Kommunisten.ch erscheint, während der Arcobaleno am linken Horizont erlischt.
19.04.2008 – Schade, dass wir in der Deutschschweiz nichts entfernt Vergleichbares haben und in absehbarer Zeit auch nicht haben werden wie das Kominform, die Kommunisten-Online oder die Resistenze.org, um nur diese drei Beispiele von Internetportalen aus Nachbarländern herauszugreifen (vgl. unsere Links ). Aber nun haben einige Genossen begonnen, ihre auf manchem PC verstreuten digitalen Dokumentbestände zusammenzulegen, um einen Schritt in die Richtung der grossen Vorbilder zu unternehmen, wenn auch zunächst beschränkt auf einige Beiträge zu Laufendem und eine bescheidene Materialsammlung zu Geschichte, Theorie und Kultur.
Die Seite Kommunisten.ch wird von Mitgliedern und Zugewandten der PdA betreut, die von einigen gemeinsamen Auffassungen ausgehen, insbesondere vom Standpunkt, dass die Arbeiterklasse über eine klasseneigene Partei verfügen muss, die zugleich die Interessen der übrigen Werktätigen und aller Ausgebeuteten und Unterdrückten wahrnimmt. Innerhalb der meisten ursprünglich kommunistischen Parteien sehen wir Kräfte am Werk, welche es offenbar darauf angelegt haben, im Takt der Wahlperioden immer breitere Bündnisse zu schmieden. So weit so gut. Aber ihr Verständnis von Breite und ihre Auffassung von Bündnis liegen und erschöpfen sich darin, dass die KP zwecks schnödem Stimmenfang oder zur angeblichen Erlangung der Bündnisfähigkeit auf ihre Grundsätze – soweit nicht schon preisgegeben – zu verzichten und der eigenen Klassengeschichte – noch deutlicher als beim letzten Mal – abzuschwören hätte.
In diesen Tagen wurde die in der Italienischen KP diesbezüglich so lange gehätschelte Illusion endgültig ernüchtert. Nach allen Metamorphosen und Zellteilungen zog ein Bündnis aus einigen Bröseln, die der Eurokommunismus von der stolzen Partei eines Gramsci und Togliatti übrig gelassen hat, in den Wahlkampf. Sein Name “Acobaleno”, deutsch: “Regenbogen” stellt die Wahl zwischen roter Fahne oder orange jedem anheim. Die italienischen Wähler verspürten keinen Bedarf nach dieser Ware. Was die Schweiz betrifft, so war anhand der Wahlergebnisse im letzten Frühling und Herbst von der segensreichen Breitenwirkung allen Ausfransens und Panschens auch nichts zu messen, im Gegenteil fiel die Wahlkoalition “A gauche toute — Die linke Alternative” als Summe genommen unter die Anteile, die jede ihrer Komponenten ehedem im Alleingang geschafft hatte.
An zentraler Stelle von strukturgebenden Papieren der selbsternannten Partei der “Europäischen Linken”, z.B. in der Präambel zu ihrem Statut, fahren die Autoren über die proletarische Klassengeschichte her und lesen der Bourgeoisie von den Lippen ab, welchen historischen Revolutionär sie mit ihren Schandmäulern besudeln sollen.
Wir vertreten die Auffassung, dass es an der Zeit für die PdA Schweiz wäre, sich aus der diskreditierten EU-Linkspartei zurückzuziehen. Die freundschaftlichen Beziehungen mit Mitgliedern dieser Organisation sollen auf bilateraler Ebene fortgesetzt werden, solange die betreffenden Parteien bestehen. Die traditionell engen Beziehungen mit den Genossen der Nachbarländer und der wichtigsten Herkunftsländer von Immigranten müssen fortgesetzt und intensiviert werden. Wir plädieren für die Annäherung an die internationalistischen KP und Arbeiterparteien, und sammeln hier auch ihre wichtigsten Konferenzberichte und gemeinsamen Stellungnahmen. In Übereinstimmung mit diesen Parteien (PCP, KKE und andere) halten wir die Erfahrungen der Oktoberrevolution und des Aufbaus des Sozialismus in einem Lande für unverzichtbar, da sie in zentralen Fragen des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus ihre Allgemeingültigkeit behalten werden.
Sowohl zur Verteidigung der Interessen unseres Landes und seiner Bevölkerung, wie auch im Dienst des proletarischen Internationalismus und der Solidarität mit allen Kräften des antiimperialistischen Lagers, muss jede politische Praxis von einer politischen Theorie ausgehen. Der Marxismus-Leninismus nimmt die Ergebnisse der bürgerlichen Wissenschaft zur Kenntnis und bestimmt ihren Stellenwert. Er bildet eine unentbehrliche Stütze zur Erklärung der Welt und leistet mehr als diese; er ist auch ein Mittel zur Veränderung der Welt, denn seine Theorie ist nicht dogmatisch, sondern reichert sich fortlaufend an, indem sie die praktischen Erfahrungen der Kämpfe einer ganzen Klasse erfasst und bei der Auswertung die ökonomischen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bewegungen aller Klassen im Auge behält, und indem sie schliesslich im Ergebnis dieser Klassenanalyse neue ökonomische, politische usw. Bewegungsgesetze oder neue Wirkungen von bekannten Gesetzen aufdeckt, berechenbar macht, Strategien und Taktiken daraus ableitet und dem Aktivisten schärfere Waffen und genauere Kompasse die Hand gibt. Lenin gab uns manches grossartige Beispiel für den schöpferischen Reichtum dieser Lehre, wenn neue Entwicklungen wie der Imperialismus, das Aufkommen des Opportunismus, der Übergang in eine Periode verschärfter Klassenzusammenstösse oder die Umwälzungen in der Teilchenphysik neue Antworten erforderten.
Der ideologische Kampf um die Umwertung der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist auch in der Schweiz im Gang und wird teilweise auch innerhalb der PdA auszufechten sein. Es braucht auch für und über unser Land Informationsquellen, die sich von ideologischen Einflüssen des Bürgertums freizuhalten verstehen. Da sehen wir eine Lücke, die uns herausfordert, freie Stunden und schlaflose Nächte einzusetzen.
Es lebe der Kommunismus!
Die provisorische Redaktion