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Wer hat denn diese Herren so schlecht beraten, so schlecht beraten?
(deutsche Textvariante der 2. Strophe von “Los cuatro Generales”)

Vatikan und Piusbruderschaft: Eine causa finita?

Falsche Ratgeber schuld?

Im Fall der Rücknahme einer Kirchenstrafe für den Lefebvre-Bischof Richard Williamson ist Papst Benedikt XVI. nach Ansicht seines Biografen Peter Seewald falsch beraten worden. Dass der Papst die Öusserungen Williamsons gekannt habe sei «völlig unvorstellbar, sonst hätte er niemals die Exkommunikation aufgehoben», sagte Seewald, der als enger Vertrauter Benedikts gilt.

Auch der Kurienkardinal Walter Kasper erklärte den Entscheid des Papstes mit mangelhaften Vorbereitungen: «Es sind mit Sicherheit Fehler im Management der Kurie gemacht worden», sagte der deutsche Kirchenfürst in einem Interview von Radio Vatikan. Eine ganze Reihe von prominenten Kritikern der päpstlichen Entscheidung über die Aufhebung der Exkommunikation der Lefebvre-Bischöfe vertritt dieselbe Auffassung und drängt den Heiligen Stuhl, sich die Sache nach Einholung besseren Rates anders zu überlegen.
Die Erzeugung eines so beträchtlichen Drucks deutet darauf hin, dass zahlreiche Kenner Joseph Ratzingers gute Gründe haben, davon auszugehen, dass der nun mit Unfehlbarkeit Gewappnete nur durch entsprechenden Druck von seiner Willensentscheidung abgebracht werden kann.

Braucht der Summus Pontifex eine Brücke?

Der schlechte Ratgeber wurde in der Person des Kardinals Dario Castrillón Hoyos gefunden, der das Dossier vorbereitet und die Vorgänge kontrolliert hatte. Der bald 80-Jährige erhielte damit eine letzte Gelegenheit, seiner Kirche als Sündenbock zu dienen, indem er seinen Rücken als Material darbietet, aus welchem dem schlecht beratenen Benedikt XVI ein Ausweg gebaut werden soll.
Die Mehrzahl der hohen Kirchenmänner in Deutschland, Österreich und der Schweiz scheint auf eine solche Lösung zu tendieren und erheben dementsprechende Forderungen. Auch die christliche Ehrbarkeit, darunter Angela Merkel, wenn nicht Katholikin, so doch CDU-Bundeskanzlerin, erwartet klare Distanzierungen aus dem Mund des deutschen Papstes. «Diese Klarstellungen sind aus meiner Sicht noch nicht ausreichend erfolgt», sagte sie in Berlin.

Die These von der schlechten Beratung wird dem Obersten Brückenbauer als Brücke angeboten, um einigermassen heil aus der Sache herauszukommen.

Ob und unter welchen Umständen er diesen Steg betreten wird, ist schwer absehbar. In diesem Monat feiert der Vatikan sein 80-jähriges Bestehen als Staat, das in den Lateranverträgen vom 11. Februar 1929 zwischen der römischen Kirche unter Pius XI. und der Mussolini-Regierung gründet. Auf Seite der Kirche wurden die Verhandlungen von Francesco Pacelli, dem Bruder des späteren Papstes Pius XII. geführt. Nicht nur die verschiedenen Flügel der Kirche werden aufmerksam zuhören, wenn sich der Papst zu diesen Dingen äussert.

Der Papst hat den Erwartungen inzwischen einen Dämpfer versetzt, indem er der Diözese Linz den ultrakonservativen Gerhard Maria Wagner als Weihbischof vorsetzte. Nach Gerüchten steht auch New York, dem wichtigsten Stützpunkt der Papstkirche in den USA, eine ähnliche Ernennung bevor. Dort hat der bisherige Amtsinhaber die Altersgrenze erreicht. Unter den Favoriten für seine Nachfolge wird der “erst” 59-jährige Erzbischof Timothy Dolan aus Milwaukee gehandelt. Er ist irischer Abstammung. Im Gespräch ist unter anderen auch der Erzbischof von San Juan, Roberto Gonzalez Nieves als Vertreter der wachsenden Gemeinde der Hispanics.

Noch herrscht in Rom die Gegenmeinung: die Sache ist abgeschlossen !

In der Kurie scheinen viele nicht gewillt, dem Druck nachzugeben und lassen auch Merkel mit ihrer Forderung nach zusätzlichen Erläuterungen des Papstes abblitzen. Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone hatte schon vor Tagen deutlich gemacht, dass der Vatikan die Aufhebung der Exkommunizierung als “Gnadenakt” und “ersten Schritt” zur Versöhnung betrachte, der nicht als Gutheissung der Auffassungen der Lefebvrianer gewertet werden dürfe, von welchen sich der Papst deutlich genug distanziert habe. Auch Vatikansprecher Federico Lombardi verteidigte die päpstliche Entscheidung und bestätigte inzwischen erneut, dass der Vatikan dem schon Gesagten nichts beizufügen habe: Roma locuta, causa finita. Wenn Rom gesprochen hat, dann ist eine Sache abgeschlossen.

(3.3.2009/mh)


Hintergründe: Papst umarmt verlorene Söhne – (…) Die Weisswaschung des Faschismus und Leugnung seiner historischen Verbrechen … blieben immer ein Hauptanliegen von einflussreichen reaktionären Kräften in- und ausserhalb der katholischen Kirche. …mehr


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