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Klassenweise unterschiedliche Reaktionen zum Tod von Muammar Al-Gadhafi

Trauer im antiimperialistischen Lager

Der Anlass seiner hinterhältigen Tötung löst bei uns alles andere als das Bedürfnis aus, uns in Distanzierungen von dem Getöteten und seiner Ideologie und Politik zu ergehen. Festgehalten gehört: Das antiimperialistische Lager hat einen Kämpfer verloren, der im Laufe seines Lebens dem Imperialismus manchen grösseren oder kleineren Stoss versetzt hat.

Anstatt einer ausführlichen Bewertung Gadhafis sei hier allgemeiner festgestellt: Das antiimperialistische Lager ist naturgemäss ideologisch sehr heterogen zusammengesetzt. Das kann auch nicht anders sein, angesichts der Tatsache, dass die globale Offensive des Imperialismus zur Aufrichtung seiner Herrschaft auf dem gesamten Planeten wahllos sehr unterschiedliche Klassen und Schichten mit allen denkmöglichen Kulturen, Produktionsformen, Religionen, sehr unterschiedliche gesellschaftliche Strukturen etc. zu Opfern macht. Die daherige ideologische Zerklüftung des antiimperialistischen Lagers darf nicht von der Tatsache ablenken, dass das antiimperialistische Lager (objektiv, durch die Logik der Dinge) in Solidarität verbunden ist. Die Folgen jedes Fehlers und Rückschlags jeder einzelnen antiimperialistischen Kraft müssen von allen getragen werden. Jeder Teilsieg gegen den Imperialismus kommt allen zugute und erleichtert ihren Kampf. Zudem ist damit zu rechnen, dass der gemeinsam geführte Kampf unterschiedlicher Kämpfer mit breit gestreuten Erfahrungen nicht nur das antiimperialistische Lager generell stärkt, sondern auch das Gewicht der Arbeiterklasse, ihrer Ideologie und ihrer Kommunistischen Parteien innerhalb des antiimperialistischen Lagers. Schulter an Schulter mit den klassenbewussten Arbeitern kämpfend, werden diese Verbündeten ihre politischen Rückstand am ehesten aufholen können und werden zentrale Thesen des Marxismus-Leninismus in ihrer Praxis bestätigt finden.

Dass Gadhafi sich in die nationale Geschichte Libyens und in die Erinnerung der Völker Afrikas einschreiben wird, steht ebenfalls schon heute fest. Afrika trauert um einen Freund.

Aus dem bolivarianischen Lateinamerika vernimmt man zu Gadhafis Tod ganz andere Töne als wir sie von den Regierenden in Westeuropa zu hören bekommen. Der venezolanische Staatspräsident Hugo Chávez bedauerte den Tod Gadhafis und bezeichnete die Tötung als vorsätzlichen Mord. Er würdigte den Gefallenen als grossen Kämpfer und Revolutionär und jetzt auch als Märtyrer.

Russische Kommunisten warnen vor Rückfall Libyens ins Mittelalter

Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF), Gennadi Sjuganow, bezeichnete es als beschämend, dass die NATO ihren Einsatz mit Lynchmorden beendet, während US-Präsident Obama sich als Friedensnobelpreisträger feiern lässt. Die Politik der NATO folge dem schlechten Beispiel der 1930er Jahre. Der stellvertretende Generalsekretär der KP, Iwan Melnikow, nannte die Ermordung Gadhafis eine «koloniale Barbarei in Dekorationen des 21. Jahrhundert». Die Nachrichtenagentur Novosti zitiert Melnikow mit den Worten:

«Ich denke, dass sich die Welt heute die veröffentlichten Bilder und Videos der Tötung Gaddafis aufmerksam anschauen muss. Da ist nicht nur der tote Ex-Revolutionsführer Libyens, sondern auch ein Symbol der von den Amerikanern zerfleischten Souveränität eines unabhängigen Landes. Das ist ein Finale ihres (der Amerikaner) rasenden Wunschs, sich der Ressourcen dieses reichen Staates zu bemächtigen. Und sie spucken auf die künftige Situation im Land, es juckt sie überhaupt nicht, dass Libyen ins Mittelalter zurückkehren wird.» ( RIA Novosti, 20.10. )

Die russischen Kommunisten und die beiden anderen in der Staatsduma vertretenen Oppositionsparteien (“Gerechtes Russland” und Liberaldemokraten) verlangten, dass das russische Parlament eine Botschaft absende, um dem libyschen Volk zu Gadhafis Tod zu kondolieren. Der Beschluss für ein Kondolenzschreiben wurde von der regierenden Putin-Partei (“Geeintes Russland”) verhindert, die in der 2007 gewählten Duma über eine erdrückende Mehrheit (315 von 450 Sitzen) verfügt.

(21.10.2011/mh)


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