Doğu Perinçek zum US-Abzug aus Syrien
Der Präsident der türkischen Vatan Partei, Doğu Perinçek, kommentierte an einer Pressekonferenz den jüngsten Entscheid der USA, aus Syrien abzuziehen und Meldungen, nach denen die Umsetzung des Entscheids bereits im Gange ist.
Historischer Sieg Westasiens gegen den US-Imperialismus
Nach Perinçeks Einschätzung sind die USA besiegt worden. Dieser historische Erfolg sei dem bewaffneten Kampf und der Vereinigung zu einer gemeinsamen Front gegen den US-Imperialismus, gebildet durch die Türkei, Syrien, Irak, Iran, Jemen und Russland, zu verdanken. Die sechstausend Jahre alte westasiatische Zivilisation habe den blutigen und krankhaften Barbarismus der USA zerschmettert. Wie Perinçek erinnert, begann dieser Krieg der USA in Westasien vor 27 Jahren mit der Invasion Iraks (1991). Aber – so die Zusammenfassung von Perinçek – der Irak hat gekämpft: die irakische Armee drang in Kirkuk ein, und die USA Peschmerga und die PKK liessen die Waffen fallen und flohen. Syrien hat gekämpft: Das syrische Volk und seine Regierung unter Führung von Baschar al-Assad zerschmetterten die Pläne der USA und Israels. Der Schlachtruf “USA raus aus Westasien!” sei nun lebendig geworden. Die Türkei hat gekämpft: gegen alle solchen terroristischen Gruppen der USA wie PKK, PYD, YPG und ISIS. Die türkische Armee durchboihrte den US-israelischen Korridor bit den Operationen Olivenzweig und Euphrat-Schild und durchkreuzte die Pläne Washingtons und Tel Avivs zur Errichtung eines zweiten Israel im Nahen Osten unter der Maske “Kurdistan”. Iranische und russische Kräfte haben Syriens Kampf unterstützt. Jemen kämpft immer noch gegen den US-Imperialismus und die saudische Aggression.
Überregionale Auswirkungen
Die Auswirkungen des US-Rückzugs begrenzen sich gemäss Perinçek nicht auf den Nahen Osten, wo der Schlachtruf “USA raus aus Westasien!” sich lebendig verwirklicht. Es handle sich bei diesem Ereignis um eine Verschiebung der Kräfte-Balance von geopolitischer Tragweite und um einen Vorboten eines neuen eurasischen Zeitalters; die atlantische Aera sei an ihr Ende gelangt und die Weltherrschaftspläne der USA gescheitert.
Der Präsident der Vatan Partei, die sich wie keine andere türkische Partei für die Verbesserung der Beziehungen des eigenen Landes mit Russland und Syrien eingesetzt hat beziehungsweise einsetzt, verwies auch auf die heutige Notwendigkeit, die Allianz Westasiens, die in Syrien und Nordirak begründet worden ist, auf das östliche Mittelmeer und die Ägäis auszudehnen. Bekanntlich misstraut die türkische Regierungspartei AKP der syrischen Staatsführung und verzögert die durch übereinstimmende Interessen beider Länder dringend gebotene Annäherung an Damaskus. Diese Zweifel auf Seiten der AKP an der Zusammenarbeit mit Syrien werden ernsthafte Konsequenzen haben. Perinçek forderte, dass die Kooperation mit Syrien unverzüglich aufgebaut werden muss.
Verheizte Schachbauern
Zur Lage der US-Verbündeten vor Ort, namentlich der kurdisch-separatistischen PKK/YPG, sagte der türkische Politiker: “Die USA haben die Schachbauern ins Feuer geworfen und zurückgelassen”. In den vergangenen 27 Jahren hatte die Vatan Partei – bis 2015 unter dem früheren Namen: İşçi Partisi (Arbeiterpartei) – die Kurden immer wieder vor der Kollaboration mit dem US-Imperialismus gewarnt. Perinçek erinnerte an entsprechende Aufrufe:
– “Lasst Euch nicht als Schachbauern der USA und Israels verheizen!”
– “Begeht keinen Verrat an den Ländern und Völkern Westasiens!”
– “Schiesst keine israelischen und US-Kugeln auf Eure Brüder!”
– “Ihr werdet nichts anderes erreichen als die Niederlage an Seiten der USA!”
Jetzt seien diese Tage gekommen. Die PKK selber habe bei ihrem Hilfegesuch an den Westen konstatiert, dass “die USA mit dem Abzug ihrer Truppen vor dem türkischen Staat zurückgewichen sind”. Perinçek fasste die Klemme der PKK/YPG dahin zusammen, dass diese keinen anderen Ausweg mehr habe, als bei ihren amerikanischen Herren um deren Verbleiben und Hilfe gegen die türkische Armee zu betteln. Diese Bettelei sei aber keine Lösung. “Sie hätten über alle Resultate jenes Verrats nachdenken sollen, anstatt nur über das ‘wie’ des Verrats”, meinte Perinçek. Nun habe der Verrat ein Ergebnis, an das nicht gedacht worden sei. Nach Perinçek bleibt der PKK/YPG keine andere Wahl, als die Waffen zu strecken.
(mh/24.12.2018)