 25. Mai 2007, S. 7