Transnationale Nahrungsmittelkonzerne: imperialistisch, reaktionär, chauvinistisch.
Die ausbeuterische Natur des kapitalistischen Systems bildet die Ursache für die ungeheuren Probleme auf dem Gebiet der Lebensmittelversorgung rund um den Erdball. Der Kapitalismus treibt Millionen von Bauernfamilien in den Ruin, er verschärft die Ausbeutung der Arbeiter und der Völker, er verschwendet die natürlichen Rohstoffe und nimmt keine Rücksicht auf die Umweltschäden. Innerhalb weniger Monate haben sich die Weltmarktpreise für Milch und Reis nahezu verdoppelt. Die Preise vieler Grundnahrungsmittel wie Speiseöl, Teigwaren, Mehl sind um fast 50% gestiegen.
In vielen Ländern fällt diese Preisexplosion der Nahrungsmittel zusammen mit massiven Einbussen auf der Einkommensseite der betroffenen Bevölkerungsklassen. Die Löhne und Altersrenten fallen oder werden in einer fallenden Währung ausbezahlt. Wie eine Rakete abgehoben haben die Preise für Milchpulver, den Grundstoff im internationalen Milchhandel.
An der Warenterminbörse in Chicago explodieren die Preise im Futures-Handel. Das Geschäft mit dem Hunger trägt schon heute fette Profite ein und die Aussicht, dass der Hunger in den nächsten Monaten und Jahren im Weltmassstab rasant zunimmt, lockt die Investoren und ihre Meute, Unsummen von Geldern in entsprechende Spekulationsgeschäfte und Wertpapiere anzulegen. Mit dieser Aufstockung vergrössert sich eine schon gewaltige Kapitalmasse, welche ihre Profite nicht anders als durch Spekulation auf den Hunger sichern kann; eine organisierte Kapitalmasse, welche ihrer verbrecherischen Natur und ihren Zielen eine menschenfeindliche Hunger- und Kriegspolitik betreibt.
Im Wirtschaftlichen am meisten imperialistisch
Die transnationalen Lebensmittelkonzerne und die Börsengeschäfte auf dem Weltmarkt der Grundnahrungsmittel gehören heute zu den gefährlichsten Messern des Imperialismus. Die Abschnürung von der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern ist ein altbekanntes Mittel der Politik, um ein Land zur Aufgabe zu zwingen oder um es zu schwächen und sturmreif zu machen. Durch ihre Kontrolle über die internationalen Lebensmittelflüsse und über internationale Organisationen bauen sich die Imperialisten diese Waffe immer mehr aus. Die strategischen Interessen aller Imperialisten fallen zusammen mit den besonderen Interessen der Agrar-, Agrochemie, Handelskonzerne und der Grossgrundbesitzer. Alle diese Interessen verbünden sich und gehen dahin, dass es den Ländern dieser Welt und ihren Bauern und Arbeitern verunmöglicht und verboten wird, zu produzieren und zu verzehren, ausser sie unterwerfen sich der Kapitalherrschaft und der Tributpflicht. Der Imperialismus zerstört die Souveränität der Lönder und Völker auf dem Gebiet des Essens und Trinkens.
Im Politischen am reaktionärsten
Der reaktionäre Charakter des Imperialismus äussert sich darin, dass er den gesellschaftlichen Fortschritt bekämpft. Unter reaktionär ist konkrete eine Politik zu verstehen, die sich gegen die sozialen Errungenschaften der neueren Zeit wendet und die demokratischen Rechte abschaffen will. Reaktionär sind ausnahmslos alle Regierungen und Parlamente der EU-Länder, denn alle wollen die Demokratie in der Verfassungsgebung abschaffen.
In vielen Gebieten der Welt werden Kleinproduzenten von ihren Parzellen vertrieben. Durch äussere und innere Kriege, durch Landraub, durch Umweltzerstörung, durch Plünderung, und nicht zuletzt durch volksfeindliche Politiken der Regierungen, welche sich als Marionetten der Imperialisten hergeben, um in dieser Rolle die Privilegien einer kleinen einheimischen Oligarchie besser verteidigen zu können. Sie setzen die gegen die Entwicklung von ärmeren Länder gerichteten Vorschriften des internationalen Finanzkapitals gegen ihre eigenen Landsleute durch. Die Stärkung der feudalen Reaktion und faschistischer Machthaber durch die Imperialisten hat eine lange Geschichte. Viele Kapitel wurden durch Lebensmittelkonzerne und grosses Agrarkapital geschrieben. Wie Marx im 1. Band des Kapitals ankündigte, “wird eine neue, den Hauptsitzen des Maschinenbetriebs entsprechende internationale Teilung der Arbeit geschaffen, die einen Teil des Erdballs in vorzugsweis agrikoles Produktionsfeld füdern als vorzugsweis industrielles Produktionsfeld umwandelt.” (MEW 23, S. 475). Dieser Prozess ist verbunden mit der imperialistischen Politik zur Aufrichtung und Aufrechterhaltung reaktionärer politische und kultureller Zustände in den unterdrückten Ländern.
Neben den Zweigen des Menschen- und Organhandels, des internationalen Drogenhandels, des militärisch-industriellen Komplexes (darunter Rüstungsgeschäft, “Sicherheits”-Branche) und neben den Erdölmultis haben wir es bei den Lebensmittelgiganten mit einer der aggressivsten und menschenfeindlichsten Abteilungen des internationalen Finanzkapitals zu tun. Während der Kapitalismus im Profitbereich um die 5% sich damit zufrieden geben kann, die sozialen Fortschritte zu bremsen und demokratischen Errungenschaft der letzten Jahrhunderte zu beseitigen, sind es gerade diese Branchen, die den Rückschritt um Jahrtausende anpeilen, die dem Menschen buchstäblich zu Leibe rücken, und die das Rad der Geschichte buchstäblich bis zum Kannibalismus zurück drehen wollen.
Dass die Lebensmittel-Multis in diesen Zusammenhang gehören, findet seinen politischen Ausdruck in einem Wort des früheren US-Staatssekretärs für Landwirtschaft John Block, laut welchem die Hungerwaffe zur mächtigsten Waffe in der Hand der Imperialisten ausgebaut werden soll.
Im Ideenkampf am meisten chauvinistisch
Millionen verhungern obwohl alle technisch notwendigen Mittel und Kapazitäten vorhanden sind, um sie zu ernähren. Angesichts der Ungeheuerlichkeit dieser Tatsache, wird sie von den durch die durch bürgerlich beherrschten Mittel der sozialen Kommunikation zugedeckt und entstellt. Seit Beginn der Preisexplosionen an den Chicagoer Börsen verbreiten die Massenmittel des Grosskapitals die Erklärung, dass die Wurzel des Öbels im wachsenden Proteinbedarf der Chinesen liege. Die deutsche Kanzlerin hat diese Theorie offiziell übernommen und beschuldigt die Entwicklungsländer eine falschen Politik. Entsprechende Erklärungen gab Angela Merkel ab, um sich gegen Vorwürfe aus kirchlichen Kreisen und Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, von Umwelts- und Menschenrechtsorganisationen zu verteidigen, welche sich gegen das kürzlich unterzeichnete deutsch-brasilianische Handelsabkommen über Biosprit aussprechen.
Der Chauvinismus ist natürlich ein Mittel, um die Völker gegeneinander zu verhetzen und um das friedliche Zusammenleben verschiedener Nationalitäten und Religionen in einem Volke nicht zuzulassen. Dabei wechselt der Chauvinismus seine Freunde und Feinde nach taktischem Bedarf. Die deutsche Rechte hat ihren Erbhass auf die Franzosen abgelegt und einige ihrer traditionellen Feindbilder abgeschwächt. Aber China ist immer noch gut als Prügelknabe. Der Chauvinismus behauptet, dass “wir” (dieses Wort kann je nach Ort, Zeit und Horizont des Chauvinisten die Schweiz, alle Deutsch sprechenden, die EU-Länder, die Christenheit, alle Weissen usw. einschliessen) anders und einzigartig seien und daher berechtigt und verpflichtet, andere als minderwertig zu behandeln.
Die Monopolherren der Welternährung stärken heute die chauvinistischen Ideologien, um die verbrecherische Klassennatur der imperialistischen Wirtschaft und Politik allgemein, und besonders ihre eigene Rolle im Spiel der kapitalistischen Widersprüche zu vertuschen. Der Chauvinismus dient dem Zweck, die Unzufriedenheit der Massen über ihre ausgebeutete und gedrückte Klassenlage auf Sündenböcke abzulenken und den aggressiven aussenpolitischen Plänen der Imperialisten dienstbar zu machen.
(mh/20.05.08)