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Unidad Popular de Chile (1970 – 1973)

In den 1960er Jahren wurden – mit direkter Hilfe der USA – in Brasilien, Bolivien und Argentinien Militärdiktaturen eingerichtet, welche die Interessen der mit dem Imperialismus verbündeten Oligarchie vertraten. Dennoch konnte das Anwachsen des antiimperialistischen Befreiungskampfes nicht verhindert werden. In Peru und Panama (1968), in Bolivien (1970) und in Equador (1972) traten antiimperialistische Militärfraktionen die Macht an. Neben dem Militär war auch die Kirche in Gärung. Es bildeten sich linke Strömungen aus, welche für demokratische und soziale Veränderungen eintraten.

Die Volksfrontbewegung Chiles war ein Höhepunkt der antiimperialistischen Bewegung. In Chile war die kapitalistische Entwicklung relativ weit fortgeschritten. Die Arbeiterklasse verfügte über starke Kampftraditionen und einen hohen Organisationsgrad. Seit 1964 waren die sozialreformistischen Christdemokraten unter Eduardo Frei an der Regierung.

1969 gelang es der KP Chiles mit Luis Corvalán an der Spitze, mit der Unidad Popular (Volkseinheit) ein Bündnis linker Parteien zu schaffen, dem neben den Sozialisten und den Kommunisten auch kleinbürgerliche und linkskatholische Oppositionsparteien angehörten. Bei den Präsidentschaftswahlen 1970 siegte die Unidad Popular knapp. Ihr Kandidat Salvador Allende erreichte 36,7% der Stimmen, gegenüber 34.9% des bürgerlichen Gegenkandidaten. Der christlich-demokratische Bewerber erhielt 27.8%.

Mit dem Antritt der Regierung Allende begann in Chile ein revolutionärer Prozess der antiimperialistischen und demokratischen Veränderungen, der sich das Ziel stellte, Chile vom Imperialismus unabhängig zu machen und die Voraussetzungen für den Übergang zum Sozialismus zu schaffen.

Dabei hatte die Unidad Popular von vornherein mit einer starken Gegnerschaft im Parlament und in Teilen der Armeeführung zu rechnen. Der Staatsapparat war von Gegnern der Unidad Popular durchsetzt. Die Macht war faktisch geteilt. Die Medien blieben weitgehend von der Grossbourgeoisie beherrscht.

Von Anfang an betrieb die Grossbourgeoisie eine systematische Destabilisierung. Ihre Mittel waren neben dem Wirtschaftskrieg und der Boykott der verfassungsmässigen Organe. Noch vor Amtsantritt der Regierung der Unidad Popular wurde der als verfassungstreu geltende Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General René Schneider, mit Hilfe der CIA entführt und umgebracht. Sein Nachfolger, General Prats, trat zeitweilig in die Regierung ein, trat aber im Sommer 1973 von seinem Posten zurück. Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Augusto Pinochet.

Im März 1973 vermochte die Unidad Popular ihre Wählerbasis zu erweitern und erreichte 44 Prozent der Stimmen. Das war für den US-Imperialismus und die einheimische Oligarchie Veranlassung, die Vorbereitungen zum gewaltsamen Sturz der Regierung Allende zu forcieren. Die Christdemokratische Partei trat offen ins Lager der Konterrevolution über. Verfassungstreue Offiziere wurden zurückgedrängt oder beseitigt.

Am 11. September 1973 schritten die Befehlshaber der Streitkräfte zum gewaltsamen Sturz der Regierung, liessen den Präsidentenpalast stürmen und Präsident Allende ermorden.

Unter General Pinochet wurde eine faschistische Diktatur errichtet. Sie eröffnete einen grausamen Terrorfeldzug gegen alle fortschrittlichen Kräfte im Land, dem Zehntausende von Antifaschisten zum Opfer fielen. Die Errungenschaften der Unidad Popular wurden beseitigt und das Land wieder vollständig dem Imperialismus ausgeliefert.

Die Lehren der chilenischen Revolution

Die Ereignisse in Chile bestätigten die Grunderkenntnisse der marxistisch-leninistischen Revolutionstheorie von der führenden Rolle der Arbeiterklasse, von der Notwendigkeit eines breiten Bündnisses mit anderen werktätigen Schichten und von der zentralen Rolle der Machtfrage.

Sie bestätigen die Erfahrung, dass es unter günstigen Bedingungen möglich ist, auf der Grundlage eines antiimperialistischen Bündnisses auf friedlichem Weg eine Revolution einzuleiten und einen Teil der Macht zu übernehmen.

Gleichzeitig wurde deutlich, dass die revolutionären Kräfte auf die Anwendung aller Kampfformen gefasst sein müssen, da die Bourgeoisie nie freiwillig auf ihre Macht und ihre Privilegien verzichtet, und da der Imperialismus zum Einsatz aller konterrevolutionären Mittel entschlossen ist, wo er seine Vorherrschaft gefährdet sieht. Deshalb muss jede Revolution imstande sein, sich zu verteidigen.