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Hysterische Reaktionen im Tessin auf Kritiken an Israel und seinen Kriegsverbrechern

Aus sinistra.ch – Die Wut, mit welcher die Stellungnahme der Kommunistischen Partei gegen den gestrigen Auftritt in Lugano der israelischen Ex-Ministerin Tsipi Livni aufgenommen wurde, gibt zu Bedenken Anlass. Erinnern wir uns, dass Livni im Januar aus Furcht vor einer Verhaftung nicht nach Belgien reisen konnte: über ihr schwebt in der Tat die schwerwiegende Anklage wegen Kriegsverbrechen, weil sie Befehle zur Militäroperation gegen den Gazastreifen im Jahre 2008 erteilte, die 1000 arabische Zivilisten, darunter 400 Kinder, das Leben gekostet hat, getötet durch Phosphorbomben. Eine Anklage, von der ein Grossteil der Tessiner Presse nicht einmal sprechen wollte, als sie sich dennoch über die Organisation BDS Schweiz empörte, welche die Kampagne zum Boykott gegen das zionistische Kapital leitet.

Die Kommunistische Partei hatte ein rein politisches Problem aufgeworfen: ist es angebracht, dass die Staatsbank des Kantons Tessin einen privaten Anlass sponsert, an welchem eine Person auftritt, die wegen Kriegsverbrechen angeklagt und in anderen Ländern Europas unerwünscht ist? Die Frage scheint ausgewogen und legitim, aber die Reaktionen eines wichtigen Sektors der Tessiner Politik und Wirtschaft fielen an der Grenze zum Hysterischen aus. Dabei ging niemand auf den Inhalt der Interpellation des kommunistischen Abgeordneten Massimiliano Ay ein, aber jeder wollte seine eigene Unterstützung für den jüdischen Staat hinausschreien und verurteilte a priori die Haltung der Kommunistischen Partei, als ob Israel eine unantastbare “heilige Kuh” wäre.

Sobald man Israel im Kanton Tessin kritisiert, bricht der Teufel los und alle Politiker – von rechts bis links – wetteifern in Lobspenden an Tel Aviv und demonstrieren ihre Ergebenheit bis an die Grenze des Peinlichen. Im Kongresspalast sah man tatsächlich nicht nur den Bürgermeister von Lugano Marco Borradori (Lega), sondern auch dessen sozialdemokratischen Amtskollegen von Bellinzona Mario Branda. Um nicht vom liberalen Staatsrat Christian Vitta zu sprechen, der als kantonaler Wirtschaftsminister überdies den sperrigen Gast zu Gesprächen über den bilateralen Handel traf; wenn Israel lange Zeit durch das gewohnte Cliché als ‘einzige Demokratie des Nahen Ostens’ definiert wurde, so ist es heute eine ‘start-up nation’ geworden, kurzum ein Herd für Innovation und Forschung.

Nichts was zu erstaunen vermöchte: nicht nur ist im Tessin das zionistische Kapital sehr gut vertreten, und die Schweizer Armee ist mit israelischen eng verbündet, aber sogar in der schweizerischen Linken bestehen nicht immer klare Verhältnisse, worauf ein vor Jahren auf diesem Portal erschienener Artikel (“Gavriel Pinson und die Konfusion an der Macht in der PdA Schweiz”) hinwies.

Quelle (Original ital.): Isteriche reazioni in Ticino per chi ha osato criticare Israele e i suoi criminali di guerra (sinistra.ch, 29 maggio 2017) | Übersetzung: kommunisten.ch (30.05.2017)


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