Griechenland: Unruhen nach Todesschüssen von Athen
Griechische Polizei erschiesst 15-jährigen Jungen
Nach dem Tod des 15 Jahre alten Andreas Grigoropoulos am Samstagabend durch die Kugel eines Polizisten ist es über das Wochenende in der griechischen Hauptstadt Athen zu schweren Ausschreitungen gekommen. Wie ein Polizeisprecher erklärte, habe der Beamte einen Warnschuss abgefeuert, als Autonome ein Polizeifahrzeug angriffen. Die Kugel sei jedoch abgeprallt, habe den Jugendlichen getroffen und getötet.
Wie Indymedia Athen hingegen meldet, widersprechen Augenzeugen dieser Darstellung der Polizei. Es habe keinen Angriff auf die Beamten gegeben, sondern es seien lediglich Parolen gerufen worden. Der Polizist habe auch nicht in die Luft geschossen, sondern den Schuss gezielt auf den jungen Mann abgegeben.
Der Polizist, der den tödlichen Schuss abgegeben haben soll, beharrt bislang auf seiner Aussage, er habe lediglich drei Warnschüsse abgegeben, nachdem eine Gruppe Autonomer den Streifenwagen angegriffen habe, in dem er mit einem Kollegen sass. Einer der Schüsse habe dann den Jugendlichen als Querschläger getroffen. Augenzeugen betonten jedoch auch gegenüber den griechischen Medien, es sei vor den tödlichen Schüssen nur zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen. »Es war kaltblütiger Mord«, sagte ein Augenzeuge im Radio, der Polizist habe den Jugendlichen gezielt erschossen.
Die beiden Polizeibeamten sind vorläufig festgenommen worden. Innenminister Prokopis Pavlopoulos warnte vor voreiligen Schuldzuweisungen: »Wir warten auf die gerichtsmedizinischen Ergebnisse.« Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen.
Quellen: redglobe.de | kommunisten.ch
Unruhen ergreifen weitere Städte Griechenlands
Die Unruhen griffen in kürzester Frist vom Athener Stadtteil Exarchia, der schon in den Jahren der Militärdiktatur 1967 bis 1974 ein Zentrum des Widerstandes war, auf ganz Athen und andere Städte über. In Thessaloniki, Ioannina, Komotini und Alexandroupolis im Norden, auf Agrinio in Zentralgriechenland, die westgriechische Hafenstadt Patras, auf die Inseln Korfu, Lesbos und Kreta.
Überall zersplittern Schaufensterscheiben, gehen Bankfilialen, Geschäfte und Streifenwagen in Flammen auf. Nach ersten Schätzungen der Feuerwehr wurden allein in Athen 60 Geschäfte, 16 Banken und mindestens 40 Autos demoliert. Nach Berichten gingen der Polizei die Tränengasvorräte aus, und sie ging dazu über, die Protestierenden mit Steinen zu bewerfen. Hunderte von Jugendlichen zogen sich in die Universitäten zurück, zu deren Gelände die Polizei nach griechischem Gesetz keinen Zutritt hat.
Eine Welle der Empörung durchzieht das Land und hat auch die Politiker auf den Plan gerufen. Die sozialdemokratische Oppositionspartei Pasok verurteilte die Ereignisse und sah die Schuldigen bei den »Verantwortlichen in Politik und Polizei«. Der konservative Regierungschef Karamanlis steht unter grossem Druck. Den vom Innenminister angebotenen Rücktritt lehnt er vorerst ab.
(07.12.2008)
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