Hisbollah – neue Zielvorgabe der «Washington Post» für US-Bombardierung in Syrien
Den USA gehen die Verbündeten aus …
In der Kolumne The right target for the U.S. in Syria: Hezbollah lässt die Washington Post (27. Juli) den Konfliktforscher und Professor Danier Serwer vom Middle East Institute zu Wort kommen, um der US-Regierung aus einer Verlegenheit zu helfen. In der Tat ist die Syrienpolitik der USA gescheitert, nachdem sich Russland eingeschaltet hat und da sich nun auch die Türkei mehr und mehr aus der US-geführten Allianz zum Sturze des legitimen syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verabschiedet. Die Schachfiguren Washingtons verlieren überall in der Region (gerade jetzt auch in der Türkei) an Boden; und die zum Einsatz als US-Bodentruppen als letzte Hoffnung verbliebenen und von der NATO bewaffneten kurdischen Separatisten drohen zerquetscht zu werden, sobald Ankara und Damaskus Frieden schliessen. Dieser Friedensschluss scheint unausweichlich, falls die gegenseitige Annäherung der Türkischen Republik und der Russischen Föderation beiderseits ernst gemeint ist, wofür neben der Interessenlage auch alle zu vernehmenden Zeichen sprechen.
… und in der Not liefert die «Washington Post» bessere Zielscheiben
Der Kolumnist der Washington Post verspricht den USA zwar keinen neuen Verbündeten in Syrien, aber wenigstens einen neues Ziel, nämlich einen altbekannten “Schurken”: die Hisbollah. Entgegen dem Aussenministerium, welches Angriffe auf syrische Regierungskräfte befürworte, habe US-Präsident Barack Obama den Fokus auf den Kampf gegen Terroristen gesetzt. Dabei beschränke er sich einseitig auf den Kampf gegen sunnitischen Terrorismus. Und dann: “Es gibt auch eine schiitische terroristische Organisation: die Libanon-gestützte Hisbollah”. Diese wird als “einer der Hauptfaktoren im militärischen Gleichgewicht in Syrien” bezeichnet.
In der Tat hat sich die Hisbollah, eine enge Verbündete der Kommunistischen Partei des Libanons, nicht nur im eigenen Land als schlagkräftige Truppe erwiesen, sondern bezeugt auch dem syrischen Volke ihre bewaffnete Solidarität im gleichen Kampf gegen den imperialistisch-zionistischen Block.
Was die Hisbollah zur Zielscheibe der «Washington Post» prädestiniert, ist die Angst vor den Russen. Denn Obama habe sich “standhaft geweigert, gegen die Regierungen von Syrien, Iran und Russland zu Kriege zu ziehen”, und eine Zustimmung im Kongresses sei ungewiss. Hisbollah als nicht-staatliche Organisation sei daher ein besser geeignetes Angriffsobjekt für US-Bomben, und solche Angriffe würden gemäss der einflussreichen Zeitung ein limitiertes, aber kraftvolles Signal an Moskau bilden.
Die «Washington Post» liefert auch ein Szenario, welches vorwegnimmt, dass die Syrer mit Anschlägen auf US-Bürger und Raketenabschüssen auf Israel reagieren werden. Dann werden die militärstrategischen Vorzüge der propagierten Luftkampagne dargelegt: die “nicht-extremistische syrische Opposition” könnte das von Hisbollah kontrollierte Land übernehmen. Alle gegen Assad kämpfenden Kräfte wären moralisch gestärkt. Nach diesem Artikel der Washington Post wäre der Frieden sozusagen in Reichweite, wenn man sich nur endlich entschliessen könnte, die Friedenshand auszustrecken … damit sie den Knopf für die Bomben auf die Hisbollah drückt.
Der Propagandabeitrag eines führenden Blattes zeigt einmal mehr, wie weit die westliche Presse bereits zu einem integrierenden Bestandteil des militärisch-industriellen Komplexes geworden ist.
(mh/30.07.2016)
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