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Bosque martiano del Ariguanabo

Im März 2007 hatte eine PdAS Delegation Gelegenheit Kuba zu besuchen. Für alle Teilnehmenden war es der erste Besuch auf der sozialistischen Insel. Der Vorwärts wird in den folgenden Ausgaben einige ihrer Reiseberichte veröffentlichen.

Unter dem Programmpunkt «Bosque Martiano» (bosque = Wald) konnten wir uns trotz unserer ersten vertieften Begegnung mit dem kubanischen Nationalhelden im Memorial in Havanna nicht viel vorstellen. In San Antonio del Ariguanabo erwartete uns, neben zwei Vertretern der örtlichen und Provinz-Abteilung der kubanischen Partei (PCC), Rafael, ein freundlicher, älterer Herr mit Strohhut und Machete. «Früher haben hier alle ihren Müll abgeladen» erklärte er. Irgendwann hat er beschlossen dies müsse sich ändern, er wolle Martí und der Revolution ein Denkmal setzen. «Meine Eltern haben mir Respekt und Liebe zur Natur beigebracht. Durch die Revolution bin ich frei; sie hat mir ermöglicht zu werden was ich bin», lautete seine schlichte Begründung.

Und so steht am Beginn unseres Rundgangs die Freiheitsglocke. Jeden Tag wird sie geläutet und ihr Klang verkündet, dass Kuba und derjenige, der sie läutet, immer für die Freiheit kämpfen werden. Rafael hat NachbarInnen, Pioniere, Schulklassen motiviert und gemeinsam haben sie das Gelände entrümpelt und mit seiner Umgestaltung begonnen – ohne irgendeine Fremdfinanzierung. Am 19. Mai 1994, dem 99. Todestag Martís, wurde der Wald offiziell eingeweiht.

Neben Führungen finden seit dem Feste und Anlässe aller Art hier statt, private Feiern, Schulfeste, ein Anlass zum 1. Mai, … Aber natürlich ist der Bosque nicht fertig. SchülerInnen sind die häufigsten BesucherInnen, und auch die aktivsten. Durch ihre Mitwirkung an der weiteren Gestaltung des Parks lernen sie nicht nur einiges über die Natur und ihre Pflege – wozu übrigens die Machete dient –, sondern auch Geschichte kreativ erarbeiten. Wie das?
José Martí war ja nicht nur Freiheitskämpfer, sondern auch vielseitig interessierter Poet. In seinem Tagebuch finden sich 51 kubanische Pflanzenarten – von jeder findet sich mindestens ein Exemplar im Bosque Martiano. Überall hat Rafael sie zusammengesucht und zeigt uns etliche davon: den Baumwollbusch, den Mangobaum, Kubas Königspalme, die Kaffepflanze, die Ceiba,… Die Ceiba ist Guatemalas Nationalbaum und auch in Kuba weit verbreitet. Als junger Baum hat sie nur schwache Wurzeln und könnte leicht umgestossen werden, sie schützt sich mit vielen Stacheln. Je älter sie wird, umso besser ist ihre Verwurzelung und Sicherheit – und umso mehr verschwinden ihre Stacheln…

Einige Pflanzen wurden auch von Besuchsgruppen mitgebracht und werden von ihnen betreut, so sehen wir z.B. einen Schössling der örtlichen Fakultät für Informatik. Wir leben leider zu weit weg. Es gibt ausserdem einen Ort für Ansprachen (von den Kindern besonders gern genutzt) und verschiedenste Denk-mäler: eins zu Ehren der Frau, eins für die Granma,… Doch auch hier bleibt es nicht bei einem Steinhaufen, der mehr oder weniger an ein Boot erinnert. Unweit entfernt ist die Erde freigelegt, die Fläche entspricht etwa der Granma? Im roten Sand wachsen sieben Bäume – die Granma ist aus eben diesen sieben verschiedenen Holzsorten gefertigt worden. Zwischen den Bäumen verläuft eine lange Reihe von 82 Steinen, ein Stein für jeden Revolutionär, der mit der Granma nach Kuba aufbrach. Noch sind die Steine namenlos, das wird sich als nächstes ändern – ständig neue Ideen, permanente Weiterentwicklung, kreative Eigeninitiative. Eine spezielle, aber auch sehr schöne Art Geschichte erlebbar zu machen.
Unser Kurzbesuch endet am «Cincos Palmos». Die fünf Palmen symbolisieren den kleinen Ort, an dem sich die zwölf übriggebliebenen Revolutionäre nach der nicht sehr erfolgreichen Landung in Kuba (wieder-) trafen. Hier, sagt zumindest die Legende, fragte Fidel Castro seinen Bruder Raúl, wieviel Gewehre er habe. Die Bestandsaufnahme von sieben Gewehren und zwölf Männern veranlasste Fidel zur Prognose: «Damit können wir den Krieg gewinnen»… Er hatte Recht. Sonst würde sich wohl auch niemand mehr an diese Aussage erinnern.

Mit vielen solcher kreativen und engagierten MitstreiterInnen wie Rafael wird die Revolution auch weiter siegen. Es ist uns eine Ehre und ein Vergnügen, aber auch eine Herausforderung, seinem Wunsch entsprechend uns fortan als Teil und Botschafter dieses Bosque zu verstehen!