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Landwirte, die sich der AIKS und SKM angeschlossen haben, versammelten sich in Städten in ganz Indien, um gegen den Besuch von JD Vance zu protestieren. Foto: AIKS

Landwirte protestieren gegen Vances Besuch und die Öffnung Indiens für US-Agrarprodukte

Die indische Regierung steht unter starkem Druck, den indischen Markt für US-Agrarprodukte zu öffnen. Landwirte warnen, dass dieser Schritt eine Katastrophe für den ohnehin schon krisengeschüttelten Agrarsektor Indiens wäre.

Von ABDUL RAHMAN, 21. April 2025

Tausende Bauern und Arbeiter aus Städten und Dörfern in ganz Indien sind am Montag, dem 21. April, auf die Strasse gegangen, um gegen den Besuch des US-Vizepräsidenten JD Vance zu protestieren. Sie sagen, er sei gekommen, um ein Abkommen abzuschliessen, das für die Landwirtschaft und die Kleinindustrie Indiens eine Katastrophe bedeuten würde.

Vance traf am Montag im Rahmen eines viertägigen Besuchs des Landes in Neu-Delhi ein. Berichten zufolge ist das Hauptziel seines Besuchs, ein Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern abzuschliessen. Die Verhandlungen über das Abkommen laufen seit dem Besuch des indischen Premierministers Narendra Modi in den USA im Februar.

«Vance, geh zurück!»

Die Demonstranten versammelten sich in Dörfern und Bezirkshauptstädten in ganz Indien mit Plakaten und Transparenten, auf denen sie die Versäumnisse der indischen Regierung bei der Wahrung ihrer Interessen anprangerten, und skandierten Parolen wie «Vance, geh zurück!» und «Indien steht nicht zum Verkauf!». An einigen Orten verbrannten die Demonstranten auch Puppen, die Vance darstellten.

Die linke All India Kisan Sabha (AIKS), die grösste Bauernvereinigung des Landes, veröffentlichte am 18. April eine Erklärung, in der sie alle ihre Einheiten aufforderte, die «Vance go back»-Kampagne zu starten und sich gegen das geplante Handelsabkommen mit den USA zu stellen. AIKS bezeichnete das Abkommen als Verrat an den Interessen Indiens.

In der Erklärung der AIKS hiess es, Vances Besuch in Indien sei «Teil der Strategie, Druck auf den indischen Staat und die von Konzernen geführte herrschende Klasse auszuüben, damit sie nationale Interessen aufgeben und multinationalen Unternehmen exorbitante Gewinne ermöglichen».

«Der indische Premierminister hat vor den Forderungen des US-Präsidenten Donald Trump kapituliert und treibt die Pläne voran, tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse für US-Produkte, darunter auch Agrarprodukte, abzubauen», heisst es in der Erklärung.

Trump kündigte am 3. April im Rahmen des sogenannten «Reziprozitätszollregimes» seiner Regierung einen Zoll von 26 Prozent auf alle indischen Exporte in die USA an. Die Einführung der neuen Zollsätze wurde zwar um drei Monate verschoben, doch Trump behauptet schon seit langem, dass das Zollregime Indiens gegenüber US-Produkten unfair sei, und wirft dem Land vor, den Zugang zu den US-Märkten zu blockieren.

US-Handelsminister Howard Lutnick hat ausdrücklich betont, dass es Indien nicht erlaubt sein werde, seine Agrarmärkte geschlossen zu halten. Er hatte darauf hingewiesen, dass die Öffnung des indischen Agrarsektors für amerikanische Agrarprodukte ein zentrales Ziel des geplanten Handelsabkommens sei.

Surajit Mazumdar, Professor am Zentrum für Wirtschaftsstudien und Planung (CESP) der Universität Jawaharlal Nehru in Indien, erklärte jedoch gegenüber Peoples Dispatch, dass das Argument, «die USA würden aufgrund ihrer Beziehungen zu Indien den Kürzeren ziehen», widersinnig sei. «Wenn man Indien betrachtet und es hinsichtlich des Pro-Kopf-Einkommens mit den Vereinigten Staaten vergleicht, erreicht Indien etwa 5 Prozent des US-Niveaus. Die USA sind eine fortgeschrittene Wirtschaft, Indien hingegen ist immer noch eine relativ arme und unterentwickelte Wirtschaft.»

Eine Katastrophe für indische Bauern und Kleinunternehmen

AIKS warnt, dass die Öffnung des indischen Agrarsektors für US-Agrarprodukte der indischen Landwirtschaft, die sich bereits seit Jahren in einer Krise befindet, schaden und Millionen von Bauern sowie deren Familien in Mitleidenschaft ziehen würde. Ein Abkommen der von US-Vertretern beschriebenen Art würde insbesondere der indischen Milchwirtschaft den Todesstoss versetzen, so die AIKS.

«Die laufenden Verhandlungen sind ein bewusster Vorstoss, damit billigere Baumwolle, Sojabohnen, Mais, Äpfel usw. aus den USA in Indien zu Dumpingpreisen verkauft werden können, sodass der Markt buchstäblich überschwemmt wird. Das wird zu einem Preiseinbruch für indische Landwirte führen», sagte die AIKS.

AIKS befürchtet, dass sich ein solches Abkommen negativ auf den Kampf der Bauern auswirken würde, die sich gegen die Versuche der Regierung wehren, Konzerninteressen in die Landwirtschaft einzubringen. Ausserdem wurde die Sorge geäussert, dass es viel schwieriger werden könnte, einen gesetzlichen Mindeststützungspreis (MSP) für indische Agrarprodukte durchzusetzen, wenn US-Agrarprodukte den indischen Markt überschwemmen würden.

Vijoo Krishnan, Generalsekretär der AIKS und Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Indiens (Marxisten), erklärte am Sonntag in einer Videobotschaft, dass das Handelsabkommen mit den USA, sollte es wie geplant umgesetzt werden, die Krise der indischen Landwirtschaft und die Verschuldung der Bauern weiter verschärfen werde.

«In den letzten Jahren haben über 150 000 Bauern Selbstmord begangen, weil sie überschuldet waren. Dieses Phänomen könnte sich in Zukunft noch verstärken», wenn wir das Handelsabkommen mit den USA nicht stoppen, sagte Krishnan.

AIKS warnte auch davor, dass die Auswirkungen der Kapitulation Indiens vor Trumps Zollkrieg nicht auf den Agrarsektor beschränkt bleiben werden. «Die Interessen der KKMU (kleine, mittlere und Kleinstunternehmen) in verschiedenen Sektoren, von Generika bis hin zu Autoteilen, sowie Millionen von Menschen, die in diesen Sektoren arbeiten, werden ebenfalls stark betroffen sein.»

Sie forderte die indische Regierung auf, sich – wie es China, Kanada und Mexiko getan haben – für die Interessen der indischen Arbeiterklasse und Bauern einzusetzen und Trumps Zollkrieg entschlossen zurückzuweisen, statt die nationalen Interessen kampflos aufzugeben.
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Quelle: Peoples Dispatch. Übersetzt mit Hilfe von DeepL.