Dollar unter Druck: Immer mehr Länder kehren US-Währung den Rücken
Dabei verfolgt Brüssel vor allem das Ziel, die Rolle des Dollars in der Energiewirtschaft zu reduzieren, insbesondere im Handel mit dem Iran, gegen den Washington seine Sanktionen verhängt hat.
Das ist Krieg
Aktuell ist die Situation so, dass für die Teilnehmer der internationalen Handelsbeziehungen, die als Zahlungsmittel die US-Währung verwenden, automatisch US-Gesetze gelten. Wenn Washington Sanktionen verhängt, müssen sich die Marktteilnehmer entscheiden: entweder die Kontakte mit dem Land, gegen das eventuell Sanktionen eingeführt werden, zu stoppen oder aus dem globalen Finanzsystem quasi ausgeschlossen zu werden.
Solange sich die Amerikaner um gute Beziehungen mit ihren traditionellen Verbündeten bemühten, funktionierte dieses System durchaus effizient. Als aber US-Präsident Donald Trump gegen viele Länder Handelskriege auslöste, hat sich die Situation grundlegend verändert.
„Die Vereinigten Staaten führen gerade einen Wirtschaftskrieg gegen etwa zehn Prozent aller Länder der Welt, wo etwa zwei Milliarden Menschen leben und deren BIP insgesamt mehr als 15 Billionen Dollar beträgt“, sagte der Exekutivdirektor des amerikanischen Institute for the Analysis of Global Security (IAGS), Gal Luft. „Außerdem wurden Tausende Menschen aus verschiedenen Ländern auf die vom US-Finanzministerium erstellte Liste von Personen gesetzt, die kein Recht auf die Nutzung des globalen Finanzsystems haben, das von den USA verwaltet wird.“
Mit Washingtons jüngsten Aktivitäten im Handelsbereich seien so viele Länder unzufrieden, dass sie in der Lage wären, alle zusammen ein paralleles Finanzsystem zu bilden, das für die USA nicht zu erreichen wäre, warnte der IAGS-Chef.
Ein deutliches Beispiel ist in diesem Sinne Russland. Vizepremier Juri Borissow erklärte vor etwa einem Monat, dass Moskau seine Raketenabwehrsysteme S-400 „Triumph“ für Rubel an Indien verkaufen würde. Der Vertrag würde sich nach seinen Worten auf 331 Milliarden Rubel belaufen. Auch mit der Türkei konnte sich Russland auf einen Dollar-freien Handel einigen – nachdem Washington gegen Ankara Sanktionen verhängt hatte.
Auch russische Großkonzerne wie Surgutneft, Gazpromneft und Severstal haben ihre ausländischen Kontrahenten aufgerufen, für Euro statt Dollar zu handeln.
Auch vom Wertpapiermarkt wird die US-Währung allmählich verdrängt: Russische Unternehmen haben im November drei große Pakete von Eurobonds über eine Summe veräußert, die 1,6 Milliarden Dollar entsprechen würde. Gazprom brachte seine Wertpapiere in Euro und Rushydro in Yuan und Rubel auf den Markt.
Und am 27. November berichtete das russische Finanzministerium über die erfolgreiche Veräußerung von Staatsanleihen, umgerechnet für eine Milliarde Euro.
„Wir haben kein Ziel, vom Dollar wegzugehen – der Dollar geht von uns selbst weg“, sagte der russische Präsident Wladimir Putin Ende November. „Und wer entsprechende Beschlüsse fasst, schießt sich sogar nicht in das eigene Bein, sondern noch etwas höher, denn eine solche Instabilität bei Abrechnungen in Dollar bringt sehr viele Wirtschaften der Welt auf die Idee, nach alternativen Reservewährungen zu suchen und Abrechnungssysteme zu bilden, die vom Dollar unabhängig wären.“
Der Kreml-Chef präzisierte, dass Moskau mit seinen wichtigsten Handelspartnern Indien an der Entwicklung von internationalen Zahlungssystemen intensiv zusammenarbeite, die vom SWIFT-System unabhängig wären.
Nicht nur Russland
Auch China nutzt seine Initiative „Ein Gürtel – ein Weg“ als Instrument, um verschiedene Länder zum Handel in Yuan statt Dollar zu stimulieren.
Auf den US-Dollar (zugunsten des Yuans) haben vor Kurzem Pakistan und der Iran verzichtet. Zudem einigten sich die beiden auf gegenseitigen Handel in ihren nationalen Währungen.
Jetzt scheint auch die EU sich diesem Lager anzuschließen. In erster Linie wollen die Europäer mit Energieträgern und Rohstoffen in Euro handeln. Das berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf den Entwurf eines Dokuments, das von der EU-Kommission entwickelt wurde und den EU-Spitzenpolitikern auf dem bevorstehenden Gipfel vorgelegt wird.
Aktuell bezahlt die Europäische Union mehr als 80 Prozent aller importierten Energieressourcen in Dollar. Laut dem erwähnten Dokument sollten die EU-Länder garantieren, dass Verträge, die „im Rahmen von zwischenstaatlichen energetischen Abkommen“ abgeschlossen werden, künftig nur in Euro nominiert werden.
Dadurch soll nach Auffassung Brüssels das politische, wirtschaftliche und finanzielle Gewicht der Union in der modernen multipolaren Welt untermauert werden. Europäische Experten betonen, dass dies „die wirtschaftliche Souveränität der Union angesichts der Politik des US-Präsidenten Donald Trump erhöhen wird“.
Gold besser als Dollar
Ökonomen sind sich im Allgemeinen einig, dass die makroökonomischen Trends den „Untergang“ des Dollars als wichtigste internationale Währung zusätzlich anspornen.
Professor Barry Eichengreen von der University of California, Berkeley erläuterte, dass die Stärke der modernen Finanztechnologien das globale Währungsmonopol quasi sinnlos mache. Für Unternehmen und Banken aus verschiedenen Ländern sei es immer einfacher, von einer Währung zu einer anderen überzugehen – und diejenige zu wählen, die bei diesem oder jenem konkreten Deal am günstigsten wäre.
Und für den Fall von finanziellen Erschütterungen kaufen Zentralbanken verschiedener Länder und Großinvestoren immer mehr Gold. Einer der „Gurus“ dieses Marktes und Gründer des weltweit größten Hedgefonds Bridgewater Associates, Ray Dalio, hält dieses Edelmetall für eines der zuverlässigsten Instrumente zur Minimierung von finanziellen und politischen Risiken.
Und dafür gibt es eine durchaus vernünftige Erklärung: Sollte das Dollarsystem wegen der kolossalen Staatsschulden der USA zusammenbrechen, würde Gold keineswegs seinen Wert verlieren. Und dank seiner Funktion als Zahlungsmittel im Welthandel senkt es die Abhängigkeit von jeder Währung der Welt.
„Ich bin sicher, dass ein globaler ‚Neustart‘ beginnt, wenn verschiedene Regierungen der Welt ihre Schulden loswerden müssen, so dass sie alles an den Goldwert binden werden. Deshalb bauen Länder wie Russland und China ihre Goldreserven aus – sie wissen, was in einigen Jahren passieren könnte“, stimmte der Aufsichtsratschef von First Mining Gold, Keith Neumeyer, dieser Auffassung zu.
Übernommen von: sputniknews.com (5.12.2018)
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