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Portugal feiert den 35. Jahrestag der Nelkenrevolution als Kampftag

Viele Tausende defilierten am 25. April durch Lissabons Avenida da Liberdade, um den Jahrestag der Nelkenrevolution zu feiern. Die Veranstalter (Associação 25 de Abril) und die Polícia de Segurança Pública (PSP) haben bisher keine Schätzungen über die Zahl der Teilnehmer bekannt gegeben. Von den Nelkenverkäuferinnen war zu erfahren, dass es wohl wegen der Krise mehr Teilnehmer gab, dass die Krise aber das Geschäft kaputt macht.

Viele Spruchbänder richteten sich gegen die Prekarisierung der Arbeit, forderten mehr Demokratie, Arbeiterrechte, Legalisierung der Papierlosen, und richteten sich gegen die Korruption. “Gebt uns neue Lügen!”, forderte ein Transparent an die Adresse der SP-Regierung Sócrates.

Den Umzügen schlossen sich auch Soldaten und Unteroffiziersverbände an, welche der Regierung vorwerfen, die Streitkräfte immer mehr aus dem Geschehen zu verdrängen. Die Associação Nacional de Sargentos verweist darauf, dass es die «Streitkräfte waren, welche den Bürgern die Demokratie gebracht haben».

«Bis heute bezahlt Portugal die Rechnung der faschistischen Diktatur», rief João Oliveira in Erinnerung. In seiner Rede zum Jahrestag der Revolution, die den Faschismus am 25. April 1974 entmachtete, sagte der kommunistische Parlamentsabgeordnete wies er darauf hin, dass «das Land, das wir heute haben, ein unleugbares Beispiel für das Scheitern der Politiken ist, die die Ausbeutung und die Konzentration des Reichtums verschärfen.» Er stellte fest, dass «die Armen heute die Vermögen der Reichen nicht mehr ertragen können.»

Eine neuer April ist nötig

Der PCP-Generalsekretär nannte den 25. April eine «unvollendete Revolution» und fuhr fort: «Es lohnt sich, wieder über einen April nachzudenken.» Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung über Leben und Werk von Alvaro Cunhal verwies er auf den jämmerlichen Zustand Portugals «nach 33 Jahren der Politik nach rechts, welche den Grossteil der Errungenschaften der Aprilrevolution zerstört hat, sowie auf die Notwendigkeit der Lektüre und des Studiums des Werkes und des Kampfes, dem Alvaro Aunhal sein ganzes Leben widmete.»

Wie Jerónimo de Sousa hielten auch andere Vertreter der Portugiesischen Kommunistischen Partei (PCP) fest, dass das Land einen neuen April braucht. «Eine neuer April bedeutet einen tiefen Umbruch in Portugal», sagte Gen. Oliveira und verwies auf die Armut, die Temporärarbeit, die soziale Ausgrenzung, den Zugang zu Gesundheit, Bildung und Rechtsschutz, die Arbeitslosigkeit, die Auslandabhängigkeit und die Politiken, «welche das Land den Diktaten der europäischen Mächte und der Militärblöcke unterwerfen, und damit die Ausbeutung und die sozialen Ungleichheiten zuspitzen.»

Zahlreiche Initiativen zur Feier des 25. April fanden in allen Landesteilen statt, viele Debatten, Kulturveranstaltungen, Sportwettkämpfe usw. wurden auch in kleineren Ortschaften und in der Emigration abgehalten.

Die Rechte provoziert

Just auf den 25. April haben die Rechtsparteien in der von ihnen dominierten Ortschaft Santa Comba Dão einen “Dr. Salazar-Platz” neu eingeweiht und diese Weihe in die offiziell der Nelkenrevolution gewidmeten Feierlichkeiten eingebunden. Die Union der antifaschistischen Widerstandskämpfer (URAP) hat diese schändliche Provokation scharf verurteilt und sieht darin eine neuen Versuch zur Weisswaschung des Faschismus. “Wenn der Faschismus weiss gewaschen wird, dann weil man seine Politiken wieder salonfähig machen will», erklärte Aurélio Santos, ein bekannter antifaschistischer Veteran aus Zeiten des illegalen Kampfes. Die URAP hat kürzlich 16’000 Unterschriften von Bürgern gegen die Errichtung eines Salazarmuseums in Santa Comba Dão zusammengetragen und fordert die Regierung auf, gegen das Vorhaben einzuschreiten.

(26.04.2009)



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