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China 1949–2024, ein Dreiviertel­jahrhundert Erfolg durch marxistische Führung

In China wird weiterhin in grossen Schritten die sozialistische Pflicht erfüllt, materielle und geistige Bedingungen für eine Entwicklung der Produktivkräfte als wesentliche Voraussetzung für die Überwindung der Armut zu schaffen. Das ist einer der vielen Eindrücke, die Davide Rossi aus dem Land der Mitte nach Hause nehmen konnte. Er war bei den Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Volksrepublik dabei und erlebte ein chinesisches Volk, das auf das Geleistete mit Recht stolz ist.

Davide Rossi

von
Davide Rossi1

Nach ein paar Tagen mit Bewölkung und manchmal sogar ein paar Regentropfen, scheint am Morgen des 1. Oktober 2024 die Sonne auf Peking, getragen von einem kräftigen Wind, der so frisch ist wie seine mongolisch-sibirische Herkunft. In den Parks komponieren Gruppen älterer Menschen ab den frühen Morgenstunden mit ihren Körpern die wunderbaren Harmonien traditioneller Gymnastik, andere tanzen mit gleicher Anmut zu den Akkorden von Volksmusik, und einige singen patriotische Lieder, wobei sich Frauen und Männer abwechseln und dann im Gesang wieder verschmelzen. Viele Menschen jeden Alters schwenken die Flagge ihrer Nation, einige Mädchen haben sie sich in Form eines Herzens mit Sternen auf die Wangen gemalt. Zu diesem Anlass wurden an den Ecken der Hauptstrassen, auf den Plätzen und in den Parks riesige Blumenkompositionen aufgestellt, die den unterschiedlichsten Themen gewidmet sind: von der Solidarität gegenüber älteren Menschen bis hin zur Inklusion von Behinderten. Am meisten fotografiert werden jedoch jene Motive, die den Taikonauten, also den Eroberern des Weltraums, gewidmet sind (während sie bei den Amerikanern Astronauten und bei den Russen Kosmonauten genannt werden, ziehen die Chinesen, übersetzt, die Bezeichnung «Himmelswanderer», also «Taikonauten», vor).

Das Fernsehen sendet seit Tagen im Hinblick auf die Feier zum 75. Jahrestag der Volksrepublik: Interviews mit Personen, die damals dabei waren, oft Soldaten, folgen aufeinander. Denn dieser grundlegende politische Akt hatte auch das Ende des Bürgerkriegs gegen die Nationalisten besiegelt. Berichte und Reportagen widmen sich den jungen Menschen, aus denen Heer, Marine und Luftwaffe bestehen, wieder andere befassen sich mit dem grossen Engagement der Arbeiter in der industriellen Produktion oder in der Landwirtschaft bei der Gewährleistung der Ernährungssouveränität und Selbstversorgung einer Nation mit einer Milliarde und vierhundert Millionen Einwohnern. Ausserdem wird eine Flut historischer Filme ausgestrahlt, alle dem Kampf um die Unabhängigkeit gewidmet, von grosser künstlerischer Qualität und mit Schauspielern, die eine beeindruckende Ähnlichkeit mit den Führungspersönlichkeiten haben, die den Kampf angeführt hatten und später zu Vaterfiguren des Landes wurden, von Mao Ze Dong bis Deng Xiaoping, von Zhou Enlai bis Zhu De, von Liu Shaoqi Song Qingling, der Witwe von Sun Yat Sen.

Der Platz des Himmlischen Friedens ist zu den Feierlichkeiten voll besetzt.

Die ganz grosse Parade ist diesmal nicht auf dem Programm, da sie traditionell nur anlässlich des 10er-Jubiläums abgehalten wird und neben einer grossen und farbenfrohen Beteiligung des Volkes jeweils auch der militärischen Stärke Ausdruck verleiht. In den gegenwärtig schwierigen Zeiten zieht es die chinesische Regierung vor, ihre konsequente Haltung zu Frieden und Diplomatie in den Vordergrund zu stellen, aber auch zu zeigen, dass sie für alle Eventualitäten gewappnet ist.

Währenddessen – zur Stunde, da die zionistische Gewalt in Palästina, im Jemen und im Libanon wieder Opfer forderte und sogar den politischen Führer der Hisbollah, Hasan Nasrallah, und den angesehenen Scheich Nabil Al Qauq tötete – rief Aussenminister Wang Yi von der Tribüne der Vereinten Nationen aus zu Frieden und Gerechtigkeit statt Bomben und Tod auf und bekräftigte die Notwendigkeit der Schaffung eines Staates Palästina.

Am Sonntag, 29. September, zeichnete Präsident Xi Jinping im Gebäude des Nationalen Volkskongresses Veteranen der Republik und internationale Freunde, die – in seinen Worten – einen aussergewöhnlichen Beitrag zur Entwicklung Chinas und zur Förderung der Freundschaft zwischen den Völkern geleistet haben, aus. Darunter war auch die ehemalige brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff. Sie arbeitet jetzt in Shanghai an der Spitze der New Development Bank, die in alle Länder des globalen Südens investiert. Zu den Geehrten gehörte auch der Italiener Oliviero Diliberto, der an der Ausarbeitung des chinesischen Zivilgesetzbuchs mitgewirkt hat. Am Montag, 30. September, legten Präsident Xi Jinping und mit ihm mehrere Führer der Kommunistischen Partei Chinas und der Regierung auf dem Platz des Himmlischen Friedens Kränze zu Ehren der Helden des Volkes nieder. Am Dienstag, 1. Oktober, als die Sterne noch am Himmel leuchteten, war der Platz voller Frauen, Männer und Kinder aus der Hauptstadt, aber auch aus allen Ecken dieser riesigen Nation. Schon am Morgen um sechs Uhr begleiteten sie das Hissen der Flagge, indem sie voller Überzeugung die Nationalhymne sangen. Und bei Sonnenuntergang, als die Flagge wieder eingezogen wurde, wiederholte sich die Zeremonie.

Glücklicherweise ist die chinesisch-russische Freundschaft zunehmend «monolithisch», wie der koreanische Volksmund das nennen würde: Die Medien erinnern an die Geburt der Volksrepublik. Und sie vergessen dabei auch den Beitrag nicht, den die internationale kommunistische Bewegung und der Mann, von dem sie damals geführt wurde, der Genosse Josef Stalin, dabei leisteten. Es geschah dann, als ich einen Lebensmittelladen betrat: Ich höre aus dem Radio die chinesische Version von «Podmoskovnye večera», der Weltjugendhymne der Moskauer Festspiele 1957. Und ich ertappe mich, wie ich sie mitsinge, auf Russisch, und die Anwesenden in ihrer eigenen Sprache, in festlicher Stimmung.

Der allgemeine Wohlstand ist überall sichtbar, ein Zeichen dafür, wie sehr die Pflicht des Sozialismus gerade darin besteht, die materiellen und geistigen Bedingungen für die Entwicklung der Produktivkräfte zu schaffen, als wesentliche Voraussetzung für die Überwindung der Armut. Die zukunftsweisenden technologischen Errungenschaften, von der Telefonie bis zum öffentlichen und privaten Verkehr, die weltweite Vorrangstellung auf wirtschaftlichem, wissenschaftlichem und militärischem Gebiet, all das erfüllt dieses Volk mit berechtigtem Stolz. In einem Dreivierteljahrhundert hat es China unter der Führung der Marxisten wieder in den Mittelpunkt der Welt gestellt hat und damit eine tragische Zeit beendet, die Mitte des 19. Jahrhunderts begann und ein Jahrhundert lang andauerte und nur Hunger, Elend, Spaltungen sowie Unterwerfung unter fremde Interessen hervorgebracht hatte.

Ich verlasse Peking, während sich grosse Begeisterung für den nächsten Schritt auf dem Weg zur Landung chinesischer Frauen und Männer auf dem Mond breit macht: Der Raumanzug, mit dem die Taikonauten hoffentlich Ende 2029 den Mondboden betreten werden, wurde vorgestellt. Unterdessen zeigt die grosse Uhr im Hauptbahnhof weiterhin die Stunden an, indem sie die ersten Töne von «Der Osten ist rot» spielt. Ich kann mir vorstellen, dass dies schon seit den fernen Zeiten der Fall ist, als dieses beliebte und politische Lied fast eine zweite Hymne war für diese riesige Nation. Heute geht es um den grundlegenden Beitrag des sozialistischen Chinas zum Aufbau einer multipolaren Welt des Friedens, in der die Menschheit nach ständigem Fortschritt auf der Grundlage von Zusammenarbeit und gegenseitigem Respekt strebt, um eine menschliche Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft zu schaffen, wie es Präsident Xi Jinping immer wieder mit guten Gründen bekräftigt hat. Ich bin mir sicher, dass dies für das Schicksal dieses 21. Jahrhunderts von ebenso grosser politischer Bedeutung ist.
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1 Davide Rossi, ausgebildeter Historiker, ist Lehrer und Journalist. In Mailand leitet er das Studienzentrum «Anna Seghers» und ist Mitglied der Foreign Press Association Mailand.
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Der Text wurde am 10. Oktober 2024 erstmals auf sinistra.ch aufgeschaltet. Übersetzt wurde er mit Hilfe von DeepL (kostenlose Version).