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Hunderte, wenn nicht Tausende solcher Zugänge zu unterirdischen Armee-Anlagen sind in helvetischen Wäldern versteckt. Diese hier soll laut Wikipedia der in den 1990er-Jahren aufgeflogenen Geheimarmee P-26 als Zentrallager gedient haben. Die P-26-Einheit wurde als Teil der Gladio-Struktur der Nato von Instruktoren des britischen Geheimdienstes ausgebildet.

Wie der MI6 die «neutrale» Schweiz infiltrierte

von KIT KLARENBERG, 26. Februar 2025

Am 25. Januar wurde der bekannte palästinensisch-amerikanische Journalist und Aktivist Ali Abunimah, Mitbegründer von Electronic Intifada, auf dem Weg zu einer Vortragsveranstaltung in der Schweiz von verdeckten Agenten gewaltsam festgenommen. Er verbrachte drei Tage und zwei Nächte im Gefängnis, völlig von der Aussenwelt abgeschnitten, und wurde währenddessen von lokalen Geheimdienstmitarbeitern des Verteidigungsministeriums verhört, ohne Zugang zu einem Anwalt zu erhalten oder überhaupt darüber informiert zu werden, warum er inhaftiert wurde. Anschliessend wurde Abunimah wie ein gefährlicher Gewaltverbrecher abgeschoben.

Abunimahs Leidensgeschichte löste einen breiten Aufschrei aus, nicht zuletzt, weil die Schweiz der älteste «neutrale» Staat der Welt ist. Berns scheinbar unerschütterliches Bekenntnis zu diesem Prinzip geht so weit, dass es sich zunächst weigerte, der UNO beizutreten, um seine Neutralität nicht zu gefährden, und erst im September 2002 nach einem öffentlichen Referendum Mitglied wurde. Ausserdem schneidet das Land in westlichen Menschenrechtsrankings regelmässig gut ab – wenn nicht sogar am besten – und hat ausländischen Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, die vor Unterdrückung fliehen, einen sicheren Zufluchtsort geboten.

Dass Abunimah aufgrund seiner unermüdlichen Solidarität mit Palästina auf so schamlose Weise politisch verfolgt und rücksichtslos behandelt wurde, steht in krassem Widerspruch zur Neutralität der Schweiz. Das Gleiche gilt für die geheime, weitgehend unbekannte Beteiligung der Schweiz an der Operation Gladio. Im Rahmen dieser monströsen Verschwörung während des Kalten Krieges bauten die CIA und der MI6 Untergrundarmeen aus faschistischen Paramilitärs auf, die in ganz Europa Chaos anrichteten und unter falscher Flagge Terroranschläge, Raubüberfälle und Attentate verübten, um die Linke zu diskreditieren, rechtsgerichtete Regierungen zu installieren und brutale Razzien gegen Andersdenkende zu rechtfertigen.

Die Gladio-Einheit der Schweiz war als Projekt 26 bekannt, wobei sich die Ziffern auf die Anzahl Kantone des Landes beziehen. Ihre Existenz wurde im November 1990 aufgedeckt, als Ergebnis einer Untersuchung des Schweizer Parlaments, die Monate zuvor eingeleitet worden war und mit dem Fall nichts zu tun hatte. Anlass für diese Untersuchung war die Tatsache, dass lokale Sicherheitsdienste während des Kalten Krieges detaillierte Geheimakten über 900 000 Bürger, fast ein Siebtel der Gesamtbevölkerung des Landes, geführt hatten.

Die Untersuchung ergab, dass P-26 im selben Zeitraum «ausserhalb der politischen Kontrolle» operierte und sich speziell auf «innere Subversion» konzentrierte. Die Mitgliederzahl belief sich auf etwa 400, von denen «die meisten» «Experten» für «Waffen, Telekommunikation und psychologische Kriegsführung» waren. Die Einheit unterhielt ausserdem «ein Netzwerk von hauptsächlich unterirdischen Anlagen in der ganzen Schweiz» und wurde von «einem privaten Bürger kommandiert, der die Truppe mobilisieren konnte, ohne [die] Armee oder Regierung zu konsultieren». Die Parlamentarier gelangten ausserdem zu dem Schluss, dass P-26 «mit einem nicht identifizierten NATO-Land zusammenarbeitete».

Es dauerte einige Zeit, bis bestätigt wurde, dass es sich bei diesem «NATO-Land» um Grossbritannien handelte. Nachfolgende Untersuchungen warfen ein deutliches Licht auf Londons unheilvolle Beziehung zu P-26 und die Rolle der Einheit innerhalb der umfassenderen Gladio-Verschwörung. Über das Ausmass ihrer Aktivitäten bleibt vieles unbekannt und wird höchstwahrscheinlich nie ans Licht kommen. Obwohl P-26 nach seiner Aufdeckung offiziell aufgelöst wurde, deutet die jüngste Verfolgung von Ali Abunimah stark darauf hin, dass der MI6 auch heute noch im Verborgenen Einfluss auf die Politik, den Geheimdienst, das Militär und den Sicherheitsapparat der Schweiz ausübt.

«Ein Skandal»

Die Entdeckung von P-26 führte zu einer gezielten Untersuchung des «Stay-behind»-Netzwerks in der Schweiz unter der Leitung des örtlichen Richters Pierre Cornu. Erst im April 2018 wurde eine gekürzte Version seines 100-seitigen Berichts auf Französisch veröffentlicht. Eine englische Übersetzung gibt es bis heute nicht, und ein mehrseitiger Abschnitt über die Beziehung von P-26 zum US-amerikanischen und britischen Geheimdienst ist vollständig geschwärzt. Gleichwohl bestätigte der Bericht, dass die Agenten der Einheit in Grossbritannien – dem geheimen «Hauptquartier» von Gladio – ausgebildet wurden und in regelmässigem, verdecktem Kontakt mit der Londoner Botschaft in Bern standen.

Zensierter Auszug aus Cornus Bericht über die Beziehung von P-26 zur CIA und zum MI6

Seltsamerweise erwies sich eine 13-seitige Zusammenfassung von Cornus Bericht, die im September 1991 veröffentlicht wurde, als weitaus aufschlussreicher. Darin wurde festgestellt, dass der britische Geheimdienst «eng mit P-26 zusammenarbeitete» und seine Militanten «regelmässig» in «Kampf, Kommunikation und Sabotage» auf heimischem Boden unterrichtete. Britische Berater – wahrscheinlich SAS-Kämpfer – besuchten auch geheime Militäreinrichtungen in der Schweiz. Zwischen der Geheimorganisation und London wurden zahlreiche formelle Vereinbarungen unterzeichnet, zuletzt 1987. Sie betrafen die Ausbildung sowie die Lieferung von Waffen und anderen Ausrüstungsgegenständen.

Ein geheimer P-26-Bunker in Bern

Die Zusammenarbeit zwischen dem britischen Geheimdienst und P-26 wurde als «intensiv» beschrieben, und die Zusammenfassung übte scharfe Kritik an dieser geheimen Verbindung, die jeglicher «politischen oder rechtlichen Legitimität» oder Aufsicht entbehre und daher aus demokratischer Sicht «untragbar» sei. Bis zur Aufdeckung von P-26 im November 1990 wussten gewählte Schweizer Beamte angeblich nichts von der Existenz der Einheit, geschweige denn von ihren Operationen. «Es ist alarmierend, dass [der MI6] mehr über P-26 wusste als die Schweizer Regierung», heisst es in der Zusammenfassung.

P-26 wurde überdies von P-27 unterstützt, einer privaten, von ausländischen Geldgebern finanzierten Spionageagentur, die teilweise von einer Eliteeinheit des Schweizer Militärgeheimdienstes finanziert wurde. Letztere war für die Überwachung und das Anlegen von Akten über «verdächtige Personen» im Land verantwortlich, darunter «Linke», «Plakatkleber», Zeugen Jehovas, Bürger mit «abnormalen Neigungen» und Anti-Atomkraft-Demonstranten. Wofür diese Informationen verwendet wurden, ist nicht klar. Viele Dokumente, die die Aktivitäten von P-26 und P-27 sowie die Koordination der beiden mit dem britischen Geheimdienst detailliert beschreiben, konnten offenbar nicht gefunden werden, als Cornu seine Untersuchung durchführte.

Ein Schweizer Soldat besichtigt einen geheimen P-26-Bunker

Um die Angelegenheit noch weiter zu verschleiern, wurde im Februar 2018 bestätigt, dass 27 separate Ordner und Dossiers, die während der Untersuchung von Cornu zusammengetragen worden waren, auf mysteriöse Weise verschwanden. Noch heute häufen sich die Vermutungen, dass diese Fundgrube absichtlich verlegt oder vollständig vernichtet wurde, um peinliche Enthüllungen über die Beziehungen der «neutralen» Schweiz zu den Geheimdiensten der USA und Grossbritanniens sowie zur NATO zu verhindern. Damals erklärte Josef Lang, ein linksgerichteter ehemaliger Schweizer Politiker und Historiker, der sich seit langem für die Veröffentlichung des Cornu-Berichts in ungekürzter Fassung einsetzt:

«Es gibt drei Möglichkeiten: Die Papiere wurden geschreddert, versteckt oder sind verloren gegangen, in dieser Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit. Aber selbst wenn die harmloseste Option der Fall ist, ist es immer noch ein Skandal.»

«Geheime Netzwerke»

Der ungelöste Mord an Herbert Alboth untermauert die Schlussfolgerung, dass zwielichtige Elemente innerhalb und ausserhalb der Schweiz entschlossen waren, gewisse Fakten über die Beteiligung des Landes an der Operation Gladio niemals bekannt werden zu lassen. Ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter, der in den frühen 1970er Jahren die «Stay-behind»-Einheit befehligte, versprach dem damaligen Verteidigungsminister Kaspar Villiger im März 1990 in einem geheimen Schreiben, dass er «als Insider» «die ganze Wahrheit» über P-26 offenbaren könne. Das war genau zu dem Zeitpunkt, als Schweizer Parlamentarier begannen, die heimliche Aktenführung über «Subversive» zu untersuchen.

Alboth hatte nie die Gelegenheit, auszusagen. Einen Monat später wurde er tot in seiner Berner Wohnung aufgefunden, nachdem er wiederholt mit seinem eigenen Militärbajonett in den Bauch gestochen worden war. In zeitgenössischen Medienberichten wurde festgestellt, dass eine Reihe unleserlicher Zeichen mit einem Filzstift auf seine Brust gekritzelt worden waren, was die Polizei vor ein Rätsel stellte. In seiner Wohnung lagen Fotos von hochrangigen P-26-Mitgliedern, Unterlagen zu «Stay-behind»-Schulungskursen, «Übungspläne mit konspirativem Charakter» sowie die Namen und Adressen von anderen Schweizer Spionen.

Am 22. November 1990, einen Tag nach der offiziellen Auflösung von P-26, verabschiedete das Europäische Parlament eine Resolution zur Operation Gladio. Darin wurden die damaligen Europäischen Gemeinschaften (EG) und alle ihre Mitgliedstaaten aufgefordert, offizielle Untersuchungen «über die Beschaffenheit, Struktur, Zielsetzung und alle anderen Aspekte dieser geheimen Organisationen oder Splittergruppen, ihren Einsatz zur illegalen Einmischung in die internen politischen Angelegenheiten der betreffenden Länder», ihre Beteiligung an «schwerwiegenden Fällen von Terrorismus und Kriminalität» und «geheime Absprachen» mit westlichen Spionageagenturen durchzuführen. In der Resolution wurde gewarnt:

«Diese Organisationen agierten und agieren auch weiterhin völlig ausserhalb des Gesetzes, da sie keiner parlamentarischen Kontrolle unterliegen und selbst die höchsten Regierungs- und Verfassungsorgane in diesen Angelegenheiten häufig im Dunkeln gelassen werden … Seit über 40 Jahren entzieht sich [Operation Gladio] jeglicher demokratischer Kontrolle und wird von den Geheimdiensten der betroffenen Staaten in Zusammenarbeit mit der NATO durchgeführt … Solche geheimen Netzwerke haben sich möglicherweise illegal in die internen politischen Angelegenheiten der Mitgliedstaaten eingemischt oder tun das noch immer.»

Doch abgesehen von formellen Untersuchungen in Belgien, Italien und der Schweiz kam es zu keinen weiteren substanziellen Ergebnissen. Heute stellt sich die Frage, ob die Konstellation der europäischen «Stay-Behind»-Armeen von Gladio jemals wirklich aufgelöst wurde und ob der britische Geheimdienst immer noch die Aktivitäten ausländischer Sicherheits‐ und Spionageagenturen unter den Augen gewählter Regierungen leitet. Angesichts der engen, aktiven Mittäterschaft Londons beim Völkermord im Gazastreifen und des immer weiter eskalierenden Krieges gegen die Solidarität mit Palästina im eigenen Land ist Ali Abunimah ein naheliegendes Ziel für den MI6.

So auch Richard Medhurst, ein unabhängiger Journalist und prominenter Antizionist, der in Grossbritannien geboren wurde und in Wien lebt. Er wurde im August 2024 bei seiner Ankunft am Londoner Flughafen Heathrow unter unsicheren Anschuldigungen im Zusammenhang mit der «Terrorismusbekämpfung» verhaftet. Am 3. Februar durchsuchten österreichische Polizeibeamte und Geheimdienstmitarbeiter seine Wohnung und sein Studio und beschlagnahmten viele seiner Besitztümer, darunter sein gesamtes journalistisches Material und seine Arbeitsmittel. Anschliessend wurde er stundenlang festgehalten und verhört. Medhurst hielt das nicht für einen Zufall und fragte die Beamten, ob London die Aktion angeordnet habe. Ein Beamter antwortete: «Nein, Grossbritannien spricht nicht mit uns.»

Zufälligerweise ist Österreich ein weiteres angeblich «neutrales» Land, das vom MI6 in die Operation Gladio verwickelt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg bewaffnete und trainierte der britische Geheimdienst eine lokale «Stay-Behind»-Zelle, die aus Tausenden ehemaligen SS-Angehörigen und Neonazis bestand. Die Einheit, die den unschuldigen Namen «Österreichischer Verband für Wandern, Sport und Gesellschaft» trug, arbeitete wie ihr Schweizer Pendant so geheim, dass «nur sehr, sehr hochrangige Politiker» davon wussten. Medhurst ist fest davon überzeugt, dass London hinter seiner andauernden Verfolgung steckt:

«Einige dieser österreichischen Anschuldigungen ähneln sehr den britischen … Ich glaube, das Ganze ist mit Grossbritannien abgesprochen … Die britische Polizei hat ein Graphene-OS-Gerät von mir beschlagnahmt, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie es knacken können … Ich nehme an, dass das der Grund ist, warum Grossbritannien die Österreicher gebeten hat, mich zu durchsuchen, alles mitzunehmen, was sie finden können, und diese massive Fahndung zu starten. In dem Durchsuchungsbefehl wird sogar meine Verhaftung in London erwähnt, um den Fall zu stützen.»

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Quelle: Global Delinquents. Übersetzt mit Hilfe von DeepL.