
Sic Transit Gloria Mundi
von WILLIAM SCHRYVER, 23. Mai 2025
Der unaufhaltsame Niedergang des amerikanischen Imperiums hat ein imperiales Paradoxon erreicht: Es kann entweder einen Krieg führen und untergehen oder keinen Krieg führen und untergehen.
Hier sind die Optionen:
China
Weder Südkorea noch Japan wollen etwas mit einem Krieg gegen China zu tun haben, nur die Philippinen sind dumm genug, mitzuspielen.
Die USA haben offenbar eine weitere Brigade aus Südkorea abgezogen. Sie werden in Zukunft weitere abziehen. Sie wissen genau, dass die Nordkoreaner die gesamte Halbinsel problemlos erobern könnten, wenn sie es wollten.
China und seine Nachbarmeere sind ein riesiger Ozean von den USA entfernt und die Fähigkeit des Landes, seine Nachbarmeere zu verteidigen, ist enorm und wächst ständig.
Das Pentagon muss verstehen, dass es in einem Krieg gegen China im Westpazifik die Logistik nicht aufrechterhalten kann. Das ist schlichtweg unmöglich. Wer anderer Meinung ist, sollte seine Grundrechenkenntnisse verbessern.
Iran
Im Kontext eines Krieges gegen den Iran ist die gesamte Geographie gegen die USA. Der Iran ist ein äusserst gebirgiges Land, das im Laufe der Jahrtausende gelernt hat, diese Berge zu seiner Verteidigung gegen potenzielle Eroberer zu nutzen.
Er kann eine zufriedenstellend gut ausgerüstete Millionenarmee aufstellen.
Im 21. Jahrhundert haben die Iraner gelernt, tiefe, stark befestigte Tunnel in ihre Berge zu graben.
Auch technologisch ist der Iran viel weiter fortgeschritten, als die meisten Menschen meinen. Das Land verfügt über beeindruckende Fähigkeiten, sowohl im Bereich der Offensiv- als auch der Defensivraketen. Es stellt eine weitaus grössere Herausforderung dar als es die Jemeniten in den letzten anderthalb Jahren schon waren.
Tatsächlich stellen sie eine nahezu ebenbürtige Herausforderung für die Machtprojektion der USA im Ausland dar.
Die US-Marine konnte im südlichen Roten Meer, im Golf von Aden, im Golf von Oman, in der Strasse von Hormus und im Persischen Golf nur unter extremem Risiko operieren.

Jeder US-Stützpunkt in der Region liegt in Reichweite iranischer Raketenangriffe.
Die US-Marine ist nachweislich nicht in der Lage, die Seelogistik in den Persischen Golf sicherzustellen. Ihr fehlen sowohl die Seetransportschiffe als auch die Fähigkeit, diese zu schützen.
Sie können nicht einmal das Bab-el-Mandab öffnen!
Russland
Aus geografischer und logistischer Sicht ist ein Krieg in der Ukraine gegen Russland der einzig annähernd vorstellbare.
Die USA verfügen zumindest bereits über Stützpunkte und Streitkräfte in Grossbritannien, Deutschland, Polen, Rumänien, Finnland und im baltischen Chihuahua-Fantasy-Land – und über etwas, das bislang als einigermassen sicherer Logistikweg in all diese Orte gedient hat.
Ob ein solcher Zustand in einem Kriegsszenario lange anhält, ist natürlich eine ganz andere Frage. Denn Russland verfügt heute zweifellos über die beeindruckendsten und kampferprobtesten Streitkräfte auf dem Planeten – zumindest im Hinblick auf einen Krieg, der vor seiner Haustür ausgetragen wird.
Wenn die USA also ein Imperium sind, das glaubt, es brauche einen Krieg, um zumindest seine kurzfristige Relevanz und seinen verblassenden Ruhm zu erhalten … nun, das sollten sie sich gut überlegen:
Sic Transit Gloria Mundi
[Für Nichtlateiner: «So vergeht der Ruhm der Welt.»]
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Der Text von William Schryver ist auf der Plattform Imetatronik für Geopolitik (Geschichte, Imperien und Krieg) Makroökonomie und Märkte, Musik, Fotografie erschienen. Übersetzt mit Hilfe des Chromium-Moduls.