Von «freien und demokratischen» Wahlen
Während der vergangenen Monate konnten die Leserinnen und Leser der westlichen Presse erneut erfahren, was man unter freien demokratischen Wahlen zu verstehen hat. Die Wahlen im Iran waren natürlich nicht frei, denn sie brachten nicht das vom Westen gewünschte Resultat, da die groÖe Mehrheit der Iraner den bisherigen Amtsinhaber bestätigte. Es war daher auch normal, dass die in Teheran erfolgten Proteste gegen das Wahlresultat in den westlichen Medien groÖe Beachtung fanden. Besonders führten die Medien, Zeitungen und Fernsehprogramme den Zeitungslesern und Fernsehzuschauern während Tagen das Bild einer zu Tode gekommenen Frau vor Augen und verbanden damit den Ruf eines Regimewechsels im Iran.
Die Wahlen im Gabun aber waren frei und demokratisch, denn sie brachten glücklicherweise das richtige Resultat. Nachdem Omar Bongo unter dem Schutz von französischen Truppen und im Interesse des französischen Kapitals das Land Jahrzehnte lang regieren durfte, konnte jetzt sein Sohn die Wahlen als Nachfolger gewinnen. Die Proteste und Demonstrationen in vielen Städten Gabuns gegen offensichtliche Wahlfälschungen in groÖem Stil, fanden in der westlichen Presse keine Beachtung. Auch vermieden es die freien westlichen Agenturen und Fernsehsender, Fotos und Bilder von den Dutzenden von Toten, welche die von der französischen Kolonialmacht geduldete Repression forderte, zu zeigen. Um die toten Gabuner, die mehr Demokratie und weniger Korruption gefordert hatten, zu Helden zu machen, dazu war ihre Hautfarbe definitiv zu dunkel.
Auch die Wahlen in Afghanistan waren frei und demokratisch, denn sie erbrachten das richtige Resultat, das umso voraussehbarer war, als die Wahlen unter dem Schutz eines christlichen NATO-Heeres standen, und, weil die Juncker-Regierung das so wollte, selbst der Luxemburger Steuerzahler sein Obolus leisten musste. Trotzdem gab es offensichtlich massive Wahlfälschungen in der Grössenordnung von 1,5 Millionen Stimmen. Westliche Spezialen werden nun dabei helfen, entsprechende kosmetische Korrekturen am Wahlresultat vorzunehmen, welche dazu beitragen sollen das Resultat glaubwürdiger erscheinen zu lassen, ohne dass das definitive Resultat selbst verändert wird.
Daraus erfolgt, dass Wahlresultate in Washington, Berlin, London und Paris auch dann noch als frei und demokratisch anerkannt werden, wenn die Fälschungen ein glaubwürdiges, dem Westen günstiges Resultate hervorbringen. In anderen Worten heiÖt das, der Kandidat des Westens braucht nicht mehr als 100 Prozent der Stimmen zu erhalten und die Anzahl der Wahlzettel sollte nicht wesentlich grösser sein als die Anzahl der Wähler. Womit die Glaubwürdigkeit des Wahlresultats gesichert wäre. Die freien und demokratischen Medien brauchen den Sieg dann nur noch gebührend zu feiern, damit bei den Völkern keine Zweifel an der Überlegenheit der westlichen Werte und der bürgerlichen Demokratie aufkommen.
Aloyse Bisdorff
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek (22. September 2009)
Siehe auch:- Jorge Cadima: Freundschaftliche Ratschläge