BRICS wächst und nimmt Indonesien als Mitglied auf – das Land mit der viertgrössten Bevölkerung und der siebtgrössten Wirtschaft der Welt
BRICS wächst weiter. Indonesien, das Land mit der viertgrössten Bevölkerung und der siebtgrössten Wirtschaft der Welt, wurde als neues Vollmitglied aufgenommen. Die BRICS haben jetzt 10 Mitglieder und 8 Partner. Auf sie entfallen 41,4 Prozent des globalen BIP (KKP) und die Hälfte der Weltbevölkerung.
von BEN NORTON, 7. Januar 2025
Die vom Globalen Süden geführte Organisation BRICS hat sich erneut erweitert.
Indonesien, das grösste Land Südostasiens, ist offiziell als Vollmitglied in die Gruppe eingetreten.
Indonesien ist das Land mit der viertgrössten Bevölkerung und der siebtgrössten Wirtschaft der Welt.
BRICS hat jetzt 10 Vollmitglieder:
- Brasilien
- Russland
- Indien
- China
- Südafrika
- Ägypten
- Äthiopien
- Indonesien
- Iran
- Vereinigte Arabische Emirate
Weitere acht Länder wurden im Januar 2025 BRICS-Partner:
- Belarus
- Bolivien
- Kuba
- Kasachstan
- Malaysia
- Thailand
- Uganda
- Usbekistan
Die folgende Karte zeigt die BRICS-Mitglieder und -Partner; Stand: 6. Januar 2025:
BRICS macht 41,41Prozent des globalen BIP (KKP) aus
Laut den vom IWF im Oktober 2024 veröffentlichten Daten erwirtschaften die 18 BRICS-Mitglieder und -Partner 41,4 Prozent des weltweiten BIP, berechnet nach Kaufkraftparität (KKP).
Allein auf die 10 Vollmitglieder der BRICS entfielen im Jahr 2024 38,8 Prozent des globalen BIP (KKP).
Die BRICS-Länder haben einen deutlich grösseren Anteil an der Weltwirtschaft als die G7 – die Gruppe der sieben westlichen Länder, die den Grossteil der Welt kolonisiert haben.
Im Jahr 2024 entfielen auf die Mitglieder der G7 – Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten – insgesamt 29,08 Prozent des weltweiten BIP (KKP).
Auf die Mitglieder und Partner der BRICS-Staaten entfielen dagegen insgesamt 41,41 Prozent der Weltwirtschaft.
Indonesien: die einzige Nickel-Supermacht der Welt
Indonesiens Wirtschaft ist grösser als die des Vereinigten Königreichs und Frankreichs, die ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrats sind. Indonesien hat einen Anteil von 2,44 Prozent am weltweiten BIP, während das Vereinigte Königreich und Frankreich nur je 2,2 Prozent ausmachen.
Indonesien ist mit Abstand der grösste Nickelproduzent der Welt. Nickel ist ein wichtiges Mineral, das für erneuerbare Energietechnologien wie Batterien und Solarzellen benötigt wird.
In den letzten zehn Jahren hat die indonesische Regierung ein ehrgeiziges Industrialisierungsprogramm in Angriff genommen. Dank einer sorgfältigen staatlichen Planung und Industriepolitik hat Jakarta die Ausfuhr von Rohmineralien verboten. Mit Hilfe strategischer Investitionen chinesischer Staatsunternehmen und günstiger Kreditvergaben chinesischer Staatsbanken ist Indonesien in der Wertschöpfungskette aufgestiegen und verarbeitet Nickel im eigenen Land, anstatt das Erz lediglich zu exportieren.
Indem Indonesien im Produktionsprozess mehr Wert schöpfte, verfünffachte es seine Nickeleinnahmen von lediglich 6 Milliarden Dollar im Jahr 2013, als es nur Roherz exportierte, auf 30 Milliarden Dollar im Jahr 2022, als es das Mineral im Inland verarbeitete.
ASEAN bevorzugt China gegenüber den USA
China ist der wichtigste Handelspartner Indonesiens. Fast ein Viertel der indonesischen Exporte (22,58 Prozent) gingen 2022 nach China, und 28,52 Prozent der indonesischen Importe kamen aus China.
Auch für den Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) als Ganzes ist China der wichtigste Handelspartner.
Eine Umfrage aus dem Jahr 2024 ergab, dass eine knappe Mehrheit (50,5 Prozent) der Menschen im gesamten ASEAN sich lieber mit China als mit den Vereinigten Staaten verbünden würde, wenn sie sich für eine Seite entscheiden müssten.
In Indonesien bevorzugen 73,2 Prozent der Bevölkerung China, während sich nur 26,8 Prozent für die USA entscheiden würden.
Viele südostasiatische Länder haben sich der globalen Entdollarisierungsbewegung der BRICS-Staaten angeschlossen und suchen nach Alternativen zum Dollar und dem von den USA dominierten globalen Finanzsystem. Auf einem Gipfeltreffen im Jahr 2023 unterzeichneten die ASEAN-Mitglieder ein Abkommen zur verstärkten Verwendung lokaler Währungen bei grenzüberschreitenden Transaktionen und im regionalen Handel.
BRICS-Ziele: Die Institutionen der Weltordnungspolitik reformieren und die Zusammenarbeit mit dem Globalen Süden vertiefen
Auf ihrem Gipfeltreffen 2024 in Kasan, Russland, haben die BRICS einen umfassenden Plan zur Transformation des internationalen Währungs- und Finanzsystems verabschiedet, der den ehemals kolonisierten Ländern des Globalen Südens zugutekommen soll.
In seiner Funktion als Vorsitzender der BRICS im Jahr 2025 gab Brasilien am 6. Januar bekannt, dass Indonesien als Vollmitglied aufgenommen wurde.
Brasilia gab bekannt, dass Jakarta auf der BRICS-Konferenz 2023 in Johannesburg, Südafrika, eine Einladung zur Mitgliedschaft erhalten hatte, die indonesische Regierung aber darum bat, das Angebot bis nach den Präsidentschaftswahlen 2024 aufzuschieben.
Brasilien betonte, dass die wichtigsten Ziele der BRICS die «Reform der Institutionen der Weltordnungspolitik» und die «Vertiefung der Zusammenarbeit des Globalen Südens» seien.
Das chinesische Aussenministerium beglückwünschte Indonesien zu seinem Beitritt in die Organisation:
«Die BRICS sind eine wichtige Plattform zur Förderung der Solidarität und Zusammenarbeit des Globalen Südens und eine treibende Kraft bei der Reform des Weltordnungssystems. Die BRICS-Länder haben sich stets dem Multilateralismus, der Fairness und Gerechtigkeit sowie der gemeinsamen Entwicklung verpflichtet. Die jüngste Erweiterung der BRICS folgt dem historischen Trend des kollektiven Aufstiegs des Globalen Südens.»
Indonesiens historische Rolle in der antikolonialen Bewegung
Der Beitritt Indonesiens zu den BRICS hat angesichts der führenden Rolle, die das Land in der antikolonialen Bewegung in den 1950er und 60er Jahren gespielt hat, eine grosse symbolische Bedeutung.
Indonesiens linker antiimperialistischer Führer Sukarno unterstützte 1955 die Bandung-Konferenz und war 1961 Mitbegründer der Bewegung der Blockfreien Staaten.
Die Gründer der Bewegung der Blockfreien Staaten (von links nach rechts): Jawaharlal Nehru aus Indien, Kwame Nkrumah aus Ghana, Gamal Abdel Nasser aus Ägypten, Sukarno aus Indonesien und Josip Broz Tito aus Jugoslawien
Sukarno wurde 1965 durch einen von der CIA unterstützten Militärputsch gestürzt. Nach seinem Sturz verübte die rechte Militärdiktatur Indonesiens unter der Führung von General Suharto einen so genannten Politizid, einen politischen Genozid.
Mit Unterstützung der US-Regierung tötete die indonesische Militärjunta in den Jahren 1965 und 1966 zwischen ein und drei Millionen Linke, zerstörte die riesige Kommunistische Partei Indonesiens und massakrierte alle Personen, die beschuldigt wurden, mit dem Sozialismus zu sympathisieren.
Die Washington Post berichtete darüber 1990 in einem Artikel mit dem Titel «U.S. officials’ lists aided Indonesian bloodbath in ’60s» (Listen von US-Beamten unterstützten indonesisches Blutbad in den 60er Jahren). Die Zeitung schrieb:
Vor 25 Jahren gaben US-Beamte die Namen von Tausenden von Mitgliedern der Kommunistischen Partei Indonesiens an die Armee in Jakarta weiter, die damals Jagd auf die Linken machte und sie brutal ermordete, was als eines der schlimmsten Massaker des Jahrhunderts gebrandmarkt wurde, sagen ehemalige US-Diplomaten und CIA-Beamte.
Zum ersten Mal geben die Beamten zu, dass sie systematisch umfassende Listen kommunistischer Aktivisten in Indonesien, dem fünftbevölkerungsreichsten Land der Welt, zusammengestellt haben – von den höchsten Rängen bis hinunter zu den Dorfkadern. Über Monate hinweg wurden 5000 Namen an die dortige Armee übermittelt, wobei die Amerikaner später die Namen derjenigen abhakten, die getötet oder gefangen genommen worden waren, so die ehemaligen US-Beamten.
Die Morde waren Teil eines massiven Blutbades, durch das die Partai Komunis Indonesia (PKI) in Indonesien, einem südostasiatischen Archipel mit mehr als 13 500 Inseln, dezimiert wurde. Die PKI war damals mit 3 Millionen Mitgliedern die drittgrösste kommunistische Partei der Welt und genoss über angegliederte Organisationen – wie Arbeiter- und Jugendgruppen – die Loyalität von 17 Millionen Menschen.
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Benjamin (Ben) Norton ist ein investigativer Journalist und Analyst. Er ist der Gründer und Redakteur des Geopolitical Economy Report. Er hat mehrere Jahre in Lateinamerika gelebt und von dort berichtet. Heute lebt er in Peking, China.
Quelle: Geopolitical Economy Report. Übersetzt mit Hilfe von DeepL.