Die bisher grösste Palästina-Demo, die diesmal auch den Libanon eingeschlossen hat, gab es in Zürich am 26. Oktober 2024. Die Teilnehmer hörten sich auf dem voll besetzten Helvetiaplatz mehrere Reden an, bevor sich die Menge zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt formierte. Auf der Bahnhofstrasse setzten sich die Demonstrierenden im Gedenken an die Tausenden Opfer des zionistischen Völkermords in Palästina und Libanon zu einer eindrücklichen Schweigeminute. (Bild: Screenshot aus Instagram-Video).
Palästina und Libanon: «Es ist bitter notwendig, auf die Regierung der Schweiz einzuwirken»
Für die Gräueltaten des zionistischen Gewaltstaates sind die Regierungen der westlichen Staaten mitverantwortlich. Das betonte an der Demo in Zürich Genosse MARKUS HEIZMANN1 in seinem Redebeitrag, den er auf dem Helvetiaplatz als Vertreter von «Hände weg von Syrien – Bündnis gegen Krieg» abgab. Er nahm in seinen Ausführungen, die mehrmals von Applaus unterbrochen wurden, denn auch die Schweizer Regierung in die Pflicht: Mit Israel sollen alle Beziehungen abgebrochen werden, und der Bundesrat soll endlich etwas für die Umsetzung der einschlägigen Beschlüsse der UN-Generalversammlung tun!
Liebe Genossinnen und Genossen
Liebe Freundinnen und Freunde
Die Menschen in Gaza, Palästina und im Libanon sehen sich mit einer Katastrophe konfrontiert, die in der Geschichte der Menschheit ihresgleichen sucht. Die menschlichen Opfer der zionistischen Aggression lassen sich nicht mehr zählen. Am 10. Juli dieses Jahres veröffentlichte die renommierte wissenschaftliche Zeitschrift «The Lancet» einen Artikel unter dem Titel «Zählung der Toten in Gaza: schwierig, aber wichtig»2. Die Autoren nennen in diesem Artikel die Zahl von 186 000 Todesopfern. Damit sind alle Opfer des zionistischen Massenmordes gemeint, nicht nur diejenigen, die direkt im Bomben- oder Kugelhagel ermordet wurden, sondern auch jene, die an den Folgeschäden starben, weil ihnen zum Beispiel die notwendige medizinische Versorgung, Lebensmittel oder Trinkwasser verweigert wurden.
Dies ist eine Erhebung vom Juli dieses Jahres. Inzwischen, Ende Oktober, dauern die Angriffe der Zionisten gegen die Bevölkerung des Gazastreifens unvermindert an. Dementsprechend höher dürfte also die Zahl der Opfer sein und sie betrifft allein den Gazastreifen. Hinzu kommen aber die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung in Palästina, im sogenannten Westjordanland, Angriffe gegen die Bevölkerung des Libanon, Angriffe gegen die Bevölkerung Syriens und die hinterhältigen Morde gegen die Exponenten und die Anführer des Widerstandes, geplant und ausgeführt durch die zionistischen Geheimdienste.
Vergessen wir nicht die übrigen Schäden: Schwere Traumata, Mütter, die nicht imstande sind, ihre Kinder zu stillen, durch die täglichen Aggressionen psychisch erkrankte Menschen, Schäden an der Infrastruktur, irreparable Zerstörung von Kulturgut. Mit anderen Worten: Die Zionisten begehen in dem Moment, da wir hier in Solidarität mit dem palästinensischen Volk stehen, einen Genozid, sie begehen täglich und stündlich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Dies ist die Tragödie in der arabischen Welt. Diese Tragödie, dieses tägliche Morden haben natürlich die zionistischen Armeen zu verantworten. Indes ist es auch eine Tatsache, dass kein einziger israelischer Herrscher – angefangen bei Ben Gurion bis hin zu Netanjahu – seine Mordkampagnen hätte starten können ohne die westliche Unterstützung.
Und damit hätten wir auch schon das eigentlich Entscheidende des israelischen Staates erfasst: Israel ist die militärische Bastion der westlichen, imperialen Mächte im arabischen Raum. Israel ist nicht «die sichere Heimstätte für verfolgte Juden», wie dies von den Zionisten immer wieder behauptet wird. Das Jahrtausende alte friedliche Zusammenleben von Juden, Moslems und Christen wurde und wird durch den Zionismus zerstört.
Die Zionisten und die Imperialisten versuchen die Geschichte zionistisch umzudeuten. Der Begriff für diese zionistische Propaganda lautet «Hasbara». «Hasbara» wird vom israelischen Regime und seinen Anhängern vor allem verwendet, um Israels Schandtaten vor der Welt medial zu verschleiern. Auf Schritt und Tritt sind wir, wenn es um die zionistischen Aggressionen geht, mit Hasbara konfrontiert. Konsumieren wir zum Beispiel die aktuellen Meldungen zu Gaza, Libanon und Iran, wird der Eindruck vermittelt, alles habe mit dem 7. Oktober 2023 begonnen. Das ist falsch. Die zionistischen Aggressionen gegen das palästinensische Volk gehen weit in die Zeit noch vor der Staatsgründung Israels zurück, und sie haben niemals aufgehört. Die zionistischen Verbrechen seit den ersten Palästinenseraufständen in den Jahren 1936 bis 1939 sind gut dokumentiert, sie dauern, mit wechselnder Intensität bis zum heutigen Tag an. Dies zu verschweigen oder es im Sinn Israels umzudeuten, ist «Hasbara».
Das israelische Regime benimmt sich im wahrsten Sinne des Wortes wie eine ausser Rand und Band geratene Bestie. Die Opfer dieses organisierten Amoklaufes sind Männer, Frauen und Kinder jeden Alters im Gazastreifen, im Libanon, in Syrien und Menschen überall auf der Welt, die sich dieser Mordmaschine aktiv entgegenstellen. Die «Hasbara» als zionistische Propagandamaschine bezeichnet diese Verbrechen als «Recht auf Selbstverteidigung». Dies ist eine Pervertierung des Begriffs Selbstverteidigung.
Ebenfalls zur Manipulationstechnik der «Hasbara» gehört der Trick, jegliche Kritik an den israelischen Gräueltaten mit dem Scheinargument «Antisemitismus» mundtot zu machen. Da passt es schwer ins Bild, dass der israelische Historiker, Autor und Genozid-Forscher, Omer Bartov, Israel bescheinigt, im Gazastreifen einen Genozid zu begehen. Wohlverstanden: Professor Bartov äussert seine Kritik und seine Vorwürfe als Jude, als in den USA lebender Israeli und aus Sorge um Israel, dem er wohlwollend gegenüber steht.3
In der Tat ist diese Sorge berechtigt. Das Verhalten des israelischen Regimes kann nicht anderes als grössenwahnsinnig bezeichnet werden. Sei es, dass die Menschen Palästinas als «menschliche Tiere» bezeichnet werden, sei es, dass der Gazastreifen und Libanon dem Erdboden gleichgemacht werden, sei es, dass sämtliche Gegner dieser mörderischen Politik, wo immer sie sich auch befinden mögen, ermordet werden oder sei es, dass die Vertreter der UNO, von einfachen UNIFIL-Soldaten bis hinauf zu Generalsekretär António Guterres, angegriffen und verhöhnt werden: Die Junta rund um Netanjahu hat jeglichen Sinn für die Realität verloren. Genau so benimmt sich eine untergehende Macht.
Es liegt nun an uns allen, die Realitäten auf dem Boden zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Kundgebungen wie die heutige sind ein guter Anfang. Es ist jedoch bitter notwendig, auf die Regierung der Schweiz einzuwirken: Es ist unrecht und es ist absurd, Syrien, Russland, Kuba, Venezuela und viele andere Länder in blindem Gehorsam gegenüber der EU und den USA mit Embargos, Sanktionen und Blockaden zu überziehen. Es ist unrecht und es ist eine Abscheulichkeit gegenüber dem palästinensischen Volk, ja gegenüber der Menschheit, dass die Schweiz mit Israel noch immer, allen Verbrechen dieses Apartheidregimes zum Trotz, beste Beziehungen pflegt.
Daher fordern wir hier und jetzt von der Schweizer Regierung:
- Den Abbruch aller Beziehungen mit Israel, auf wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, und vor allem auf militärischer Ebene!
- Wir fordern die Anerkennung des palästinensischen Staates in den von der UNO garantierten Grenzen von 1947!
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde, ich schliesse meinen Beitrag mit einem Wort von Erich Fried, einem jüdisch-deutschen Poeten und einem aufrechten, leider viel zu früh verstorbenen Antizionisten. Erschienen ist Frieds Gedicht «Ein Jude an die zionistischen Kämpfer» 1988 im Rahmen seines Gedichtzyklus «Höre, Israel». Fried sagt da:
«Wollt jetzt wirklich ihr die neue Gestapo seindie neue Wehrmacht
die neue SA und SS
und aus den Palästinensern
die neuen Juden machen?»
Frieds Gedicht hat in den fast 40 Jahren seit es erschienen ist, nichts von seiner Brisanz verloren. Sein eindringlicher Aufruf aus einem andern seiner Gedichte ebenso wenig:
«Ein Mensch / der ein Mensch ist / kann nicht schweigen / zu dem, was geschieht.»
Deswegen:
Freiheit für Palästina!
Stoppt den Genozid!
From the river to the sea, Palestine will be free!
___
1 Markus Heizmann ist per E-Mail über das Bündnis gegen Krieg erreichbar.
2 https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(24)01169-3/fulltext (Letzter Zugriff Oktober 2024)
3 https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/juedischer-genozid-forscher-richtet-schwere-vorwuerfe-an-israel?partId=12676286 (letzter Zugriff Oktober 2024) Laut Wikipedia ist Omer Bartov, Historiker und Professor für Holocaust- und Völkermordstudien an der Brown University in Providence, Rode Island, USA. Bartov gehört zu den «weltweit führenden Holocaust-Forschern» und gilt als massgebender Experte für Völkermordstudien.