Massiver Einbruch der Textil-Exporte
BERN (3. Februar): Die Exporte der Schweiz im letzten Quartal 2008 und besonders im Dezember massiv eingebrochen. Nachdem die Exporte in den beiden vorangegangenen Jahren zweistellig gewachsen waren, und auch anfangs 2008 noch zugenommen hatten, drehte der Wind in den letzten 3 Monaten des Jahres derart heftig, dass letztlich die Hälfte der Exportbranchen negative Jahresergebnisse schrieb.
Dies gab die eidgenössische Oberzolldirektion in ihrer Medienmitteilung vom 3. Februar bekannt. Papier- und Grafische Industrie, Handwerkzeugmaschinen, Metallbranche und Kunststoffe, und vor allem die Textil- und Bekleidungsindustrie verzeichneten Rückgänge. In anderen Bereichen, zum Beispiel in der Maschinenindustrie ist die Bilanz sehr durchzogen, auch wenn das Exportvolumen des Gesamtbranche noch gewachsen ist.
Um mehr als 55% zugelegt haben im vergangenen Jahr die Kriegsmaterialexporte, die auf den neuen Rekordwert von 722 Millionen Franken springen.
Minus 20% im Dezember
Besonders steil fielen die Exporte im Dezember. Nach Bereinigung der Unterschiede, die sich aus der von Jahr zu Jahr unterschiedlichen Zahl der Arbeitstage ergeben, resultierte bei den Exporten im Dezember nominal ein Minus von 11 % und real von 13,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Sehr schwer ist die Textilindustrie mit einer Einbusse von über 20% betroffen. Beim Export von Textilmaschinen wird sogar ein Minus von 62% gemeldet.
Textilindustrie auch in der EU gefährdet
Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist auch in der EU – und teilweise durch die EU-Politik – gefähdet. Im Dezember 2007 hatte das EU-Parlament eine oberflächliche Diskussion über die Schwierigkeiten der Textil- und Bekleidungsindustrie geführt. Die konföderale Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken und der Nordischen Grünen (GUE/NGL) hatte das Parlament zu konkreten Beschlüssen gegen das langsame Sterben dieses strategischen Sektors aufgefordert, wurde aber von den anderen Fraktionen nicht unterstützt. Die Europäische Kommission hielt ihrerseits an ihrem Kurs fest, wonach die Textilbranche keine spezielle Lösung brauche, sondern ihre Wettbwerbsfähigkeit durch weitere neoliberale Restrukturierungen (Betriebsschliessungen, Entlassungen usw.) fortlaufend steigern müsse.
Seither hat sich die Lage erheblich verschlechtert. Innert zwei Jahren sind in der EU rund 350’000 Arbeitsplätze und 5% der Betriebe in diesem Wirtschaftszweig verschwunden. Die Arbeiter werden weiterhin der Arbeitslosigkeit ausgesetzt, viele davon mit ausstehenden Löhnen und Entschädigungen, viele werden verschärften Ausbeutungsverhältnissen unterworfen, prekär beschäftigt, ihre Arbeitszeiten werden dereguliert. Wie der Pedro Guerreiro von der Portugiesischen Kommunistischen Partei (PCP) im EU-Parlament namens der GUE/NGL darlegte, hat diese Realität ihre Verantwortlichen und ihre Gründen. Diejenigen, welche die Liberalisierung des Textil- und Kleiderhandels und die Verlagerung der Produktion fördern – den Maximalprofit im Auge – und drängt den grössten Teil der Textil- und Bekleidungsbranche in eine Konkurrenzsituation, deren im voraus definierte Regeln auf dem ungleichem Mass und Gewicht gründen, das zur Anwendung kommt. Die nicht hochkapitalistisch finanzialisierten Betriebe und Produktionsstrukturen fallen dieser unfairen Konkurrenz zum Opfer. Die GUE/NGL verlangt eine Reihe von Massnahmen, darunter die Deblockierung von finanziellen Mitteln für die Unterstützung der Klein- und Mittelbetriebe und für die Modernisierung ihres Produktionsapparats sowie zur Diversifizierung der Industrien in den schwächsten und von der Textilindustrie einseitig abhängigen Regionen.
(3.2.2009)
Quelle: Oberzolldirektion: Aussenhandel: Schlussquartal 2008 belastet Jahresergebnis
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