La Negra singt nicht mehr
Die Stimme Lateinamerikas ist verstummt. Die wohl bekannteste Sängerin des Kontinents, die Argentinierin Mercedes Sosa, ist heute (4. Oktober) um 5.15 Uhr Ortszeit an den Folgen eines Herz-Lungen-Versagens verstorben. Während sich Hunderte von Menschen in Buenos Aires vor dem argentinischen Kongress versammelten, rief Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández Staatstrauer aus. Auch Persönlichkeiten und Staatschefs aus aller Welt zeigten sich betroffen vom Tod der stimmgewaltigen Sängerin, die aufgrund ihrer schwarzen Haaren als »La Negra« verehrt wurde.
Haydée Mercedes Sosa wurde am 9. Juli 1935 in San Miguel de Tucumán geboren und gehörte zu den wichtigsten VertreterInnen der Nuevos Cancioneros (Neuen Liedermacher) Argentiniens, einer politischen Interpretation des Folklore Südamerikas. Zu ihrem Programm gehörten Interpretationen traditioneller und zeitgenössischer Lieder, so von Víctor Jara, Pablo Neruda, Violeta Parra und Atahualpa Yupanqui. Sie wurde zu einer Stimme gegen Krieg und Diktatur und für die Rechte der unterdrückten indigenen Bevölkerung und Bauern.
Ihre erste LP erschien 1962 unter dem Titel »La voz de la zafra«. Ihr landesweiter Durchbruch folgte 1965 auf dem »Festival Nacional de Folklore de Cosquín«. Zwei Jahre später gab sie bereits weltweit Konzerte, u. a. in Miami, Lissabon, Porto, Rom, Warschau, Leningrad, Kislovo, Sotschi, Gagri, Baku und Tiflis.
Nach dem Putsch vom 24. März 1976 verblieb sie trotz starker Repressionen durch die Militärdiktatur im Land. Ihre Alben wurden verboten. Bei einem Konzert in La Plata 1979 wurde sie mitsamt Publikum bei laufender Show verhaftet. Sie floh 1980 über Paris ins Madrider Exil, nachdem ihr zweiter Mann kurz zuvor verstorben war. Als die argentinische Militärjunta 1982 inach der Niederlage Argentiniens beim Krieg um die Islas Malvinas (Falkland Inseln) die Macht an eine zivile Regierung abgeben musste, kehrte sie zurück. Ihr Konzert im Opernhaus Buenos Aires wird oft als Schlüsselsituation in der Übergangszeit gewertet und steht für eine politische und musikalische Erneuerung der argentinischen Kultur.
In der BRD und der DDR trat sie häufig auf, u.a. bei den Pressefesten der DKP-Zeitung »Unsere Zeit« und bei den Festivals des politischen Liedes in Berlin/DDR.
Mercedes Sosa ist verstummt. Ihre Stimme aber wird uns weiter begleiten. Gracias a la vida.
Quelle: redglobe.de (04.10.2009)
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