Ein palästinensische Frau vor den Trümmern nach einem israelischen Bombardement
Gazainfo 127: «Hamas? Das ist der gemeinsame palästinensische Widerstand!»
Das Interview mit dem Genossen im Gazastreifen wurde bereits am 7. Oktober 2023 am Nachmittag geführt. Aktuell verändert sich die Lage permanent, aber derzeit ist der Kontakt abgebrochen, deswegen hatten wir mit der Veröffentlichung noch zugewartet.
Einleitend fragt der Genosse, wie die europäischen Medien über die jüngsten Eskalationen berichten. Ich erzähle davon, dass z. B. das österreichische Bundeskanzleramt und das Aussenministerium wie schon bei der letzten Aggression gegen den Gazastreifen mit israelischen Flaggen geschmückt wurden und sich alle westlichen Politiker und die sogenannten Leitmedien mit Israel solidarisieren.
Wie sieht er die aktuellen Entwicklungen und was geschieht derzeit im Gazastreifen?
Derzeit gibt es nach israelischen Angaben etwa 250 Tote in Israel und etwa 1400 Verletzte (Stand vom 7. Oktober). [Mittlerweile gibt es bereits 700 Tote und Tausende Verletzte, mindestens 100 Geiseln, Anm.: Gazainfo]
Der palästinensische Widerstand sagt: Wir haben Dutzende Offiziere, Soldaten und Siedler als Geiseln festgenommen und nach Gaza mitgebracht. Und wir halten an 25 Stellen in der israelischen Umgebung von Gaza im sogenannten Grenzgebiet Siedlungen, Stützpunkte und Kibbuzims besetzt. Bis jetzt hat der Widerstand dort die Situation unter Kontrolle.
Jetzt gibt es keinen Spass mehr. Denn im Vorfeld hatte der palästinensische Widerstand die israelische Armee ausdrücklich gewarnt: Falls sie einen Wohnturm bombardieren, würde darauf eine harte Antwort erfolgen. Glewichwohl hat die israelische Luftwaffe in der Mitte von Gaza so einen Hochhauskomplex bombardiert und in Schutt und Asche gelegt. Darin wohnten Hunderte Familien. Daraufhin sagte der Widerstand in einer Erklärung: Israel muss «auf einem Bein stehen» und warten, wie wir auf dieses Bombardement reagieren. Es wird ein Erdbeben geben als Reaktion auf dieses Bombardement. Eine Stunde später wurden nur auf Tel Aviv allein 150 Raketen abgefeuert.
An den genannten 25 Stellen im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen wurden Soldaten und Siedler als Geiseln genommen, nachdem der Widerstand gestürmt hatte. Bis jetzt läuft alles sehr gut, obwohl Israel versucht, jetzt mehr Wohnhäuser zu bombardieren, um Druck auf den palästinensischen Widerstand auszuüben. Erst vor kurzem wurde eine Familie in Rafah unter ihrem Haus begraben und die Leute versuchen, sie rauszuholen. Eine ganze Familie. Es wird noch in dieser Nacht und den nächsten Tagen schlimmer werden. Denn alle früheren militärischen Vorstellungen wurden auf den Kopf gestellt.
Haben sich die Organisationen verbündet oder ging das hauptsächlich von Hamas aus, wie das die westlichen Medien berichten?
Nein, das ist das palästinensische gemeinsame Widerstandskomitee. Da sind 14 Organisationen drinnen, Hamas führt es aber an. Klar berichten die westlichen Medien so, denn was sollten sie sonst sagen? Der palästinensische Widerstand? Es kursieren Videos, wie der Widerstand israelische Militärstützpunkte gestürmt und unter ihre Kontrolle gebracht hat. Man sieht, wie sie die Soldaten aus den Panzern holen. Die Bilder von toten Soldaten und die militärische Stärke des Widerstands haben die Israelis schockiert.
Das sind Profis. Die Kämpfer von den Qassambrigaden oder die Saraya-al-Quds-Brigaden von Jihad Islami und andere militärische Spezialeinheiten tragen Kameras auf ihren Helmen, um alles zu dokumentieren.
Im Moment ist die Lage relativ ruhig, aber wir rechnen leider auch mit Massakern, die von den Israelis in dieser Nacht und den nächsten Tagen verübt werden könnten. Die Zahl der getöteten Zivilisten durch die israelische Luftwaffe beträgt 232 Tote und es gibt mehr als 1900 Verletzte (Frauen, Kinder und alte Menschen). Ausserdem gibt es Schwierigkeiten mit dem Strom und dem Internet. Israel hat den Strom abgeschaltet (120 Megawatt). Es gibt auch Mangel an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten.
Bis jetzt hat der Widerstand die Kontrolle. Gerade jetzt wurden von Saraya al Quds Dutzende Raketen auf Tel Aviv abgefeuert. Bereits in den ersten 20 Minuten in dieser Schlacht, ab etwa ein oder zwei Uhr morgens, wurden 5000 Raketen abgefeuert. Auf militärische Stützpunkte, Kommunikationszentren usw., die in Schutt und Asche gelegt wurden, gleichzeitig wurde eine Invasion vom Meer, aus der Luft [z. B. mit Paragleiter, der Interviewer], vom Boden und unter dem Boden von den Spezialeinheiten des Widerstands gegen diese Stützpunkte, Siedlungen und Kibbuzim durchgeführt. Hunderte Kämpfer sind mit ihren Jeeps, Bulldozern usw. hineingegangen. Bei Sederot an der Grenze sind sie bis zu 30 km ins Landesinnere hineingegangen. Der militärische Stützpunkt wurde unter ihre Gewalt gebracht und die Armeeangehörigen dort liquidiert. Die Medien, die kursieren, sind militärische Kriegsmedien des Widerstands, keine Arbeit von Journalisten oder so. Diese Bilder kommen direkt von den Kämpfern.
Wie es weitergehen wird, das werden wir noch in den nächsten Tagen sehen. Lass uns dann weiterreden.