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Angst vor Arbeitslosigkeit wurde bisher dramatisch unterschätzt

Letzte Woche ist eine mit Spannung erwartete Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlicht worden, die den Einfluss der Angst vor Jobverlust und auf das persönliche Wohlbefinden untersuchte.

Wie Arbeitsökonom Ingo Geishecker nachweist, hat jetzt diese Studie zutage gebracht, dass dieser Zusammenhang viel stärker ist als bisher angenommen. –Der Einfluss der Angst vor Arbeitslosigkeit wurde bisher dramatisch unterschätzt–, sagt der Professor. Die Daten zeigen ganz deutlich, dass psychologische, soziale und gesundheitliche Folgen schon vor Beginn der Arbeitslosigkeit wirksam werden: –Wer sich sehr groÖe Sorgen um seinen Job macht, dem geht es oft erstmal sogar besser, wenn die Arbeitslosigkeit tatsächlich eintrifft.–

–Der Verlust an Wohlbefinden durch diese Angst ist enorm–, sagt Geishecker. –Unserer Untersuchung nach ist er bei Berücksichtigung aller Komponenten der Jobverlustangst fast doppelt so hoch wie bisher angenommen.–

Die Studie basiert auf dem SOEP, einer seit 25 Jahren im Auftrag des DIW Berlin jährlich wiederholten repräsentativen Befragung von über 20 000 Personen in Deutschland.

Diese Erkenntnisse der bürgerlichen Psychologie und Statistik scheinen uns der Erwähnung wert. Es handelt sich um Mosaiksteinchen zur Bestätigung der marxistisch-leninistischen Psychologie. Vieles wäre ergänzend anzumerken: Zum Beispiel, dass sich das Wohlbefinden auch durch sachlich nicht gerechtfertigte, von der bürgerlichen Massenpropaganda gelenkte Schuldgefühle beeinflussen lässt, und besonders durch Kampagnen zur Heruntermachung der Arbeitslosen, wie überhaupt aller Opfer des entfesselten Imperialismus in unserem Land und auf der Welt. Es ist nicht verwunderlich, wenn die reale Bedrohung der Arbeitslosigkeit in einem Land wie Deutschland so dramatisch in destruktive und individuell nach innen gerichtete Wirkungen umschlägt.

In der Deutschschweiz wären ähnliche Ergebnisse zu erwarten. Die Bourgeoisie hat hierzulande juristische und moralische Normen und Gewohnheiten durchgesetzt, welche die Arbeiterklasse an der kurzen Leine halten, etwa was das Streikrecht betrifft. Die an Kampferfahrung reichen Arbeiterklassen von Portugal und Griechenland haben sich ein weit fortschrittlicheres Streikrecht erkämpft, das auch politische Streiks als Selbstverständlichkeit anerkennt und das anderseits die Aussperrung als Kampfmittel des Kapitals verbietet.

Entfremdung, Angst vor dem Jobverlust und Beklemmung derer, die unter der Drohfuchtel des Kapitals zu sich verschlechternden Bedingungen weiterarbeiten müssen, sind Produkte eines irregeführten Denkens unter kapitalistischen Bedingungen, und diese Produktion von falscher Ideologie drängt in Krisenzeiten zum Aufschwung, der umso leichter vonstatten geht, je tiefer der Entwicklungsstand des Klassenbewusstseins ist.

Es gibt nach aller Erfahrung keine bessere Kur dagegen als die persönliche Teilnahme am solidarischen Kampf der gesamten Arbeiterklasse gegen ihre Ausbeuter, Unterdrücker und Bedränger. Zum Beispiel am Kampf gegen den Abbau der Arbeitslosenversicherung (AVIG-Referendum).

(29.03.2010/mh)

Hauptquelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Angst vor Jobverlust beeinflusst das Wohlbefinden viel stärker als bisher angenommen ( Pressemitteilung vom 26.03.2010)


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