Labour-Regierung und Unterhaus für Chimären und Rettungsgeschwister
Nach Meldung der NZZ hat das britische Unterhaus hat einem Gesetzesentwurf der Regierung von Gordon Brown zugestimmt, der die Produktion von sogenannten Chimären zulässt. Das sind Embryonen, die durch Kreuzung aus menschlichen und tierischen Keimzellen hervorgehen. Ein Antrag auf Verbot dieses halb menschlichen, halb tierischen Materials wurde mit 336 zu 176 Stimmen abgelehnt.
Der Premier drängt auf eine Legalisierung
Schon bisher hatten Wissenschafter in Grossbritannien die Chimären mit einer behördlichen Sondergenehmigung hergestellt. Forscher injizieren dabei menschliche DNA in die Eizelle einer Kuh oder eines Kaninchens. Mit Stromstössen wird das Ei zur Teilung angeregt und entwickelt sich zu einem Embryo.
Premier Gordon Brown forderte die Parlamentarier zur Zustimmung für seine Vorhaben auf, um wie er sagte, Millionen Menschen mit unheilbaren Krankheiten das Leben zu retten. Diese Massnahmen «schulden wir uns selbst und künftigen Generationen», schrieb Brown in der Zeitung «The Observer». In diesem Zusammenhang wird immer wieder darauf verwiesen, dass der zweijährige Sohn des Regierungschefs an der unheilbaren Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose leidet.
Rettungsgeschwister als Ersatzteillager
Das Parlament lehnte zudem den Antrag, die Erzeugung von «rettenden Geschwistern» zu verbieten, mit einer Mehrheit von 179 Stimmen ab. Somit dürfen Eltern unter bestimmten Voraussetzungen mittels künstlicher Befruchtung genetisch optimal passende Rettungsgeschwister anfertigen, die einem älteren Kind der Familie als Spender für Rückenmark usw. dienen sollen. Kritiker wenden sich gegen die künstliche Erzeugung von Kindern, die sich mit der Tatsache abfinden müssen, dass sie nur zum Zweck geboren und zurecht gestutzt worden sind, damit ein älteres Geschwister und leibliches Kind der Eltern überlebt.
Kritiker im Unterhaus verweisen auf die Unbeherrschbarkeit der Risiken einer solchen Technologie und ihrer Anwendung unter den gegebenen Verhältnissen. Einige sprechen von monströsen Auswüchsen der Forschung und fragen, wo das alles enden soll. Sie befürchten letztlich auch gezielte genetische Modifikationen bis hin zur Entwicklung des Designer-Babys.
Propagandafeldzug
Um die moralischen und rechtlichen Hürden auf dem Weg der Vorantreibung ihrer Forschung zu beseitigen, betreiben die hinter diesen Forschungen stehenden Interessengruppen eine offensive Propaganda. Dabei schwärmen sie von der Aussicht, dass die Chimäre manchem kranken Kind als Materiallager einen lebenswichtigen Dienst erweisen könnte. Das Argument ist etwa gleich viel wert wie die Rechtfertigung der Entwicklung von gefährlicheren Atomwaffen mit dem Argument, dass Strahlen manchmal auch in der Heilkunde eingesetzt werden.
Es handelt sich um die gleichen fadenscheinigen Methoden, die wir hierzulande gewohnt sind, von der Hofpresse der Pharmakonzerne serviert zu bekommen, wenn es darum geht, die fetten Patent- und Lizenzpfründen der Multis rechtlich zu zementieren und aufzustocken, oder darum, alle Tierquälerei in den Labors zu rechtfertigen. Auch da wird immer wieder das kranke Kind vorgeschoben. Warum lassen diese mächtigen Kinderfreunde es denn zu, dass Millionen von Kindern verhungern? Die britische an andere Regierungen hätten jetzt angesichts der Ernährungskrise die Gelegenheit zum Tatbeweis, wenn sie einige Millionen von Kindern vor dem nahen Hungertod bewahren möchten. Ihre Hintermänner hätten auch Geld genug, um Millionen und aber Millionen von Kindern von allem weiteren Elend zu befreien, das sie ihnen beschert haben.
Das alles vermöchten sie, wenn sie so edle ZIele hätten, wie sie vorgeben. Aber eher würde einer erwarten, dass diese Herrschaften damit beginnen, Kinder zum Antrieb von Motoren zu züchten, sobald eine entsprechende Technik es zulässt und sich die Sache rechnet.
Hauptquelle (NZZ, 20.05.2008): London erlaubt Forschung mit Mensch-Tier-Embryonen