Ein Reisebericht aus Venezuela
GBMP – soziokulturelle Quartierzentren
von Natalie Benelli
Tag 4: 14. April 2019 in Caracas
Im Hotel Meliá war heute Morgen die Sonntagsausgabe von «El Universal», einer der grössten Oppositionszeitungen, erhältlich.
Der Grossteil der Medien hier – Zeitungen, TV, Radio – gehören privaten Unternehmen. Die Regierung hat keinen Einfluss darauf, was sie publizieren. Wenn unsere Medien behaupten, in Venezuela gebe es keine Pressefreiheit, lügen sie. Zensur ist aufgrund der Besitzverhältnisse in der Medienlandschaft nicht möglich. Ein Problem, das Zeitungen aller politischer Ausrichtungen haben: Wegen der Sanktionen fehlt es zumal an Papier, um überhaupt Zeitungen zu drucken.
Am Nachmittag besuchen wir die Gran Base de Misiones de Paz Catia (GBMP) in Caracas. Die GBMP sind soziokulturelle Quartierzentren und Zentralen der Regierungsinitiative «Bewegung für Frieden und für das Leben» (movimiento por la paz y la vida), deren Ziel es ist, Jugendlichen aus den armutsbetroffenen Quartieren eine Alternative zur (Klein-)Kriminalität zu bieten. Obwohl Armut in den letzten 20 Jahren durch die Regierungsprogramme – die misiones – stark reduziert werden konnte, sind Kleinkriminalität und Banden nach wie vor ein verbreitetes Problem. Durch die internationalen Sanktionen wird die wirtschaftliche Situation zudem (gewollt) wieder verschärft. In der GBMP Catia gibt es auf fünf Stockwerken ein breites Angebot an sportlichen Installationen: Boxen, Fechten, Basketball, Tischtennis, Kraft- und Fitnessraum. Dazu Marktstände, an denen Handwerk verkauft wird und einen Raum für Gebärende, die vor der Niederkunft hier betreut werden. Auch SeniorInnen trifft man hier an, z. B. beim Dominospielen. Im Erdgeschoss befindet sich ein Kinderspielplatz, im 1. Stock ein Konferenzraum. Die geschlossenen Räume sind mit Klimaanlagen versehen, im Erdgeschoss und im obersten Stock zirkuliert eine angenehme Brise.
Kinder aus dem Quartier erhalten in der GBMP zu essen. In der Mensa werden täglich dreimal am Tag 250 Essen serviert. Alles ist sehr sauber und in gutem Zustand – und kostenlos. Eine lokale Radiostation sendet direkt aus der GBMP ins Quartier.
Auf der Fahrt zum «Cuartel de la montaña 4F», der letzten Ruhestätte von Hugo Chávez, kommen wir an einem Baseballstadion vorbei, in dem Kinder am Trainieren und Spielen sind – in richtigen Baseballuniformen, wie sich das gehört. So sieht keine humanitäre Krise aus.
Weiter zum Bericht über den Tag 5
Zurück zum Bericht über den Tag 3